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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer
Autoren: David Gilman
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illegalen Handel mit Tieren kämpften, wurde auch er häufig bedroht und tätlich angegriffen. Die Händler verdienten sehr viel Geld. Leute wie ihr Vater waren schlecht fürs Geschäft.
    »Mein Bruder Adrien fand heraus, dass eine der Routen durch Spanien und über die Pyrenäen führte. Seit es keine Zollposten mehr gibt, fahren täglich Tausende Lastwagen von den südspanischen Häfen aus durchs Land.«
    »Und dein Bruder hat dann ein illegal exportiertes Tier entdeckt?«
    Sie nickte und blies in ihre Hände, um sie zu wärmen. Dabei krümmte sie frierend den Rücken. Max fragte sich eine Nanosekunde lang, ob er ihr einen Arm um die Schultern legen sollte.
    »Es ging um einen vom Aussterben bedrohten südamerikanischen Bären, der aus Venezuela über Spanien nach Frankreich gebracht wurde«, sagte sie. »Für solche Tiere werden von den Käufern enorme Summen bezahlt.«
    »Aber warum? Haben diese Leute private Zoos?«
    Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht begriff Max Gordon wirklich nicht, wie grausam die Welt jenseits seiner Snowboard-Träume war.
    »Trophäensammler. Sie töten die Tiere. Erschießen sie. Und eines Tages wird einer dieser Killer der glücklichste Jäger von allen sein, wenn er sagen kann, dass er das allerletzte Exemplar seiner Art getötet hat.«
    Sie erreichten das kleine Hotel, in dem sie ein Zimmer hatte. Hinter ihnen kroch langsam ein Auto die Straße entlang; der Auspuff brummte, die Spikereifen knirschten über Schnee und Eis. Max zog Sophie in den Schatten des Gebäudes. Es war ein schwarzer Audi A6 Quattro – starker Motor, Vierradantrieb, schnell, wendig und teuer. An der Kreuzung hielt der Wagen an. Ein getöntes Fenster surrte auf. Zwei Männer saßen in dem Auto: der Fahrer und ein Begleiter. Sie trugen schwarze Lederjacken über schwarzen Rollkragenpullovern. Große, starke Männer. Dunkle, kurz geschorene Haare, Dreitagebart – Designerstoppel oder Schlägertypen? Max vermutete das Letztere. Sie starrten mit kalten Augen durch ihn hindurch.
    Das Fenster glitt wieder zu und das Auto fuhr langsam weiter.Vielleicht waren es bloß Touristen, die so spät am Abend ihr Hotel suchten, aber sie hatten keine Skiträger auf dem Dach und sahen auch nicht so aus, als stünden sie auf Schneeballschlachten.
    »Kennst du diese Männer?«, fragte er.
    »Nein. Die habe ich noch nie gesehen.«
    »Hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten«, sagte Max lächelnd, um sie zu beruhigen, obwohl sein sechster Sinn ihm deutlich Gefahr signalisierte.
    Nach dem dritten Klingeln kam der Nachtportier endlich angeschlurft.
    »Wenn du willst, bestell ich dir noch was Heißes zu trinken, bevor du gehst«, sagte sie.
    »Nein danke. Ich muss zurück. Wichtiger Tag morgen.« »Ja, klar. Ich wünsch dir viel Glück.«
    Der blasse Portier wartete schweigend.
    Sie senkte die Stimme. »Danke, Max. Falls meine Familie einmal irgendetwas für dich tun kann, wird es meinem Vater eine Ehre sein.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte ihm eine Hand auf die Schulter und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Max drehte vorsichtig den Kopf ihren Lippen entgegen und ließ vor Nervosität das Snowboard fallen. Siedend heiß stieg ihm das Blut ins Gesicht.
    Der Portier beobachtete ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Langeweile.
    Sie trat durch die Tür. Fragte noch einmal lächelnd: »Du willst wirklich nicht noch etwas trinken?«
    »Nein. Ehrlich. Danke. Ich … ich muss noch bügeln«, murmelte er.
    Sie nickte schweigend, drehte sich um und ging in den schlecht beleuchteten Empfangsbereich, während der Portierihm nun mit unverhohlener Verachtung die Tür vor der Nase zumachte und abschloss.
    Käse zwischen den Zähnen. Bügeln. Was für ein Reinfall!
     
    Er musste tatsächlich noch bügeln, aber das hatte nichts mit seiner Kleidung zu tun.
    Das Snowboard lag quer auf den Holzrahmen der beiden Einzelbetten in dem Jugendherbergszimmer, das er mit Sayid teilte. Die Matratzen hatte Max herausgehoben und zur Seite gelegt. Unter dem Board hatte er ein Handtuch und eine Zeitung ausgebreitet, und jetzt hielt er ein Stück Wachs an die Spitze eines heißen Bügeleisens und ließ die schmelzenden Tropfen auf das Board fallen, das vorhin auf der Straße schlimme Kratzer abbekommen hatte.
    Die Hitze öffnete die Poren des Holzes und ließ das flüssige Wachs eindringen. Als es zwanzig Minuten später abgekühlt war, schabte er das überschüssige Wachs ab und polierte die Oberfläche mit der Rückseite eines Topfreinigers.
    Seine
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