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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1
Autoren: Larke Glenda
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musste dem Exaltarchen gelten.
    Der Blick seiner scharfsinnigen Augen war nachdenklich auf mich gerichtet. Immer noch auf den Knien, wartete ich auf die Erlaubnis, mich erheben oder sprechen zu dürfen, aber ich hörte nur das Gemurmel des laufenden Wassers überall um mich herum. Vermutlich waren in den Wänden geflieste Springbrunnen eingelassen worden, wie in meiner eigenen Villa auch. Mit ihrer Hilfe konnte man die Temperatur etwas gleichmäßiger halten, indem man die heiße Luft der Wüstenperiode etwas abkühlte oder die kalte Luft der Schneeperiode erwärmte, indem man das Wasser in ihnen erhitzte. Allerdings hatte ich gehört, dass die Springbrunnen im Palast noch eine andere Funktion erfüllten: Sie machten es den Sklaven schwer zu lauschen.
    Eine Minute verging, während wir uns schweigend anstarrten.
    Was zum Vortex war nur so verdammt interessant an mir?
    Ich traute mich nicht, den Blick zu senken.
    Â» Ihr seid nicht so, wie ich erwartet hatte«, sagte er schließlich in der wohlakzentuierten Sprache der Hochgeborenen. » Ihr könnt aufstehen, wenn Ihr möchtet.«
    Ich kämpfte mich auf die Beine. » Ich bin von General Gayed adoptiert worden«, sagte ich. » Wenn Ihr nach Ähnlichkeiten sucht, werdet Ihr keine finden, Erhabener.«
    Â» Nein«, pflichtete er mir bei. » Und Gayed war stets ein Mann der Tat. Man hat mir erzählt, dass Ihr ein besonderes Talent bezüglich des Aufspürens von Lügen habt und Euch gut in die Wirkungsweise der Bruderschaft eingefunden hättet. Rathrox sagte mir, Ihr könntet mit einem geradezu unheimlichen Instinkt herausfinden, ob ein Gefangener die Wahrheit sagt. Wie er sagte, sind Folterungen in den Käfigen überflüssig, wenn Ihr mit den wichtigen Befragungen betraut werdet.«
    Â» Einem Menschen, der gefoltert wird, kommt die Lüge nur zu leicht über die Lippen, Erhabener. Er wird alles sagen, wenn nur der Schmerz nachlässt. Mein Weg ist besser.«
    Â» Und was ist Euer Weg?«
    Â» Die Antworten zu beurteilen, und zwar mit Hilfe von– was? Weiblicher Intuition? Ich weiß es nicht, Erhabener. Es ist einfach nur eine Fähigkeit, die ich habe. Und wenn ein Mensch nicht die Wahrheit sagt– nun, manchmal ist eine Lüge genauso entlarvend.«
    Er sah mich neugierig und mit wohl bemessener Aufmerksamkeit an. » Seit wann verfügt Ihr über diese Fähigkeit?«
    Â» Von Kindesbeinen an.« Sie war immer da gewesen, aber ich hatte früh gelernt, sie zu verbergen. Erwachsene reagieren nicht sehr freundlich, wenn ein Mädchen, das nicht einmal alt genug ist, um einen Überwurf zu tragen, sie auf ihre Unwahrheiten und Falschheiten hinweist.
    Â» Eine nützliche Fähigkeit, würde ich meinen. Und wir haben einen Auftrag für Euch, bei dem Eure Fähigkeit von unschätzbarem Wert sein könnte, Kamerad Ligea. Ihr wurdet in Kardiastan geboren, soviel ich weiß. Habt Ihr noch irgendwelche Erinnerungen an das Land?«
    Â» Gar keine, Erhabener. Ich war noch keine drei Jahre alt, als meine Eltern während des Kardenaufstands ums Leben kamen und General Gayed sich meiner annahm und mich nach Tyr brachte.«
    Â» Aber Ihr sprecht ihre Sprache, wie ich gehört habe.«
    Â» Als ich in den Haushalt des Generals kam, befand sich dort eine kardische Sklavin, die meine Amme wurde. Sie fand Gefallen daran, mir ihre Muttersprache beizubringen.« Ohne zu wissen, wieso ich mir dessen so sicher war, dachte ich: Aber das wisst Ihr doch bereits.
    Sein Lächeln enthielt einen Hauch von Zynismus, und dann warf er einen kurzen Blick zu Rathrox hinüber. Der Blickwechsel war besorgniserregend und enthielt eine besondere Note, von der ich bewusst ausgeschlossen blieb. Erneut spürte ich die Erheiterung, die sie verband, und ich versteifte mich argwöhnisch. Der Exaltarch setzte sich auf und griff nach einer Karaffe aus grünem Onyx, die auf einem Seitentisch stand, und schenkte sich daraus etwas ein. Der berauschende Geruch von Mondblumen und Moschus war überwältigend und kratzte in meiner Kehle. Ich kämpfte gegen den Hustenreiz an. Obwohl es im Zimmer ziemlich kühl war, lief mir der Schweiß den Nacken hinunter, und der obere Rand meines Überwurfs wurde feucht.
    Der Exaltarch nippte an seinem Wein. Jetzt, dachte ich. Jetzt kommt er endlich zum Punkt. Worum geht es bei dieser ganzen Scharade wirklich?
    Â» Wir möchten, dass Ihr
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