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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille
Autoren: Peter Mayle
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Projekt von so zentraler Bedeutung erwiesen. Zum Glück sei man ihm auf die Schliche gekommen, bevor irgendwelche Zusagen erteilt wurden. Außerdem lägen zwei weitere hervorragende Angebote vor, erklärte Patrimonio, und der Ausschuss habe bereits hinreichend Zeit und Informationen gehabt, um jedes für sich in Betracht ziehen zu können. Im Interesse der Gerechtigkeit, Demokratie und vollständigen Transparenz, die ihm stets am Herzen lägen, schlage er deshalb vor, nun endlich zur Abstimmung zu schreiten. Einfache Handzeichen würden genügen.
    Er blickte den Bürgermeister fragend an, der jetzt weniger teilnahmslos erschien und zustimmend nickte. Die Ausschussmitglieder passten ihre Mimik an – setzten eine ernste und verantwortungsbewusste Miene auf, wie es Männern gut zu Gesicht stand, die im Begriff waren, eine wichtige Ent scheidung zu treffen. Sie wurden von Patrimonio an ihr Recht erinnert, sich der Stimme zu enthalten.
    Das erste Projekt, über das abgestimmt werden sollte, war der von Madame Dumas im Auftrag von Eiffel International eingereichte Hotelkomplex. Patrimonio blickte sich am Tisch um. Zwei Hände gingen in die Höhe.
    Als Nächstes kam das zweite Gebot an die Reihe, präsentiert von Monsieur Levitt im Auftrag des Schweizer/Amerikanischen Konsortiums. Fünf Hände wurden erhoben, eine nach der anderen, wie Patrimonio erleichtert feststellte. Er würde nicht gezwungen sein, seine Stimme als die ausschlaggebende in die Waagschale zu werfen. Dann konnte man ihm später auch keinen Vorwurf machen, falls etwas schiefging.
    »Nun, meine Herren, ich denke, wir können uns darauf verständigen, dass der Ausschuss eine klare Botschaft übermittelt hat, und ich gratuliere zu dieser Entscheidung.« Und damit zupfte er seine Manschetten zurecht und erklärte die Sitzung für geschlossen.
    Gleich nach der Rückkehr in sein Büro tätigte Patrimonio zwei Anrufe: Der erste galt einem überraschten Sam, der zweite einem langjährigen Redakteur von La Provence . Ein Tag, der so düster begonnen hatte, versprach doch noch einen lichtvollen Ausklang zu nehmen.

20. Kapitel
    M ais c’est pas possible . Da glaube ich einfach nicht.« Philippe schüttelte lachend den Kopf, als er Mimi die Morgenausgabe von La Provence über den Frühstückstisch zu schob. »Schau dir das an. So ein Schuft, dieser Sam – hat kein Wort verlauten lassen.«
    Mimi legte ihr Croissant auf den Teller zurück, leckte die Blätterteigreste von den Fingern und breitete die Zeitung vor sich aus. Auf der Titelseite, direkt über dem Mittelfalz, befand sich ein Foto von Patrimonio und Sam, die sich die Hände reichten und mit einem strahlenden Lächeln in die Kamera blickten. »Ein frischer Wind in der Anse des Pêcheurs« hieß es in der Schlagzeile, gefolgt von einem spannungsgeladenen Text in mehreren Abschnitten, der dem Ausschuss zu seiner schwierigen Entscheidung gratulierte und die freundschaftliche und konstruktive Beziehung zwischen Monsieur Jérôme Patrimonio und Monsieur Sam Levitt unterstrich. Des Weiteren wurde angekündigt, dass in Kürze eine Pressekonferenz stattfinden werde, bei der alle Einzelheiten des siegreichen Projekts offengelegt werden sollten. Das letzte Wort hatte natürlich Patrimonio, der das Abkommen besiegelte. »Ich bin hocherfreut über die Entscheidung des Ausschusses, weil dieses Projekt von Anfang an mein Favorit war«, erklärte er.
    Mimi schnaubte verächtlich, als sie das las, und erstickte beinahe an ihrem Kaffee. » Qu’il est bestiasse! Was für ein Idiot!«
    Philippe grinste noch immer. »Auf zur Pressekonferenz, die ich nur ungern versäumen würde. Kommst du mit?«
    Nach der Verhaftung von Lord Wapping und seiner Besatzung hatten die beiden beschlossen, dass sie nunmehr unbedenklich in Philippes Wohnung zurückkehren konnten. In folgedessen bekamen sie Sam seltener zu Gesicht. »Da lässt man ihn eine Minute aus den Augen, und schon macht er gemeinsame Sache mit allen möglichen finsteren Gestalten«, sagte Philippe. Er griff nach seinem Handy und tippte Sams Nummer ein.
    »Spreche ich mit Monsieur Levitt, der eine freundschaftliche und konstruktive Beziehung zu diesem opportunistischen Vollidioten namens Patrimonio unterhält?«
    Sam stöhnte. »Ich weiß, Philippe, ich weiß. Geh nicht zu hart mit mir ins Gericht. Er rief an und meinte, es sei wichtig, er müsse unbedingt mit mir sprechen, in seinem Büro. Als ich dort ankam, beendete er gerade ein Interview mit einem deiner Kollegen von der
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