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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei
Autoren: Hans G Bentz
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und tief aufseufzend die dicke Pfote zur Versöhnung. Alle erzieherischen Vorsätze sind vergessen! Man kniet nieder und zieht den dicken Löwenkopf an die Brust, der durchdringend nach Erde riecht (man hat in diesem Falle Glück!). Cocki macht sich mit männlicher Kargheit der Gefühle los und wogt in die Küche, wo er ungeheure Mengen Wasser zu sich nimmt. Dann schmeißt er sich auf die Seite, deckt die Augen mit den eigenen Ohren zu und ist im nächsten Moment entschlummert. Die Familie geht erlöst zu Bett und dankt dem Schicksal.

    Seine Exkursionen haben verschiedene Zwecke. Das Hauptmotiv ist die Liebe! In den entsprechenden Wochen, in denen die Hündinnen in den Häusern ringsum interessant werden, ist er von früh bis spät unterwegs. Ein Abenteuer schließt sich an das andere, und ist der nähere Bereich abgegrast, machen die vier Gummitatzen kilometerweite Eilmärsche in die Stadt hinein, um nur ja nichts >auszulassen<. Liebe ist Pflicht! Ein geheimnisvoller Befehl scheint diesen Teil seines Lebens zu bestimmen. Er fehlt bei keiner Hundeversammlung vor irgendeinem Haus, ob es nun Sommer ist oder Winter mit klirrendem Frost. Man hat Cocki schon bei sechsundzwanzig Grad Kälte vor dem Hause einer Geliebten angefroren gefunden und mußte ihn vorsichtig mit der Axt abhacken! Wir staunen nur über die eisenharte Gesundheit, die all diese Strapazen überdauert.
    In solchen Wochen verliert sich dann die Rundlichkeit seiner Hüften. Er magert ab, und nur noch die Fülle seines Felles und die starken Muskeln täuschen Stämmigkeit vor. Innerlich ist er brennender Trieb, und dieses Feuer wird mit ungeheuren Quantitäten von Wasser gelöscht.
    Nach Hause kommt er nur zur Mittagszeit oder auch in den frühen Morgenstunden. Sobald aber der Haushalt erwacht, ist er, wenn man ihm nicht die Tür öffnet, mit einem Satz zum ersten offenen Fenster hinaus und wieder unterwegs. Ein sonderbar scharfer Raubtiergeruch bleibt dort zurück, wo er sich aufhielt.
    Manchmal entdecke ich durch Zufall, wo die diesbezügliche Veranstaltung gerade stattfindet. Cocki kommt mir dann um irgendeine Ecke entgegengewogt, wirft mir einen aufmunternden und schelmischen Blick zu, streicht krumm gebogen um meine Füße und will mir seine Rechte reichen; doch bevor ich’s tun kann, dreht er ab und verschwindet: Du wirst verstehen — ich habe zu tun!
    Ich gehe ihm nach: eine kleine Villa inmitten eines großen, finsteren und verwilderten Gartens. Die Villa sieht aus wie ein Lustschloß, das der Sonnenkönig Ludwig XIV. einer Geliebten geschenkt hat, einer Geliebten zweiter Güte sozusagen, nicht einer der großen Kurtisanen, sondern so einem kleinen, gelegentlichen Seitensprung... In Wirklichkeit verdankt das Häuschen seinen Ursprung wahrscheinlich der entzügelten Phantasie eines Architekten der neunziger Jahre. Der Stuck ist abgeblättert, eine Jalousie hängt schief herunter, alles macht einen halb verwunschenen, halb verkommenen Eindruck.
    Vor dem Zaun gewaltiger Aufmarsch aller Hundegrößen, die mir von meinen vielen Spaziergängen bekannt sind. Da sitzt die große Tigerdogge des Schlächters neben dem schwarzen Dackel des Oberregierungsrates aus dem Finanzministerium. Diebeiden gelben Schäferhundbastarde des Bauunternehmers, auf ihrem Grundstück zähnefletschende Bestien, hocken hier ganz artig und zahm nebeneinander. Das schwarze Pudelchen der Zahnärztin beriecht, Kopf an Kopf mit Cocki und dem Scotchterrier des Regisseurs, die herrlich duftende Fährte. Der einheimische >Ge-sangverein< hat sich aber noch durch Gäste aus den umliegenden Vororten verstärkt. Ich sehe einen mir völlig unbekannten ungarischen Hirtenhund, ein groteskes Möbel, das nur aus lockigem Fell besteht, unter dem seine Hundekonturen vollkommen verschwinden. Ferner zwei lebende Bettvorleger: Skyeterrier, und ein undefinierbares Exemplar: eine Brake mit langhaarigen Riesenohren, die ich stark im Verdacht habe, aus Cockis Fabrik zu stammen...
    Das alles sitzt und wartet, weint, heult, schnüffelt und bespringt sich gegenseitig, um sich die Zeit zu vertreiben.
    Manche richten sich auf und kratzen an dem Gitter. Nur Cocki, nachdem er genügend geschnüffelt hat, wandert die Stäbe des Gitters entlang und betrachtet es mit sachverständigen Blicken. Es hat einen Steinsockel, ungefähr dreiviertel Meter hoch, und auf diesem steht ein geschwungenes Eisengitter von durchschnittlich einem Meter Höhe. Cocki watschelt ein paarmal hin und her, und dann bleibt er dort stehen,
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