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Der Coup von Marseille

Der Coup von Marseille

Titel: Der Coup von Marseille
Autoren: Peter Mayle
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verschwiegenen Restaurant im Luberon bringen, das außer den Einheimischen kaum jemand kannte. Reboul würde sich dort mit ihnen treffen.
    Um Punkt elf bogen zwei schwarze Mercedes-Limousinen in die Auffahrt zum Haus ein. Die beiden jungen Chauffeure im schwarzen Anzug mit Sonnenbrille geleiteten die Fahrgäste zu ihren Sitzen und brausten los. Daphne hatte darum gebeten, mit Elena und Mimi fahren zu dürfen. »Die Mädels sollten unter sich bleiben, mein Lieber, damit wir über euch beide lästern können«, hatte sie zu Sam gesagt, und so folgten die Männer im zweiten Wagen.
    In wenig mehr als einer Stunde fanden sie sich in einer völlig anderen Welt wieder. Nach der Menschenmenge, dem Beton und den Meerblicken von Marseille wirkte der Luberon üppig bewachsen und menschenleer. Die Regenfälle im Frühjahr hatten dazu beigetragen, den Bergen einen Pflanzenbewuchs in sämtlichen Grünschattierungen zu verleihen, frisch und glänzend, und der Himmel war postkartenblau. Das perfekte Wetter für ein Mittagessen, wie Philippe Sam erklärte.
    Die letzte Etappe der Fahrt führte eine enge, gewundene Straße hinauf, bis sie an ein halb von Efeu verdecktes, von Hand gemaltes Hinweisschild auf Le Mas des Oliviers gelangten. Ein nach unten gerichteter Pfeil deutete auf einen steinigen Pfad, der sich durch Felder mit Olivenbäumen schlängelte, mit silbergrünen Blättern, die im Wind zitterten. Vor den hohen Mauern und offenen Eingangstoren des Restaurants endete der Pfad. Von der Öffnung eingerahmt, mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht, nahm Francis Reboul den Konvoi in Empfang.
    Nachdem er sich Daphne, Mimi und Philippe vorgestellt und Elena und Sam zur Begrüßung geküsst hatte, führte er sie in einen weitläufigen Innenhof, groß genug für zwei riesige, ausgewachsene Kastanienbäume, deren Blätter einem langen Tisch Schatten boten. Sam bemerkte, dass er für acht Personen gedeckt war. »Sie haben doch nicht etwa Patrimonio eingeladen?!«
    Reboul grinste verschmitzt. »Mitnichten. Aber ich habe eine echte Freundin, Sam – ah, da kommt sie ja.« Sam folgte Reboul zur Tür des Restaurants. »Meine Liebe, das ist Sam, der mir eine so große Hilfe war. Sam, darf ich Sie mit Monica Chung bekannt machen?« Sie war winzig, reichte Sam kaum bis zur Schulter, mit lackschwarzen Haaren und Mandelaugen, nicht mehr jung, aber gleichwohl schön und auffallend elegant. Selbst Sam, der in Bekleidungsfragen kein Experte war, sah, dass ihr Seidenkleid aus Paris stammte. Er beugte sich über ihre Hand, und Reboul nickte zustimmend. »Ich sehe schon, Sie fangen an, sich wie ein zivilisierter Franzose zu benehmen.«
    Als sie den Innenhof durchquerten, um sich zu den anderen zu gesellen, legte Reboul den Arm um Monicas Taille. »Monica und ich haben beidseitige Geschäftsinteressen in Hongkong. Sie ist eine mit allen Wassern gewaschene Geschäftsfrau und eine hervorragende Köchin, doch ich muss Sie warnen, Sam, spielen Sie niemals Mahjong mit ihr – Sie macht Sie fertig.«
    Monica lachte. »Wir hatten zweitausend Jahre Zeit zum Üben, Francis. Also, wer sind diese netten Leute?«
    Während sie sich einander vorstellten, erschien ein weiteres Paar im Hof und gesellte sich mit Flaschen, Gläsern und Eiswürfeln zu ihnen. »Das ist Mireille, die in der Küche das Zepter schwingt und wunderbare Dinge zaubert«, sagte Reboul. »Und das ist ihr Mann Bernard, der darauf besteht, dass wir vor dem Essen einen Aperitif nehmen.« Die beiden bildeten ein ansehnliches Gespann, den lebenden Beweis für Mireilles Kochkünste, wohlgenährt und bestens gelaunt. Sie schenkten Pastis und Rosé ein, bevor sich Mireille entschuldigte und in die Küche zurückzog, um die Vorbereitungen für das Mittagessen zu überwachen, während sich Bernard am eingedeckten Tisch zu schaffen machte.
    Der Innenhof war der Traum jedes Designers. Die Bruchsteinmauern, einen halben Meter dick und drei Meter hoch, hatten im Verlauf mehrerer Jahrhunderte, in der sie der Witterung ausgesetzt waren, eine sanfte Grautönung angenommen, farblich passend zu den pockennarbigen Steinplatten auf dem Boden. Große runde Anduze-Gefäße aus verblichenem Terracotta, bepflanzt mit scharlachroten Geranien und weißen Petunien, säumten die Mauern, und eine Auswahl an Strohhüten – für den Fall, dass die Sonne durch das Blattwerk drang – hing am Stamm der beiden Kastanien.
    Das Mittagessen wurde diesem Ambiente gerecht. Mireille hatte gleich eine ganze Parade ihrer
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