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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown
Autoren: Rick Mofina
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sein wichtigster Anhaltspunkt, war verschwunden. Stromschnellen und Gischt verdeckten ihn, er konnte den Standort des Mädchens nur ahnen.
    Er wurde gegen einen Felsen gedrückt, was ihm fast die Luft abschnürte. Er packte ihn, um sich daran hochzuziehen. Gerade als er ein Stück flussabwärts etwas Pinkfarbenes schimmern sah, zog ihn die Strömung unerbittlich weiter, wobei er sich die Hand an einer Felskante aufschnitt.
    Graham wurde erneut nach unten gedrückt. In dem aufgewühlten Wasser sah er Beine, die sich um einen Fels vor ihm pressten. Mit letzter Kraft schaffte er es, dorthin zu schwimmen. Die Strömung drückte ihn gegen den Felsen.
    Er war unter Wasser, konnte sich nicht bewegen, kam nicht an die Oberfläche.
    In seinen Ohren klingelte es. Seine Lungen zerbarsten fast. Er würde es nicht schaffen.
    “
Mach weiter, Daniel“
, hörte er die Stimme seiner Frau. “
Du musst weitermachen
.”
    Er mobilisierte seine letzten Kräfte, um sich gegen den Sog an die Oberfläche zu kämpfen. Keuchend holte er Luft und klammerte sich an den Felsbrocken. Einige Sekunden später war er wieder bei sich und arbeitet sich langsam um das Gestein herum. Er griff so weit wie möglich aus, bis er erst kleine Finger berührte, dann eine Hand und schließlich den Arm des Mädchens. Er schob sich weiter, bis er ihr ins Gesicht sehen konnte.
    Ihre schreckgeweiteten Augen starrten ihn an.
    Ihre Lippen waren blau.
    Sie lebte, doch sie zitterte am ganzen Körper, stand unter Schock.
    Sie war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt.
    Graham schob sich näher, schlang den Arm um sie und löste ihre Hände vom Felsen. Sie blutete aus einer Kopfwunde. Graham arbeitete sich mit ihr wieder um den Felsen herum, bis zu einem Punkt, an dem er die Position besser kontrollieren konnte. Er presste sich und das Mädchen gegen den Felsen und hoffte, dass alles nicht vergebens war.
    Während er sie festhielt, sah sie ihn eindringlich an.
    Er legte den Mund an ihr Ohr, um sie zu trösten.
    “Alles wird wieder gut”, sagte er. “Ich helfe dir. Halt durch. Halt einfach nur durch.”
    Sie starrte ihn an, und ihre Lippen bewegten sich.
    Er legte sein Ohr an ihren Mund und bemühte sich, ihre Worte im Getöse der Stromschnellen zu verstehen, doch er war sich nicht ganz sicher, was sie sagte.
    “…
Daddy … nicht … weh …”

3. KAPITEL
    B lue Rose Creek, Kalifornien
    In diesem Moment stand Maggie Conlin etwa achtzehnhundert Meilen südlich des Faust River vor einem Verlagsgebäude einer Tageszeitung und ließ die fünf Monate Revue passieren, seit Jake mit Logan verschwunden war.
    Am Tag danach hatte der Bezirk einen Deputy geschickt, um Maggies Haus nach Hinweisen auf ein Verbrechen zu durchsuchen, bevor er sie an Vic Thompson verwies, einen mürrischen, chronisch überlasteten Detective. Dieser teilte ihr mit, dass Jake, ab dem Tag, an dem Maggie Anzeige erstattet hatte, zehn Tage Zeit habe, um dem Bezirksstaatsanwalt eine Adresse sowie eine Telefonnummer zu übermitteln und ein Sorgerechtsverfahren einzuleiten. Falls das nicht geschehe, würde der Bezirk einen Haftbefehl gegen Jake wegen Kindesentführung ausstellen. Maggie übergab Thompson all ihre Bank-, Kreditkarten-, Telefon-, Computer-, Schul- und medizinischen Unterlagen.
    Er riet ihr, sich einen Anwalt zu nehmen.
    Trisha Helm, die günstigste Anwältin, die Maggie auftreiben konnte – “Ihr erster Besuch ist kostenlos” –, riet ihr, die Scheidung einzureichen und das Sorgerecht zu beantragen.
    “Ich will keine Scheidung. Ich muss Jake finden und mit ihm reden.”
    In diesem Fall, schlug Trisha vor, solle Maggie einen Privatdetektiv anheuern, und empfahl ihr Lyle Billings, einen Mitarbeiter von Farrow Investigations.
    Maggie überreichte Billings die Kopien all ihrer persönlichen Unterlagen und einen Scheck über mehrere hundert Dollar. Zwei Wochen später berichtete er ihr, dass Jake weder in irgendeinem US-Staat noch auf kanadischem Boden seinen Führerschein neu habe registrieren lassen und dass Logan an keiner Schule eingeschrieben sei.
    “Ich schätze, er hat sofort die Namen geändert”, sagte Billings. “Sich eine neue Identität zuzulegen ist einfacher, als die meisten Leute glauben. Es sieht so aus, als sei ihr Mann untergetaucht.”
    Für weitere Recherchen benötigte die Detektei mehr Geld.
    Das Maggie nicht aufbringen konnte.
    Es waren gerade noch so viele Ersparnisse übrig, dass sie das Haus weitere drei, vielleicht auch vier Monate halten konnte. Dann würde
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