Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown
Autoren: Rick Mofina
Vom Netzwerk:
nach seinem Vater und sogar nach seiner Mutter ab, als Sobil noch einmal den Taktstock gegen den Notenständer tippte und ihm einen warnenden Blick zuwarf.
    Zeit, zu beginnen.
    Als er Grahams Anruf entgegennahm, trat Walker ein paar Schritte zur Seite.
    Die Stimmen der Kinder erfüllten die Sporthalle mit dem ersten Lied, als Graham rasch die Verbindungen erklärte: der Mord an Jake Conlin, Samaras Märtyrer-Video, die Morde an den Tarvers, die beiden Verkehrstoten … Maggie.
    Alles.
    Die Teile fügten sich lückenlos zusammen.
    “Sie müssen etwas tun, Walker!”
    “Geben Sie mir noch einmal ihren Namen! Sie könnte auf der Liste stehen.”
    “Samara. Der Nachname ist Russell oder Ingram. Ich beobachte gerade, wie dieses Programm auf ihrem Computer zu Hause läuft.” Graham hatte Akten und Rechnungen in dem Haus durchstöbert. Er gab gerade Samaras Beschreibung durch, als in der Live-Übertragung vom Papst weg geschnitten wurde und die Kamera über den Chor, das Publikum und zurück zum Papst schwenke. “Walker, sie muss da sein. Ich sehe es live – da! Das ist sie! Dort! Das ist sie!”
    “Wo?”
    “Schnappen Sie sie!”
    “Wo!”
    “Erste Reihe. Graues Kostüm, dunkle Haare. Sie will gerade ein Foto machen.”
    Während Walker mit Graham sprach, erhielt sein Vorgesetzter Hank Colby ein paar Meter weiter einen Anruf von Tony Takayasu aus Indian Head in Maryland.
    Andere Offizielle, eingeschlossen Colbys Abteilungsleiter, befanden sich ebenfalls in der Konferenzschaltung.
    “Agent Colby, dieses ist ein dringender Statusbericht zu den Substanzen, die in Malmstrom und Washington State gefunden wurden”, sagte Takayasu. “Wir haben eine potenzielle Bedrohung festgestellt. Die Substanzen sind Komponenten eines komplizierten Funksprengstoffs.”
    “Haben Sie eine Bestätigung, dass das Zeug hier ist? Wir haben alles geröntgt und gescannt.”
    “Nein. Es ist ein neuartiges Material, eingearbeitet in Stoff. Unauffindbar. Wir dürfen kein Risiko eingehen.”
    “In Stoff?” Stoff war überall – Vorhänge, Flaggen, Banner, Kleidung, Sitzbezüge. “Geben Sie uns Einzelheiten.”
    “Wir haben noch keine”, erklärte ein Vertreter der NSA. “Aber wir haben uns in den entsprechenden Frequenzbereich eingeschaltet. Unsere Satelliten benachrichtigen uns über jede Funkaktivität.”
    “Wird es dann nicht zu spät sein?”, fragte Colbys Vorgesetzter.
    “Sollten wir ein Signal aufspüren, haben Sie Zeit zum Handeln”, erwiderte der Vertreter des NSA. “Und als Gegenmaßnahme verbreiten wir über die Satelliten einen Funkimpuls, der das Auslösesignal blockieren soll. Doch der Impuls ist die letzte Lösung wegen der Nachteile.”
    “Die Nachteile?”
    “Er wird für eine oder zwei Minuten sämtliche Elektrizität und drahtlosen Übertragungen lahmlegen”, sagte der NSA-Mann. “In der Zwischenzeit sollte Ihr Team daran arbeiten, ihren Schützling so bald wie möglich in Sicherheit zu bringen.”
    “Wird der Vatikan das zulassen?”, fragte Colbys Vorgesetzter.
    “Nicht ohne eine Bestätigung”, sagte Colby.
    “Sie haben meine Erlaubnis, den Papst nach Ihrem Dafürhalten in Sicherheit zu bringen, Hank”, sagte Colbys Vorgesetzer.
    Colbys Magen brannte.
    Er blickte zu Walker und sah ihn hinter einem Vorhang, wo er vor einer Tafel den Gebäudegrundriss studierte und über Funk mit seinen Kollegen sprach.

83. KAPITEL
    C old Butte, Montana
    Das erste Lied des Chors endete, und der Papst klatschte voll Begeisterung in die Hände.
    Das Publikum applaudierte, und Samara hob die Kamera. Ihr Finger fuhr über den Auslöser.
    In einer Minute würde sie die Geschichte neu schreiben.
    In einer Minute würde die Welt von ihrem Schmerz erfahren.
    In einer Minute würde sie bei ihrem Mann und ihrem Kind sein.
    Sie würde das Signal auslösen, eine Minute warten, mit der Kamera zu dem Papst laufen und dann explodieren. Ihr Finger streichelte den leicht erhabenen Knopf. Dann nahm sie ihr Ziel eines letztes Mal ins Visier, bevor …
    Jemand stieß sie an.
    Eine Hand legte sich auf ihre Kamera und entriss sie ihr, während man sie am Arm griff und vom Stuhl zog.
    Zwei große Männer in Anzügen.
    “Ein medizinischer Notfall, Samara. Kommen Sie mit uns”, sagte ihr einer der Männer direkt ins Ohr, um den Beifall zu übertönen.
    Die Menschen sahen zu, wie sie Samara wegführten. Fernsehkameras verfolgten ihren Weg aus der Sporthalle. Achselzuckend wandten sich die meisten wieder dem Papst zu.
    Die Kinder begannen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher