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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1
Autoren: Larke Glenda
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ich dorthin geschickt habe, waren innerhalb eines Jahres tot.«
    Ich fröstelte, ergriffen von einer tiefen Furcht, wie ich sie schon seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. Ich fröstelte, und gleichzeitig erregte mich das verlockende Flüstern der Gefahr. » Ihr denkt, ich hätte größere Chancen, weil ich als Kardin geboren wurde«, sagte ich. » Weil ich ihre Sprache spreche und deshalb als eine von ihnen durchgehen kann. Weil ich einmal eine von ihnen war .«
    Â» Möglicherweise.«
    Seine Gefühle schabten an meinem Bewusstsein, so deutlich wie Staubkörner im Auge. Göttin , dachte ich. Wie sehr er mir misstraut! Selbst nach all diesen Jahren, die ich im Dienst der Bruderschaft stand, zweifelte er immer noch an meiner Loyalität.
    Reglos und wachsam standen wir beide mitten in der marmorgefliesten Eingangshalle. Nicht weit von uns ging das Palastleben weiter. Ein ängstlich dreinblickender Sklave eilte mit einem Früchtekorb vorbei; ein kleines Kontingent imperialer Wachen schritt vorüber, und ihre Sandalen quietschten auf dem polierten Boden. Sie begleiteten eine Hofkurtisane, die so dick geschminkt war wie eine zwielichtige Hure, zu den Gemächern des Exaltarchen. Sie kicherte, als sie mich sah; ihr Mangel an Manieren war so penetrant wie der Duft, den sie zurückließ. Weder Rathrox noch ich achteten darauf.
    Â» Also schickt man mich in ein Land, das als so höllisch gilt, dass es dem Reich der Toten ähnelt? Ohne dass mich irgendwer fragt, ob ich das überhaupt will?«
    Â» Es ist nicht klug, dem Exaltarchen den Gehorsam zu verweigern.«
    Â» War es nicht Eure Idee?«
    Â» Es ist nur eine vorübergehende Angelegenheit. Du wirst schon bald wieder zurück in Tyrans sein.«
    Ich starrte ihn an; die Lüge war klar herauszuhören. » Ihr habt nicht vorgesehen, dass ich jemals zurückkehre«, sagte ich ausdruckslos. » Ihr denkt, ich werde dort unersetzlich sein.« Ihr wollt mich loswerden …
    Â» Wer im Dienst des Exaltarchats steht, dient dort, wo es am sinnvollsten ist.«
    Ich unterbrach ihn. » Das ist nicht der einzige Grund, der Euch antreibt, Vorsteher. Ich glaube, Ihr habt angefangen, mich zu fürchten. Ich bin zu gut in dem, was ich tue. Es macht Euch Sorgen, dass Ihr mich nicht anlügen könnt und ich die Gefühle kenne, die Ihr hinter Eurem ausdruckslosen Gesicht verbergt. Und jetzt das: eine Versetzung ohne die Hoffnung, jemals zurückberufen zu werden. Was sagt man noch über Kardiastan? Ein Land, so trocken, dass die Erde nicht unter den Füßen, sondern im Wind ist. Und das einzige Wasser im Lande sind Tränen.« Ich lächelte bitter. » Wird mir so mein Dienst für Euch, die Bruderschaft und das Exaltarchat vergolten? So etwas hättet Ihr nicht getan, Vorsteher Rathrox, wenn Gayed noch am Leben wäre. Mein Vater hätte es nicht zugelassen.« Fünf Jahre waren vergangen, seit er gestorben war, und doch verursachte mir der Gedanke an den Verlust noch immer einen Stich.
    Â» Für General Gayed standen der Exaltarch und seine Nation stets an erster Stelle; das sollte bei dir nicht anders sein. Das Exaltarchat hat dir all deinen Besitz gegeben, alles, was du bist. Jetzt musst du die Rechnung begleichen.« Er zuckte mit den Schultern. » Besorge uns die nötigen Informationen, um die rebellischen Untertanen des Exaltarchen in Kardiastan zu bezwingen, und er wird sich erkenntlich zeigen. Schon jetzt beträgt dein Lohn für jedes Jahr, das du in Kardiastan verbringst, sechstausend Sestus, und du erhältst die Stellung eines Legatus– du bist als Legata dorthin unterwegs.«
    Jetzt weiteten sich meine Augen. Ein Legatus war jemand, der in besonderem Auftrag unterwegs war, und er war zu einem guten Teil mit dem Status desjenigen Beamten versehen, der ihn geschickt hatte. Wenn meine Papiere von Rathrox unterzeichnet werden würden, dann wäre meine Macht in Kardiastan beträchtlich. Es war bezeichnend, dass ich die weibliche Form dieses Wortes noch nie gehört hatte. Normalerweise wurde einer Frau so viel Macht nicht übertragen. » Ihr müsst ja große Angst vor mir haben, wenn Ihr solche Bedingungen herausgeholt habt, Vorsteher. Sie sind in der Tat großzügig. Sofern ich es schaffe, am Leben zu bleiben, natürlich. Trotzdem hätte ich es vorgezogen, den Dienst der Bruderschaft zu verlassen, wenn Ihr mir die Möglichkeit gegeben
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