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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille
Autoren: Peter Mayle
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Reaktionen aus: Es folgte ein lauter Schmatz auf beide Wangen von Daphne und eine ungestüme Umarmung von Flo. Prendergast schien noch mehr in sich zusammenzufallen.
    »Hat er versucht, Widerstand zu leisten?«
    Flo nickte. »Aber nur einmal und ohne rechte innere Überzeugung.«
    Was Sam selbst betraf, so fühlte er sich mit einem Mal ungeheuer lebendig, leicht benommen und aller Welt zugeneigt. Mit einer merklichen Ausnahme. »Die Polizei wird jeden Augenblick hier eintreffen, und der Erste, den sie sich vorknöpft, sollte Wapping sein. Sagen Sie, Flo – was für eine Strafe steht in Frankreich auf Entführung?«
    Der Hüne rieb sich das Kinn. »Kommt darauf an. Falls das Opfer in irgendeiner Form zu Schaden gekommen ist, fünfundzwanzig Jahre. Andernfalls nur zwanzig.«
    »Nur zwanzig Jahre! Wie sind die Gefängnisse hier eigentlich?«
    Figatellis Miene spiegelte die reinste Unschuld wider. »Ich habe natürlich keine einschlägigen persönlichen Erfahrungen. Aber dem Vernehmen nach soll der Komfort zuweilen zu wünschen übrig lassen.«
    »Wie bedauerlich. Dann wollen wir mal.« Er wandte sich Prendergast zu, der aufmerksam zugehört hatte und ihn jetzt in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Verzweiflung anschaute. »Können wir ihn irgendwo einsperren?«
    Flo zuckte die Schultern. »Wozu? Ich stecke ihn zu Wapping in die Kabine und postiere mich vor der Tür, bis die Polizei eintrifft.« Er beugte sich hinunter und stellte Prendergast nicht besonders sanft auf die Füße. Die Prozession setzte sich in Marsch und erreichte die Eignerkabine gerade rechtzeitig, um die Polizei von Marseille willkommen zu heißen, die mit einem Einsatzkommando in zwei Schnellbooten angerückt war.
    Zu Sams Erleichterung hatte Flo beschlossen, die Situation selbst in die Hand zu nehmen. Er erklärte dem Einsatzleiter, dass sich der Entführer in der Eignerkabine befinde, das Opfer betäubt im Hubschrauber schlafe, Sam sie vor einer weiteren Verschleppung bewahrt habe und dass er und seine Kollegen bereit seien, auf jede erdenkliche Art Amtshilfe zu leisten.
    Damit war der Fall natürlich nicht erledigt. Es mussten eidesstattliche Aussagen aufgenommen, Fragen beantwortet und das sonderbare Auftauchen von zwei korsischen Polizisten erklärt werden. Als das alles vorüber war, berührte bereits die ›rosenfingrige Morgenröte‹ den östlichen Horizont, wie Daphne es auszudrücken beliebte, und sie konnten endlich ihrer Wege gehen.
    Sam würde sich stets an den kurzen Rückweg nach Marseille erinnern. Elena, immer noch schlafend, lag zusammengerollt in seinen Armen, der Himmel war in ein verhangenes Rosa getaucht, und die Luft roch wie frisch gereinigt. Die Erleichterung machte einem unendlich tiefen Glücksgefühl Platz.
    Auf der Rückfahrt zum Haus rief er Philippe an, der schon beim ersten Läuten abnahm.
    »Guten Morgen, mein Freund. Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?«
    »Wir haben die ganze Zeit kein Auge zugetan. Wie ist es gelaufen?«
    Nachdem Sam die Ereignisse der Nacht in aller Kürze geschildert hatte, kam ihm ein Gedanke. »Philippe, wie würde dir ein Exklusivbericht gefallen? Du weißt schon, Entführer von Marseiller Polizei auf frischer Tat ertappt, Fluchtversuch mit dem Hubschrauber vereitelt, die ganze Litanei rauf und runter. Die Einzelheiten erzähle ich dir gleich.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann brummte Philippe zustimmend. »Keine schlechte Idee. Wir schaffen es schon noch, einen anständigen Journalisten aus dir zu machen.«

19. Kapitel
    E lena regte sich und drehte sich um. Mit halb geschlossenen Augen streckte sie die Hand aus, und als Sam sie er griff, wurde ihr Gesicht weich und von einem Lächeln erhellt. »Ach Sam, lieber, lieber Sam, was war los? Wie spät ist es?«
    »Du hast dir einen Tag freigenommen. Allerdings ohne vorher ordnungsgemäß einen Urlaubsantrag auszufüllen. Den Rest erzähle ich dir später. Jetzt ist Frühstückszeit. Worauf hast du Lust?«
    »Eine Dusche. Kaffee. Ein Croissant. Noch mehr Kaffee.«
    Trotz Elenas Protest bestand Sam darauf, ihr beim Aufstehen zu helfen. Sie reckte sich, küsste ihn und eilte ins Bad, als hätte sie nur eine geruhsame Nacht hinter sich.
    Bei seiner Rückkehr in die Küche war Mimi damit beschäftigt zu telefonieren, während Philippe auf der Tastatur seines Laptops herumhämmerte. »Hör mal, Sam«, sagte er und übersetzte direkt vom Bildschirm. »Millionenschwerer mutmaßlicher Entführer hilft
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