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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1
Autoren: Larke Glenda
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hättet.«
    Â» Niemand verlässt die Bruderschaft«, sagte er kurz angebunden. » Niemals. Das weißt du. Abgesehen davon… was würdest du tun ohne die Intrigen, ohne die Macht, ohne die Herausforderung, Legata Ligea? Die Bruderschaft ist deine Droge; du kannst gar nicht ohne sie leben. Du eignest dich nicht als verhätschelte Ehefrau, und was für andere Möglichkeiten hättest du sonst noch?« Seine Stimme wurde etwas weicher. » Ich bin doppelt so alt wie du, Ligea. Ich werde die Bruderschaft nicht ewig anführen. Das sollte dir Trost genug sein.«
    Ich hasste es, wenn er mich durchschaute. Ich drehte mich abrupt um und verließ ihn, ging zum Ausgang des Palastes. Die Wachen öffneten die zweiflügeligen Türen, nahmen Haltung an und salutierten, während ich hinausging. Als ich hergekommen war, hatte ich mich als Kamerad der Bruderschaft ausgewiesen, und sie wussten sehr gut, dass es sich bezahlt machte, einem Kameraden gegenüber respektvoll aufzutreten.
    Als ich draußen in der grellen Sonne stand, sah ich erst einmal erleichtert auf. Unnötiger Luxus hatte mir noch nie gefallen, und die Verschwendungssucht des Palastes war erstickend. Erst recht, da Gefühle damit verbunden waren, die immer noch miteinander rangen: Wut, Verbitterung, Stolz und Frustration. Ich hatte das Gefühl, als wüsste ich jetzt, was den Exaltarchen so erheitert hatte. Die Vorstellung, eine Kardin loszuschicken, um mit kardischen Aufrührern fertigzuwerden, entbehrte nicht einer gewissen Ironie, zumal die betreffende Kardin als hochgeborene Tyranerin erzogen worden war– oh ja, die Situation war in der Tat erheiternd. Es sei denn, man war selbst diejenige, die in die Wüstenhölle geschickt wurde. Meine Bauchmuskeln spannten sich aufrührerisch an.
    Tyr, Hauptstadt und Drehkreuz von Tyrans– sowie des gesamten Exaltarchats– war meine Heimat; die einzige Heimat, an die ich mich erinnerte. Tyr war das Zentrum der zivilisierten Welt, der Ort, an dem alles begonnen hatte und alle wichtigen Entscheidungen getroffen wurden. An dem etwas geschah. Wie konnte ich damit leben, dass ich von hier weggehen sollte?
    Ich stand oben auf der Treppe, die von den Palasttüren hinunterführte, und blickte über das Forum Publicum. Das Forum war eine ganze Meile lang und das Herz von Tyr, und jetzt, eine Stunde vor der Siesta, trotz der Mittagshitze ziemlich voll. Die Menge war bunt gemischt: Sklaven und dahinschlendernde Hochgeborene, Kaufleute und Kunsthandwerker voller Arbeitsschmutz, schlurfende Gelehrte, die über eine Theorie debattierten. Auf dem marmornen Platz sprühten Springbrunnen Fontänen in die Luft, während an seinen Rändern Rinnen verliefen, die das Wasser sogar bei kühlem Wetter wärmten…
    Verflucht sollst du sein, Rathrox Ligatan. All das hier werde ich aufgeben müssen.
    Ich unterdrückte meine aufsteigende Wut und bemühte mich stattdessen, alles, was ich sah, bewusst in mich aufzunehmen– als könnten die Bilder, die ich mir jetzt einzuprägen versuchte, mir später dabei helfen, die Leere zu füllen.
    Auf der anderen Seite des Platzes kauerte die Gerichtshalle, deren weiße Säulen die Sonnenstrahlen einfingen. Weißgewandete Anwälte kamen gerade von einer morgendlichen Sitzung; hinter ihnen folgten ihre Liktoren mit zusammengebundenen Schriftrollen auf den Armen. Erst zwei Tage zuvor hatte ich in den Räumen des Praetors unter Ausschluss der Öffentlichkeit Beweise in einem Verfahren wegen Hochverrats vorgebracht; der Angeklagte hatte in einer der Vorgebirgszonen von Tyrans eine Rebellion gegen Steuereintreiber angezettelt. Zweihundert Menschen waren im Laufe dieser unausgegorenen Revolte gestorben. Er war verurteilt worden, wie er es verdient hatte, und ich hatte das befriedigende Gefühl gehabt, eine Arbeit gut erledigt zu haben. Unser Rechtssystem, das sogar einem gewöhnlichen Menschen die Möglichkeit gab, seinen Fall vorzutragen, zählte zu den großartigsten Errungenschaften des Exaltarchats.
    Beim nächsten Gebäude handelte es sich um die Öffentliche Bibliothek, die durch den baumgesäumten Marktgang von den Öffentlichen Bädern getrennt war. Betrat ich die Stille des Lesesaals in der Bibliothek, würde ich zweifellos den Dichter Crispin oder den Historiker Valetian bei der Arbeit an ihren neuesten Werken vorfinden, und wenn ich mich entschied, stattdessen ein Bad
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