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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1
Autoren: Larke Glenda
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Wenn sie dem Exaltarchen die Unterstützung des Kultes von Melete entzog, konnte sie die Grundlagen seiner Macht bedrohen– obwohl Bator Korbus sie sicherlich zuvor von einem Attentäter würde töten lassen, wenn ich ihn richtig einschätzte.
    Â» Das Orakel wünscht Eure Anwesenheit.«
    Nichts hätte mich mehr verblüffen können. Das Orakel ? Das Orakel sprach nicht zu Ligea Gayed. Tatsächlich sprach das Orakel überhaupt sehr wenig, und wenn es das tat, dann zu Königen und Herrschern oder sehr reichen Menschen, nicht aber zu den Kameraden der Bruderschaft oder der Tochter eines Generals. Einen verrückten Moment lang fragte ich mich sogar, ob die Hohepriesterin mich mit jemandem verwechselt haben könnte.
    Immer noch verwirrt stand ich auf. » Ich bin zutiefst geehrt.«
    Â» Das seid Ihr in der Tat«, sagte sie. Ihre Stimme war so trocken wie Weinblätter im Herbst.
    Auch sie konnte kaum glauben, dass ich gerufen worden war.

2
    Hohepriesterin Antonia führte mich am Altar vorbei zum Heiligtum, jenem Bereich des Tempels, der der Öffentlichkeit nicht zugänglich war. Als wir tief im Innern des Gebäudes einen kleinen, leeren Raum erreichten, erklärte sie: » Ich muss Euch eine Augenbinde anlegen«, und nahm ein Stück Stoff von einem Haken. Da ich spüren konnte, dass sie mir damit nicht schaden wollte, fügte ich mich. Allerdings konnte ich mit der Augenbinde nichts sehen und begann, mich unsicher zu fühlen.
    Seltsame Geräusche erklangen, so als würde Weizen zwischen zwei Mühlsteinen zermahlen. Ich vermutete, dass es sich um irgendeinen Mechanismus handelte, der einen verborgenen Eingang öffnete, und beachtete die Information nicht weiter. Und dann sprach sie wieder. » Da sind Stufen.« Sie hakte sich bei mir unter, um mich zu führen. Die Berührung widerstrebte mir, und ich mochte es auch nicht, auf diese Weise von ihr abhängig zu sein. Widerwille gegen meine plötzliche Verletzlichkeit stieg in mir auf.
    Ein kräftiger Geruch kitzelte meine Nase. Es roch stark nach irgendeinem Weihrauch, und danach verlor ich jedes Gefühl für Zeit und Berührung. Ich schwebte schwerelos dahin, sah Farben– alle möglichen Schattierungen von Rot, Orange oder Gelb, jeweils mit einem eigenen Geruch: die Essenzen von Mohnblumen, Wein, Schwefel, nasser Erde, gärender Hefe. Ich glaube, ich lachte, auch wenn ich nicht hätte sagen können, was so lustig war. Ich hörte die Göttin flüstern, als sie mich für meinen Mangel an Ehrerbietung schalt. Ich fühlte mich gedrückt, war aber dennoch empört. Die Situation wurde erst in dem Moment wieder klar, als Antonia mir die Augenbinde abnahm.
    Ich war an einem anderen Ort. Irgendwie musste ich zu Fuß dorthin gegangen sein, auch wenn ich mich nicht erinnern konnte, dass ich mich bewegt hatte oder dass Zeit vergangen war. Zum Vortex, verdammt, was für ein hinterhältiges Weibsstück, dachte ich, während so etwas wie Verstand in mich zurückkehrte. Die Augenbinde musste mit einem Mittel getränkt gewesen sein. Sie hat mich unter Drogen gesetzt. Was natürlich nicht einer gewissen Ironie entbehrte, da uns von der Bruderschaft solche Tricks nicht fremd waren. Ich war jedoch nicht in der Stimmung, mich über derartige Parallelen zu freuen. Göttin, dachte ich, wenn alle, die hierherkommen, so ein Elixier verpasst kriegen, wundert es mich nicht, dass es noch nie eine vollständige Beschreibung des Orakels gegeben hat.
    Etwas strengere Gerüche bedrängten mich jetzt, ein Duftgemisch, das man auch im Geschäft eines Alchimisten am Marktweg hätte erwarten können. Ich sah mich um. Ich befand mich in einer unterirdischen Höhle. Das einzige Licht stammte von den Flammen, die in einem bronzenen Behälter brannten. Er war in den Steinboden eingelassen, und der Durchmesser der Schüssel entsprach ungefähr meiner Körpergröße. » Die Ewige Flamme«, flüsterte Antonia mir ins Ohr, » von der Göttin persönlich entfacht, als sie Tyr gründete, und seither niemals erloschen. Sie braucht keine Nahrung, um zu brennen.« Das schien sie tatsächlich zu glauben. Ich nickte, wenngleich ich mich fragte, ob die Flamme nicht irgendwo weiter unten genährt wurde, vielleicht von unterirdischen Gasen. Ich war schon immer ein skeptisches Biest gewesen.
    Sie deutete zur Höhlenwand direkt vor uns. » Das ist
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