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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei
Autoren: Hans G Bentz
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eigentlich verkaufen wollte. Die Fransen sind schon abgefressen — werdet ihr wohl !« und damit stürzte sie sich auf einen Dreier-Klub, bestehend aus einem kohlschwarzen, dicken Pummel, einem schlankeren Weißen mit einem braunen und einem weißen Ohr und einem durchweg schwarzweiß gefleckten Exemplar. Alle drei versuchten einen Schuh der Hausherrin mit wütendem Geknurr nach drei verschiedenen Seiten zu bewegen, was keineswegs zum Vorteil der Fußbekleidung war. Sie wurde ihnen entrissen, der eine entkam mit einer abgerissenen Schnalle unter den Diwan, die beiden anderen wurden am Kragen genommen und in die Kiste befördert. Dort ging der dicke Schwarze in die Kniebeuge, während der Schwarzweiße sich an der Zerlegung des Pantoffels beteiligte.
    »Sehen Sie«, sagte die Schwiegermutter beglückt, »der Schwarze ist der intelligenteste, er fängt schon an sauber zu werden...«
    »Wie viele sind es denn ?« fragte ich vorsichtig.
    »Acht Stück, sechs davon leben !«
    Traditionsgemäß wurde uns ein Rüde des Wurfes als Deckhonorar angeboten, wir aber lehnten in schuldbewußter Großmut ab. Eine halbe Stunde noch tätschelten wir die dicken Kinderbäuche, ließen nadelscharfe Zähnchen an unsern Fingern knabbeln, zeigten uns entzückt über das dünne Welpenbellen und die Lustschreie unserer Enkel, dann holten wir Cocki. Er hatte sich inzwischen mit Kuchen und allem möglichen so vollgefressen, daß er nur noch wankte, bestand aber trotzdem darauf, einen Kotelettknochen mit in den Wagen zu nehmen. Wenn er rülpste, fiel er ihm aus dem Maul, wurde aber sofort wieder ergriffen und knurrend bewacht. Dann fuhren wir heim, voller Dankbarkeit, daß wir keine Hündin hatten...

    Die zweite große Macht, die neben der Liebe Cocki beherrscht, ist der Hunger oder besser gesagt: die Sorge ums Fressen, woraus klar hervorgeht, daß sich die Grundlage seiner seelischen Konstruktion nicht allzusehr von der der menschlichen unterscheidet.
    Cocki ist, wie ich schon erzählte, ein starker, ein praktisch unbegrenzter Fresser und in der Auswahl der Qualität von einer beispiellosen Unbekümmertheit, was ihm den Beinamen >Der Müllschlucker eingebracht hat. Damit will ich aber nicht etwa sagen, daß wir zu jener Sorte von Tierfreunden gehören, die verdorbene Speisen ihrem Hund geben und ihn als eine Art lebenden Abfalleimer benutzen. Das Fressen, das er bei uns vorgesetzt bekommt, ist einfach, nahrhaft und sauber. Es wird für ihn zubereitet. Cocki aber versteht es, dieses einmalige, ausgiebige mittägliche Fressen gewissermaßen nur zum Mittelpunkt einer sich durch den ganzen übrigen Tag erstreckenden Speisenfolge zu machen. Unter den Hunden gibt es genauso viele verschiedene Typen von Fressern wie unter den Menschen. Bei den Menschen gibt es den schmatzenden Lustfresser und — auf der anderen Seite der Skala — den gelangweilten Herumstocherer, dazwischen den neidischen Esser, dessen Augen angstvoll in die Runde gehen, ob nicht ein anderer vielleicht mehr oder das bessere Stück erwischt hat, den gedankenlosen Esser, der dabei die Zeitung liest, und dazwischen viele andere Typen.
    Auch bei den Hunden gibt es den Mäkelfritzen, der zunächst angewidert vor dem Napf zurückweicht und sich nur zögernd überreden läßt, etwas zu nehmen; dann den Genießer, der den Kalbsknochen zunächst beleckt und zärtlich ansieht und in den Pfoten hält, bevor er das Zermalmungswerk beginnt. Cocki aber würde ich in die Klasse der Berufsfresser einrangieren.
    Sorgenvoll und gründlich besorgt er dieses notwendige Geschäft. Während des Fressens wird nicht aufgeguckt, nicht rechts und links geschaut, nur, wenn sich ein anderer Hund nähert, sieht er ihn von unten her mit blutunterlaufenen Augen an, und zum Bild des gereizten Bullen fehlen nur noch die Hörner. Es wäre undenkbar, daß Cocki sein Fressen einem Stärkeren überließe. Ich glaube, er würde für einen alten, stinkigen Knochen oder eine Käserinde sterben, ganz zu schweigen von seinem Mittagsnapf. Der Mittagsnapf, da wir gerade davon sprechen, wird in Rekordgeschwindigkeit von der dicken Zunge eingelöffelt. Die Ohren dienen dazu, die Brühe umzurühren, und sind hinterher entsprechend garniert. Der harmlose Gast, der das liebe Hündchen, weil es so brav gefressen hat, auf seinen Schoß einlädt, merkt das dann später... Wenn möglich, stecken wir Cockis Riesenohren durchs Halsband, damit sie sauber bleiben.
    Nach dem Mittagessen erwacht übrigens häufig die Vorstellung, daß
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