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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Autoren: James Barclay
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Himmel und brüllte eine wütende Drohung. Einen Augenblick, bevor er mit dem rostroten Feind zusammenprallte, stellte er einen Flügel schräg und kam dadurch unter den anderen Drachen. Als er unter dessen Bauch entlangflog, hauchte er und verbrannte dem anderen Drachen den Bauch auf voller Länge.
    Der Schmerzensschrei schien die Luft zu spalten, das verletzte Wesen flog in Spiralen und mit verdrehtem Kopf nach oben und suchte nach dem Angreifer, doch es schaute in die falsche Richtung. Sha-Kaan hatte nun das Maul geschlossen und flog eine scharfe Kurve, um sich hinter den Gegner zu setzen. Der rostrote Drache war aufgrund der Schmerzen desorientiert und suchte noch nach Sha-Kaan, als dieser schon blitzschnell die Entfernung überbrückte, rasch mit den Flügeln schlug, um sich über der Beute zu stabilisieren, den Hals durchbog und mit erschreckender Kraft nach dem Schädel seines Gegners hackte. Der ganze siebzig Fuß lange Körper des rostroten Drachen zuckte, die Krallen suchten einen Halt in der leeren Luft, die Flügel flatterten wild, und das Bellen verwandelte sich in ein Gurgeln, als der tödlich verletzte Drache abstürzte.

    Mit angehaltenem Atem sah Ilkar zu, wie Sha-Kaan zusammen mit seiner Beute stürzte und sie erst freigab, als beide in Dachhöhe waren. Dann drehte er mit einem dröhnenden Triumphschrei ab und schwebte in der Luft, während sein Gegner mit einer Wucht, die den Boden erbeben ließ, tot auf den Hauptplatz prallte. Eine riesige Staubwolke wallte hoch, die aufgestapelten Leichen gerieten ins Rutschen. Eine groteske Bewegung der Toten.
    Nervosität griff in Parve um sich, ein übles Gefühl im Bauch, als ginge die ganze Welt aus den Fugen. In der Stille, die auf den Kampf folgte, hörte man nur noch Sha-Kaans Flügel schlagen, als er über seinem Opfer kreiste. Aus solcher Nähe betrachtet, war der siegreiche Drache wirklich ein gewaltiger Anblick. Sha-Kaan war beinahe doppelt so groß wie sein Opfer, und er schien den Himmel auszufüllen. Neben ihm wirkte sogar der Riss mit seiner ungebändigten Kraft winzig. Dreimal kreiste er und stieß ein gedehntes kehliges Brüllen aus. Er kam bis dicht über den Boden herunter, strich nur wenige Fuß über dem getöteten Gegner hinweg, dann wendete er in der Luft und flog direkt hinter Hirad her.
    »Oh, nein«, stöhnte Ilkar, der wieder ins Licht heraustrat.
    »Was könnt Ihr da schon tun?« Stylianns Stimme war noch leise vor Schreck, doch sie verriet immer noch seine Macht, und sie war drohend und zynisch.
    Ilkar drehte sich zu ihm um. »Ihr versteht es nicht, was? Menschen wie Ihr können es nicht verstehen. Ich habe keine Ahnung, was ich tun kann, aber ich werde etwas tun. Ich kann ihn damit jetzt nicht allein lassen. Er gehört zum Raben.«
    Der Elfenmagier rannte auf den Platz hinaus und lief in die Richtung, die auch der Unbekannte eingeschlagen
hatte. Nach kurzem Zögern folgten Thraun und Will seinem Beispiel.
    Denser dagegen sank in sich zusammen. Seine Kräfte waren erschöpft, und er starrte den riesigen Körper des Drachen an, den Sha-Kaan so mühelos getötet hatte. Erienne hockte sich neben ihn und wiegte seinen Kopf.
    »Bei den Göttern im Himmel«, flüsterte er. »Was habe ich getan?«
     
    Hirad lag, die Hände an die Ohren gepresst, auf dem Boden; die Kampfschreie der Drachen erfüllten die Luft und hallten in seinem Kopf. Als es vorbei war, stemmte er sich benommen auf die Knie hoch und wagte es, sich in Richtung Parve umzuschauen. Am Rande bemerkte er, dass der Unbekannte Krieger in seine Richtung gerannt kam und etwas rief, doch seine Aufmerksamkeit galt vor allem dem riesigen Sha-Kaan, der über der toten Stadt kreiste. Der abrupte Sturzflug des Drachen riss ihn aus seiner Starre, und als das Wesen über den benachbarten Gebäuden auftauchte, erwachte in ihm eine Angst, wie er sie noch nie empfunden hatte. Sein persönlicher Albtraum war Realität geworden. Er reagierte, wie er reagieren musste. Er rappelte sich auf und rannte weg.
    Hirad spürte Sha-Kaan in seinem Bewusstsein, lange bevor sich der Schatten über ihn senkte. Wieder ergab er sich seinem Schicksal. Er blieb stehen und schaute nach oben, als der riesige Drache, mehr als zwanzigmal so groß wie er selbst, in der Luft wendete, den Hals hierhin und dorthin drehte, und seine Beute keine Sekunde aus den Augen verlor.
    Wie zuvor schwebte er einen Augenblick lang in der Luft und schlug träge mit den Flügeln, dann landete er sachte und stützte den gewaltigen
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