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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Autoren: James Barclay
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eine Möglichkeit zu verhindern, dass die Wesmen ihre Beute bekamen.
    Doch als er sich wieder umdrehte und zur Schlacht blickte, die am Stadtrand tobte, als er sah, wie sein Volk unter den Klingen der Eindringlinge litt, betete Barras, dass es so weit nicht kommen möge. Denn was er im Sinn hatte, das wünschte er niemandem. Nicht einmal den Wesmen, die vor den Toren seines geliebten Kollegs standen.

2
    Schrecken und Verwirrung herrschten auf dem Hauptplatz von Parve. Beim ersten Schrei des Drachen erstarben für einen Augenblick alle Geräusche, weil alle, ob Mensch oder Tier, die Köpfe nach oben zum Riss drehten.
    Frei laufende Pferde gingen durch und rasten davon, während die anderen bockten und ihre Reiter abwarfen oder an den Riemen zerrten, mit denen man sie an Geländer oder Pfosten gebunden hatte. Instinktiv stießen sie erstickte Schreie aus, denn sie wussten, dass sie Beutetiere waren.
    Was Menschen und Elfen anging, so wich der namenlose Schrecken bald hoffnungsloser Ergebenheit, als der Drache, zuerst noch eine undeutliche Gestalt, heruntersank. Das Bellen und die Schreie, mit denen er den Sonnenschein Balaias begrüßte, klangen begeistert und zufrieden. Er wand sich, drehte sich um sich selbst und kreiste, schlug ungleichmäßig mit den Flügeln und tollte durch den Luftraum, den er gerade in Besitz genommen hatte.
    Als er sich weiter dem Boden näherte, war er deutlicher zu sehen, und seine ganze schreckliche Größe wurde offensichtlich.
Ilkar nahm es mit analytischem Blick auf und ignorierte seinen zitternden Körper, das heftig schlagende Herz und den Drang davonzurennen, sich auf den Boden zu werfen, zu kämpfen, sich zu verstecken, was auch immer.
    Der Drache war bei weitem nicht so groß wie Sha-Kaan, jenes Untier, auf das sie hinter dem Dimensionsportal der Burg Taranspike gestoßen waren. Auch die Färbung und die Form des Kopfes waren anders, doch die Grundform war identisch. Der lange, schlanke Hals bog sich und streckte sich, als die Augen den Boden absuchten, der Schwanz hing hinter dem massigen Körper herab.
    Sha-Kaan war mehr als hundertzwanzig Fuß lang gewesen, während dieser hier nicht mehr als siebzig maß. Sha-Kaans Haut und Schuppen hatten im Fackelschein golden geglänzt, dieser hier war dagegen dunkel und rostrot, und der flache, keilförmige Kopf sah ganz anders aus als Sha-Kaans hoher Schädel mit der langen Schnauze.
    Die tiefe, alles durchdringende Stille, die sich über den Hauptplatz gesenkt hatte, wurde rasch wieder durchbrochen, als die Zuschauer, die mit offenem Mund gestarrt hatten, sich aus ihrer entsetzlichen Betäubung rissen und erkannten, dass der Drache rasch herunterkam. Nun brach eine Panik aus. Darricks normalerweise wohl geordnete Kavallerie verteilte sich in den Straßen, Reiter und Pferde prallten zusammen, brüllten und sprangen wild durcheinander, kreisten chaotisch umeinander und suchten auf kürzestem Wege vor der drohenden Gefahr zu fliehen.
    Darrick schrie sich die Kehle heiser, als er Ordnung und Ruhe wiederherstellen wollte, doch es gelang ihm nicht. Hinter ihm kamen der Rabe und Styliann auf die Beine, die Müdigkeit war schlagartig vergessen.
    »Nach drinnen, nach drinnen!«, rief Ilkar. Er rannte zum Eingang der Pyramide, doch dann blieb er wie angewurzelt
stehen, und der Unbekannte hätte ihn beinahe über den Haufen gerannt. Er drehte sich um. »Wo ist Hirad?«
    Der Unbekannte fuhr herum und rief nach dem Barbaren, der inzwischen mehrere hundert Schritt gelaufen war und keinerlei Anstalten machte, langsamer zu werden. Im Tumult, der jetzt auf dem Platz herrschte, waren seine Rufe nicht zu hören.
    »Ich hole ihn«, sagte der große Mann.
    »Nein«, widersprach Ilkar, der mit einem Auge den auf die Stadt herunterstoßenden Drachen verfolgte. Der Unbekannte packte seinen Arm.
    »Ich hole ihn«, sagte er noch einmal. »Du verstehst das doch?« Ilkar nickte, und der Unbekannte rannte hinter Hirad her, der gerade um eine Ecke verschwand.
    Vom Eingang des Tunnels aus sah Ilkar seinen Freund instinktiv niederkauern, als der Drache mit seinem Leib, der die Masse von zwanzig Pferden hatte, keine zwanzig Fuß über dem Flachdach des höchsten Gebäudes vorbeistrich. Er konnte beobachten, wie der Drache den Kopf drehte und auf die fliehenden Menschen, Elfen und Tiere hinabblickte, er hörte ihn bellen und spürte eine schreckliche Angst in der Magengrube. Der Schrei schmerzte in seinen empfindlichen Ohren, und die schützenden inneren Membranen
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