Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei
Autoren: Hans G Bentz
Vom Netzwerk:
packe und auf die Erde haue! Aber, die Weiblichkeit des Räubers irritierte ihn doch. Er sah mich flüchtig fragend an: »Scheußliche Situation, was ?« und kroch dann verbittert unter die Kommode, von wo er die ganze Zeit über nicht mehr zum Vorschein kam.
    Eines Tages klingelte dann das Telefon — es war soweit! Der Ort der Hochzeit lag hundert Kilometer entfernt. Während ich den Wagen fertigmachte, wurde Cocki, der gerade vom Ausräumen einer benachbarten Mülltonne zurückkehrte und in das Innere der Tonne offenbar auf dem Weg über einen Schlackenhaufen gelangt war, eingefangen und gebadet. Für ihn ein wahrhaft entsetzliches Erlebnis. Anschließend wurde er gründlich entfloht und entlaust.
    Es vergingen fünf Monate, und dann fanden wir, von einer Reise heimkehrend, eine Karte der Schwiegermutter vor, daß wir ihr doch einen Besuch abstatten möchten. Der >glückliche Vater<, so hieß es auf der Karte bedeutungsvoll, sei mitzubringen, da es ihn vielleicht interessiere, seine Kinder kennenzulernen. Wieder wurde telefoniert, wieder wurde Cocki — zwar nicht gebadet, doch entfloht, gekämmt und dann unter besonderen Vorsichtsmaßregeln verladen.
    Das Haus der Schwiegermutter — ich vergaß das zu erwähnen — liegt mitten im Zentrum eines großen Gebirgskurortes. Es hat drei Stockwerke und einen kleinen Garten. Im obersten Stockwerk wohnt die Schwiegermutter, die anderen sind an allerhand lustiges, junges Volk, hauptsächlich zigarettenrauchende und grammophonspielende Sekretärinnen, vermietet. Als wir vor dem Haus hielten, hingen zwei dieser jungen Damen aus ihren Fenstern und flatterten, als wir uns aus unserem kleinen Wagen schälten, an die Eingangstür.
    »Dürfen wir mitkommen ?« fragte die eine mit dem großen lustigen Mund und den braunen Augen. »Wir möchten so gern sehen, was er zu dem Schwung sagt !«
    »Was für ein Schwung?«
    Sie bekam darauf einen Stoß in die Rippen von ihrer nicht minder hübschen Hausgenossin: »Du sollst doch vorher nichts verraten !«
    Und dann erschien Schwiegermutter an der Tür (übrigens eine nette, resolute Offizierswitwe anfangs der Dreißigerjahre), und an ihr vorbei schoß Jenny auf Cocki zu.
    Er leckte Jenny einmal unverbindlich hinterm Ohr, visierte sie mit der Kürze und Sachlichkeit eines Frauenarztes und wuchtete dann an ihr vorbei die Treppe hinauf, offensichtlich völlig auf Fressen eingestellt. Wie üblich wurden seine Erwartungen nicht enttäuscht, denn bereits im ersten Stock wurde er nacheinander in sämtliche Zimmer gelockt und dort verwöhnt.
    Wir indessen stiegen erwartungsvoll in den obersten Stock, wobei ich nicht umhin konnte zu konstatieren, daß die adrette Offizierswitwe einen bleichen und leicht vergrämten Eindruck machte und daß bei Annäherung an ihre Wohnung eine Geruchsmischung bemerkbar wurde, die Uneingeweihte dahin analysiert hätten, daß man ungereinigte Windeln in einer Zirkusmanege aufgehäuft habe.
    Beim Betreten der Wohnung verstärkte sich diese Geruchsmischung orkanartig, und gleichzeitig wurden wir zur Vorsicht beim Niedersetzen der Füße gemahnt. Das war bei mir nicht nötig, denn ein quabbliges, weißes Etwas, anderthalb Hand in der Länge und mit so langen Ohren, daß es sich beim Anmarsch darauf trat, stürzte sich auf meinen linken Schuh und machte sich — offenbar im Akkord arbeitend — daran, meine Senkel aufzuziehen, respektive dort, wo es ihm nicht gelang, abzureißen. Ein weiteres Etwas saß, als uns die Tür zum Salon geöffnet wurde, mitten auf dem Teppich und machte einen See.
    »Ein Weibchen offenbar«, sagte ich, da man doch irgend etwas sagen mußte.
    »Nein, ein Rüde«, sagte die Offizierswitwe mit ihrer tiefen Stimme. »Das Beinheben lernen sie erst später, aber hoffentlich nicht mehr bei mir! Eigentlich sollten sie da drin bleiben — .« Ihr Finger wies in den angrenzenden Wintergarten, der mit einem Brett zur Hälfte abgeteilt war. Innerhalb dieses Brettes ging es ganz professionell und züchterisch zu, mit eingestreutem Sand, Wasser und Futternäpfen und einigen Lumpen. In diesem Gehege aber saß nur ein braunweißes Klümpchen und kaute mit tiefen Sorgenfalten an einem alten Pantoffel.
    »Die übrige Bande«, sagte die sonore Stimme neben mir, »ist schon wieder unterwegs. Springercocker, ganz der Papa!«
    »Um Gottes willen, der schöne Teppich !« rief meine Gefährtin.
    »Na, na«, sagte die dunkle Stimme, »keine Höflichkeiten! — Den guten habe ich weggetan, dies ist ein alter, den ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher