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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer
Autoren: David Gilman
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Überreste von Sayids Skiern auf der Schulter und sehnte sich nach einer Pizza und einem Becher heißer Schokolade. Der Tag auf dem Berg war anstrengend gewesen, und der Gedanke an den Wettkampf morgen machte ihn nervös. Von all dem abgelenkt, übersah Max den Schatten, der neben ihm über die Straße gehuscht war. Dann aber hörte er ein Ächzen, und als er aufblickte, sah er jemanden von einer niedrigen Mauer hechten. Die Gestalt fing sich an einem parkenden Auto, rollte sich ab und lief mit weiten Sätzen weiter, alles in einer einzigen fließenden Bewegung. Parkour , dachte Max sofort. So nannte man diesen Sport, der von Franzosen erfunden worden war und inzwischen in vielen Städten überall auf der Welt begeisterte Anhänger gefunden hatte. Es ging darum, sich auf einer bestimmten Strecke von nichts aufhalten zu lassen – Häuser, Autos, Brücken und alle möglichen anderen Hindernisse, die vor einem liegen mochten, mussten auf direktem Weg überwunden werden. Die schwarz gekleidete Gestalt verschwand außer Sicht, aber nur für wenige Sekunden. Plötzlich dröhnte das Geknatter von Motorrädern durch dieStille. Ihre Scheinwerfer holten den Läufer aus der Dunkelheit ins gleißende Licht, als sie aus verschiedenen Gassen auf die Straße einbogen. Sekunden später hatten die Biker ihre Maschinen zu einem geschlossenen Kreis formiert. Mit ihren Spikereifen hatten sie guten Halt auf der vereisten Oberfläche und schwenkten hin und her. Der eingekesselte Läufer konnte kaum noch einen Schritt machen, ohne angestoßen zu werden. Die Motorräder schienen miteinander zu wetteifern, wer den größten Krach machen konnte, und die Auspuffgase warfen einen unheimlichen Schleier über die Szene, die sich rasch zu einer brutalen Attacke entwickelte.
    Vier der sechs Biker blockierten jeden möglichen Fluchtweg, während die anderen beiden ihre Maschinen aufheulen ließen und den Läufer in die Zange nahmen. Die Schreie des verzweifelten Opfers gingen in dem Lärm unter. Er stürzte, rollte sich ab und entging den Rädern des einen Motorrads nur knapp. Und kaum stand er wieder, wurde er von dem anderen umgestoßen.
    Plötzlich erkannte Max, dass diese Leute ihr wehrloses Opfer ernsthaft verletzen oder gar töten wollten. Er reagierte instinktiv. Sein Snowboard kratzte über das Eis, schnell glitt er dahin und hatte schon gut zwanzig Meter hinter sich gebracht. Er musste eine Lücke zwischen den Motorrädern finden und so viele wie möglich von ihnen zu Fall bringen.
    Er ging in die Knie, beugte sich nach vorn und wurde noch schneller. Der Läufer lag auf der Straße, außer Atem, vielleicht sogar verletzt, und die Motorräder schickten sich an, ihn zu überfahren.
    Max hob Sayids heilen Ski, hielt ihn quer vor sich und sauste zwischen zwei der stehenden Motorräder hindurch. Der Ski ging zu Bruch, als er die beiden nichts ahnenden Biker traf, diezur Seite kippten und die anderen neben sich mit umrissen. Plötzlich herrschte Chaos. Motorräder und Fahrer purzelten übereinander, einige Motoren erstarben und eine Maschine brach unkontrolliert aus. Max’ Blitzüberfall hatte sie alle überrumpelt.
    Im Licht der Scheinwerfer erkannte Max, dass die Biker etwa in seinem Alter waren. Einer der Angreifer kam schnell wieder auf die Beine. Noch ein wenig benommen starrte er Max wütend in die Augen. Er mochte zwei Jahre älter sein als er. Max starrte zurück. Der Kopf des Jungen hatte eine ungewöhnliche Form. Wangenknochen und Nase ragten nach vorn, während das Kinn stark zurückwich. Als er keuchend nach Luft rang, waren seine kaputten Zähne zu sehen. Max konnte sich nicht sofort erinnern, wo er so ein Gesicht schon einmal gesehen hatte. Aber dann fiel es ihm plötzlich ein.
    Sein Vater hatte ihn einmal zum Tauchen vor Aliwal Shoal in der südafrikanischen Provinz Kwa-Zulu-Natal mitgenommen. Die schlammigen Flüsse, die dort ins Meer fließen, sind ein Paradies für Sambesihaie. Das Riff lag fünf Kilometer vor der Küste, und unter Wasser war gute Sicht, aber als sie nach oben kamen, stieß der örtliche Tauchführer einen Warnruf aus: »Johnny One-Eye! « Denn so nannte man diese Mörderfische da unten.
    Und dieser Junge hier erinnerte ihn an jene gefühllosen Wesen mit den kalten Augen. Ein schmaler weißer Strich – eine alte Stichwunde – lief von seinem Ohr bis zum Hals hinunter. Die Narbe bewies, dass er ein draufgängerischer Kämpfer war. Max war größer als die anderen, von diesem Hai einmal abgesehen, aber
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