Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1
Autoren: Larke Glenda
Vom Netzwerk:
Entschlossen, erbarmungslos, geduldig… sogar ungeheuer geduldig, wenn es darum ging, den passenden Moment abzuwarten und dann zuzuschlagen. Ich mochte ihn nicht, aber er war mein Mentor, und ich bewunderte und respektierte ihn wegen seiner Hingabe an seine Arbeit und seiner Gerissenheit.
    Ehrlichkeit gehörte allerdings nicht zu seinen Tugenden. Er umging die Wahrheit. Zwar zögerte er, regelrecht zu lügen, da er wusste, dass ich eine Lüge erkennen würde, doch er konnte auch nicht aufrichtig sein. Irgendetwas fehlte in seiner Erklärung. Ich fragte ruhig: » Wieso gerade ich? Wieso nicht jemand anderes? Warum können sich nicht unsere Leute in Kardiastan darum kümmern?«
    Er sah sich um. Wir hatten uns zwar von den imperialen Wachen im Vorraum entfernt, aber für Rathrox war das anscheinend nicht weit genug. Er fasste mich am Ellenbogen und schob mich durch einen Torbogen in die Eingangshalle. Sie war verlassen, und dennoch senkte Rathrox seine Stimme. » Ligea, das Exaltarchat ist nur so stabil wie der Boden, auf dem es steht. Die Situation in Kardiastan ist weit schlimmer, als die Öffentlichkeit hier ahnt. Wir haben dort auf einer rissigen Grundlage gebaut, und wenn nicht bald etwas geschieht, werden diese Risse zu Schluchten werden, die groß genug sind, sowohl die Legionen als auch die Verwaltung zu verschlingen. Noch schlimmer– die Risse könnten sich ausbreiten.«
    Es sah Rathrox gar nicht ähnlich, so offen zu sprechen, und noch seltsamer war es, dass er sich so grimmig über den Zustand des Exaltarchats äußerte. Vorsichtig bahnte ich mir meinen Weg durch die Fallstricke, die mit einem Gespräch mit dem Vorsteher verbunden waren; er konnte ziemlich bösartig werden, wenn er mürrisch war. » Ich hätte nicht gedacht, dass Kardiastan wichtig genug ist, um das persönliche Interesse des Erhabenen zu erregen. Das Land stellt nichts her, das für uns wirtschaftlich gesehen von Wert wäre. Der einzige Grund, weshalb wir es überhaupt für nötig hielten, dort einzumarschieren, war Assoria, das uns hätte zuvorkommen und versuchen können, entlang des Issischen Meeres Häfen in unmittelbarer Nähe zu Tyrans zu errichten. Aber wir haben Assoria gebändigt, und es ist jetzt seit… seit wie vielen Jahren unser Vasall? Seit zwanzig?«
    Er unterbrach mich. » Wenn unsere Legionen von einem Wüstenland verspottet werden, das von zerlumpten, schlecht ausgebildeten Bauern bewohnt wird… wie lange wird es dann wohl dauern, bis andere Nationen ihre Speere schärfen– Nationen wie Assoria? Wir müssen an diesen kardischen Aufrührern ein Exempel statuieren.«
    Â» Unsere Legionen verspotten ? Ein paar rebellische Bauern?« Das kam mir ziemlich unwahrscheinlich vor. Ich erinnerte mich daran, wie verbittert der Exaltarch gewesen war, als er von Kardiastan gesprochen hatte. Rathrox’ Begründung, weshalb ich in die Sache hineingezogen werden sollte, mochte zwar für sich gesehen stimmig sein, aber es war nicht alles; da war etwas, das er mir verschwieg. » Und was ist mit der Bruderschaft?«
    Â» Es gibt keine Bruderschaft in Kardiastan.«
    Ich starrte ihn verblüfft an. » Keine Bruderschaft ? « Ich hatte noch nie direkt mit den Vasallenstaaten oder Provinzen des Reiches zu tun gehabt, aber jeder Kamerad der Bruderschaft wusste, dass wir für die Sicherheit im ganzen Exaltarchat verantwortlich waren, nicht nur für die in Tyrans. Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass es einen Ort geben könnte, der zwar von Tyr regiert wurde, aber dennoch frei von den Fängen der Bruderschaft war. » Und wieso nicht?«
    Â» Man kann an einem Ort keine Bruderschaft haben, wo es keine Informanten gibt und niemand bereit ist, seine Nachbarn zu bespitzeln, sich kaufen oder einschüchtern oder bestechen zu lassen.« Er lächelte schwach. » Diesen Punkt übersieht die Öffentlichkeit gern, Ligea. Die Leute hassen uns und versorgen uns gleichwohl selbst mit der Macht, die wir über sie haben. Etwas, das man in Kardiastan offenbar nicht übersieht. Die Menschen dort sind… anders. Es ist ein seltsames Volk, das wir in den gesamten fünfundzwanzig Jahren, die die Besatzung jetzt schon währt, immer noch nicht ergründen konnten.« Da war wieder der kalte, abschätzende Blick der Gottesanbeterin, die ihre Beute fixierte. » Sämtliche Agenten der Bruderschaft, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher