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Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown
Autoren: Rick Mofina
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Gläubigen
festzunehmen. Man ging davon aus, dass er irgendwo im Niemandsland zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien untergetaucht war.
    Die Royal Canadian Mounted Police, die mit dem kanadischen Geheimdienst, der CIA, dem FBI, den britischen, deutschen, französischen, italienischen und ägyptischen Geheimdiensten zusammenarbeitete, kam zu dem Schluss, dass Ray Tarver, seine Frau und seine zwei Kinder von Agenten aus Amirs Netzwerk umgebracht worden waren.
    Verhöre von gefangenen Agenten in Berlin, Kairo, Rom und Paris halfen ihnen, die Puzzleteile zusammenzufügen: Als das Netzwerk entdeckte, dass Tarver, ein Reporter aus Washington, der Geschichte mit dem Anschlag nachging, entwickelte Amir die Strategie, Tarver mit der Aussicht auf eine Enthüllungsstory in die Rockies zu locken. Dort wurden Ray Tarver und seine Familie ermordet und man ließ es wie einen Unglücksfall aussehen.
    Kate Morrow, Tarvers frühere Redaktionskollegin, schrieb ein Buch über den Fall und über den Preis, den er und seine Familie bezahlt hatten. Ein Teil des Erlöses ging an eine Journalistenschule, die Rays frühere Nachrichtenagentur in seinem Namen mit aufbaute.
    Der Buchumschlag zeigte das hochemotionale Bild jenes Moments, als Maggie und Logan nach dem Anschlag wieder vereint waren. Es war an jenem Tag von Luke Rappel aufgenommen worden, einem Journalistikstudenten. Das Foto wurde weltweit zum Symbol dieser Tragödie und gewann viele Preise.
    Graham für seinen Teil brauchte Zeit für sich allein in den Alberta Rockies, wo er ganze Tage damit verbrachte, am Faust River nach Antworten zu suchen. Wäre er ursprünglich nicht dort gewesen, um Nora zu betrauern, hätte er weder Emily Tarver gefunden noch die Spur, die zu den Conlins und der Verschwörung führte.
    War alles also aus gutem Grund geschehen?
    Er wusste es nicht.
    Hatte er ein gewisses Maß an Erlösung gefunden?
    Er wusste es nicht.
    Man sagte Graham, dass er für seinen Einsatz vom Faust River bis zu Cold Butte eine Tapferkeitsmedaille erhalten würde. Es ging außerdem das Gerücht, dass Graham, Walker und Takayasus Team vom Präsidenten ausgezeichnet werden sollten. Und all diejenigen, die an der Vereitelung des Anschlags beteiligt waren, wurden in den Vatikan eingeladen, wo ihnen der Papst persönlich dankte.
    Weil Maggies Informationen zu der Gefangennahme von Schlüsselagenten in Amirs weltweitem Netzwerk geführt hatten, bot eine Kanzlei aus Manhattan ihr die kostenlose Rechtsvertretung an. Man wolle sicherstellen, dass sie einen gerechten Anteil von der Belohnung erhielt, die internationale Geheimdienste ausgesetzt hatten. Bei der veranschlagten Summe handelte es sich um eine halbe Million Dollar.
    Jake Conlin wurde auf einem kleinen Friedhof in Nordkalifornien begraben, seine Eltern hatten in der Nähe jeden Sommer ihren Urlaub verbracht. Als kleiner Junge hatte Jake das Abenteuer der langen Autofahrt die Küste entlang geliebt. So war seine Liebe zur Straße entstanden.
    Nach der Beerdigung fand Maggie Trost in Jakes letzter E-Mail an sie. Sie sprach mit Logan in einigen Therapiestunden darüber.
    “Am Ende kam er zu uns zurück, Liebling, denk immer daran.”
    Samara lebte durch ihr Video weiter.
    In der Analyse des Ereignisses, das bald nur noch als der ‘Montana-Anschlag’ bezeichnet wurde, spielte man es wieder und wieder ab, sodass sie weltweit bekannt wurde. Das Video entfachte Diskussionen und Reflexionen über ausländische Polizei, Sicherheit, Religion und globalen Terrorismus.
    In den Wochen und Monaten danach studierte Maggie Samaras Video, spielte es endlose Male in der Nacht ab und hasste sie als die Frau, die ihre Familie zerstört hatte. Doch als Maggie auch die erschütternden Berichte über Samaras Leben zur Kenntnis nahm, in denen die Schrecken beschworen wurden, die zum Anschlag geführt hatten, änderte sich ihre Sichtweise.
    Wieder und wieder wanderten Maggies Gedanken zu dem Augenblick an der Schule, als ihre Blicke sich getroffen hatten. Ihr Abscheu verwandelte sich in Akzeptanz, und sie verstand, dass sie und Samara niemals Feindinnen gewesen waren. Sie waren Frauen aus unterschiedlichen Welten. Sie waren Mütter, geeint durch Tragödien, die jenseits ihrer Kontrolle lagen.
    Und spätabends, wenn sie nicht schlafen konnte, ertappte sich Maggie dabei, dass sie alles mit einer Frage zusammenfasste, die – auch wenn sie das niemals erfahren sollte – sich Samara ebenfalls gestellt hatte, als sie auf der Straße in Bagdad den abgetrennten
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