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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader
Autoren: Clark Darlton
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oder zu ahnen, hatten die beobachtenden Menschen den Eindruck, daß man auf sie herabblickte. Aber wer …?
    Wer?
    Mukatl stieß einen Schrei aus:
    „Die Prophezeiung! Sie sind da, um uns zu vernichten!“
    Ein ungeheurer Tumult brach bei diesen Worten aus. Die gezwungene Ruhe löste sich in einem einzigen Schrei des Schreckens, und dann begann die regellose Flucht vor einem Ereignis, dessen Ursache bereits im dunklen Schoß der Geschichte versunken war. Nach allen Richtungen hin stoben sie davon, rücksichtslos den Schwächeren beiseite stoßend, über ihn hinwegtrampelnd. Jahrtausende kultureller Erziehung und zivilisatorischer Tradition erloschen in einer einzigen Sekunde panischer Furcht.
    Eine ganze Menschheit hatte den Verstand verloren.
    Bis auf Mukatl.
    Der Hohepriester war reglos stehengeblieben, schwankend im Strom der Forteilenden. Seine Augen waren starr auf das merkwürdige Objekt gerichtet, das ihn so sehr an das eigene kleine Flugboot erinnerte. Aber er wußte aus der Sage, daß dies kein Grund zur Beruhigung war. Ganz im Gegenteil …
    Die Scheibe hatte sich ein wenig gesenkt, hing keine zweihundert Meter über ihm. Nichts rührte sich in oder an ihr. Abwartend schien sie auf etwas zu lauern.
    Mukatl fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er machte sich in Sekundenschnelle die größten Vorwürfe, nichts gegen eine solche Eventualität getan zu haben. Er war der Schuldige, nur er allein.
    Er zuckte zusammen, als er die zweite Scheibe erblickte, die plötzlich auftauchte, als sei sie gerufen worden.
    War sie es?
    Alle beide standen sie nun über ihm, während die Feuer niederbrannten und die Nacht herabsank. Mukatl begann zu frösteln.
    Er schlug das Gewand um seinen Körper, horchte auf das ferne Getümmel in der Stadt und faßte schließlich einen Entschluß.
    Er zog einen brennenden Ast aus dem Feuer, ging damit ein wenig abseits in das Dunkel der Nacht und begann, mit der hellauflodernden Fackel kreisende Armbewegungen zu machen. Wenn dort oben in den Scheiben Menschen waren wie er selbst, dann mußten sie das Signal erkennen können.
    Mukatl erfaßte bereits nicht mehr die Bedeutung des blaßgrünen Strahls, der urplötzlich an einer der nun fast unsichtbaren Scheiben aufzuckte und auf ihn zueilte.
    In Sekundenschnelle hatte sich sein menschlicher Körper in eine verwehende Rauchwolke verwandelt, die langsam mit dem Nachtwind davontrieb.
    Knisternd fiel das Opferfeuer in sich zusammen.
    In dieser Nacht ging die Welt unter.
    Aus dem dunklen Himmel heraus fuhren die flammenden Blitze der Vernichtung, lösten die Materie in Energie auf und töteten alles Lebende, das in ihren Bereich geriet. Feuer regnete auf die Erde herab, verbrannte Gras und Wälder, ließ die flüchtenden und verzweifelten Menschen bei lebendigem Leibe rösten oder ersticken.
    Der Jüngste Tag war gekommen!
    Die Nacht verwandelte sich plötzlich in grellen Tag, als überall auf dem Kontinent künstliche Sonnen aufflammten, naturgetreue und riesige Ebenbilder des wirklichen Tagesgestirns. Diese Sonnen vergrößerten sich schnell, rasten mit einer unvorstellbaren Hitzeentfaltung über das gequälte Land dahin, zerstörten das, was den ersten Angriffen widerstehen konnte.
    Die Erde wurde zu einer flammenden Hölle!
    Felsen rissen, Schluchten entstanden mitten in Ebenen. Die Fluten des Ozeans ergossen sich in diese Erdspalten, drangen bis zum glühenden Erdinnern vor und lösten urgewaltige Explosionen aus, die ganze Gebirge zerfetzten und in die Luft schleuderten.
    Das Meer ergoß sich über den Kontinent!
    Die Ebenen versanken in einem einzigen Strudel kochender Wasserhölle, rissen alles Lebendige mit sich in den Tod. Berge und Ebenen, Täler und Schluchten, Häuser und Menschen – nichts entging der grausigen Vernichtungsorgie entfesselter Natur kraft. Schwaden undurchsichtiger Dämpfe quollen in die Höhe, verbargen das gigantische Chaos eines Weltunterganges den mitleidlosen Augen jener Lebewesen, die schuld an diesem Ereignis hatten. Doch auch ohne zu sehen, wußten diese Wesen aus der Tiefe des Raumes, aus jener Ferne, in der nur ein schwacher Nebelfleck von der Existenz einer Milchstraße zeugte, daß sie ihr Werk der Zerstörung durchgeführt hatten.
    Ihr Auftrag war erfüllt! Der Mensch hatte den Kampf verloren!
    Schweigend wie sie gekommen waren, wendeten die beiden Scheiben, schossen blitzschnell hoch in den dämmernden Himmel einer sterbenden Welt und verschwanden in der tiefdunklen Schwärze des Alls.
    Dieses System
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