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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader
Autoren: Clark Darlton
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erschreckt? Wir kennen unsere ganze Welt und wissen, daß nur wilde und unzivilisierte Stämme auf den übrigen Teilen dieses Planeten ihr kümmerliches Dasein fristen. Wie könnten diese uns gefährlich werden? Selbst unsere Kolonien haben sich gehalten, ohne jemals eine Waffe zu benötigen.“
    „Vergiß nicht, daß man sie auch nie angriff! Sicher, jene gewaltigen Untiere der anderen Kontinente scheinen unüberwindlich, aber sie sind die einzigen Lebewesen, die man meiden muß. Jene anderen wilden Völker jedoch töten sie mit unbeschreiblichem Mut. Wir dagegen fliehen vor diesen Tieren. Flucht ist unsere Verteidigung!“
    „Nun, Flucht ist oft der bessere Teil der Tapferkeit, Herr! Wir besitzen ja auch nicht jene Wunderwaffe, von der die Priester munkeln. Sie ging verloren. Oder …?“
    „Ich weiß, daß du zweifelst, Kolat. Aber diese Waffe hat existiert! Mit ihr konnte man ganze Paläste zertrümmern, indem man nur mit einem kleinen Finger eine winzige Bewegung machte. Sie blitzte vernichtende Kräfte aus. Diese Waffe fiel ins Meer, als ein plötzlicher Sturm das fliegende Boot erfaßte. Nur mit knapper Mühe erreichte es den Strand und konnte die Siedler absetzen.“
    Ein plötzliches Leuchten sprang in Mukatls Gesicht, verschönerte die harten, aber edlen Züge ungemein.
    „Unsere Siedler sind in allen Teilen der Welt die herrschende Rasse! Die Wilden erkennen sie fast als Halbgötter an und versagen ihnen nicht den Respekt. Leider kommt es zu oft vor, daß Mischehen die Kraft und Einheit zersplittern. Doch das ist es nicht, was mich bedrückt. Mir machen die Prophezeiungen Sorge! Sie sprechen von Feuerschiffen, die eines Tages aus dem Himmel kommen sollen, um uns zu vernichten. Schiffe aus dem Himmel, Kolat! Das ist möglich! Denn wir besitzen ja auch ein Gefährt, das sich in die Luft erheben kann. Zwar wissen wir nicht, warum es das tut und welche Kraft das ermöglicht, aber es existiert. Unsere Vorfahren haben es uns hinterlassen – genauso wie sie uns die Prophezeiung hinterlassen haben. Sie wird sich erfüllen.“
    Der Ratgeber rutschte unruhig auf seinem Sitz hin Und her.
    „Und was sollen wir tun, wenn du recht behältst?“
    Mukatl zuckte hilflos mit der Schulter.
    „Das ist es ja eben. Ich weiß es nicht!“
    Unermüdlich flog das seltsame Flugboot über den Ozean, immer und immer wieder. Jedesmal, wenn es landete, entquollen seinem Innern etwa zwanzig Menschen beiderlei Geschlechts, die nur die notwendigste Habe mit sich führten. Sie strebten den weiten Steppen und fernen Bergen zu, die ihre neue Heimat werden sollten. Es war der Kontinent, der auf der anderen Seite des Meeres lag. Jener Kontinent, der bisher noch nicht besiedelt worden war. Und es war der einzige Kontinent, auf dem noch keine Menschen lebten. Aber auch keine Ungeheuer!
    Schon seit Wochen lief die Aktion. Und als sie abgeschlossen wurde, hatten mehr als fünftausend Menschen eine neue Welt und Heimat gefunden.
    Mukatl wollte seiner Rasse eine Chance geben.
    Und dann trat eines Tages jenes Ereignis ein, das er und die Priester so lange befürchtet hatten.
    Mukatl wohnte zusammen mit einigen Gefährten dem Opfer bei, das man dem Gott darbrachte. Und wer konnte schon der Gott einer Welt sein, deren Leben von der Wärme und dem Licht der Sonne abhing?
    Die Sonne war der Ursprung allen Lebens, sie war der Gott!
    Die ersten Flammen des Opferfeuers züngelten in die beginnende Dämmerung, als die Sonne unter den Horizont des tief unten liegenden Meeres sank. Ein feierlicher Gesang der Priester begleitete die gewohnte Zeremonie, vermischte sich eigenartig mit der harten Realität des nüchternen Daseins einer intelligenten Rasse.
    Auch sie konnte ohne diesen Kult nicht existieren!
    Und in dieser Sekunde geschah es …
    „Mukatl – sieh dort! Am Himmel!“
    Eine aufgeregte Stimme hatte den Gesang unterbrochen, schrie die Worte im höchsten Diskant ungläubigen Erstaunens. Ein Arm streckte sich aus, zeigte gegen den rötlich gefärbten Abendhimmel.
    Nicht nur der Blick Mukatls, sondern aller Blicke wandten sich in die angegebene Richtung – und der Gesang brach jäh ab.
    Eine unheimliche Stille breitete sich aus, schmerzte fast körperlich. Nur das Knistern der Flammen und das gelegentliche Verspritzen bratenden Fettes unterbrach diese unnatürliche Ruhe.
    Über ihnen hing im Abendhimmel eine große, runde Scheibe.
    Sie stand unbeweglich, schimmerte leicht in den Strahlen der dort oben noch scheinenden Sonne. Ohne es zu wissen
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