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Der Boss und die sexy Luegnerin

Der Boss und die sexy Luegnerin

Titel: Der Boss und die sexy Luegnerin
Autoren: Maureen Child
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wie sie darauf wartete, dass der Tumult sich legte. Als ihr das zu lange dauerte, klopfte sie mit den Fingerknöcheln auf den Tisch, wie eine Lehrerin, die eine laute Klasse zur Ruhe bringen wollte. Stille kehrte ein.
    „Wir müssen alle ab sofort sehr vorsichtig sein. Unsere Angestellten genau beobachten. Wenn Dalton Ernst macht, könnte er jemanden von uns als Spion anwerben. Wir dürfen im Moment nichts als gegeben hinnehmen. Waverlys braucht uns – uns alle und unsere Wachsamkeit.“
    Der Gedanke an einen Spion im eigenen Haus behagte Vance ganz und gar nicht. Warum sollte jemand Waverlys betrügen? Das Unternehmen bot beste Arbeitsbedingungen, sorgte gut für alle Angestellten. Zum Teufel, sie hatten im vierten Stockwerk sogar eine Kindertagesstätte eingerichtet, damit Mütter sich während der Arbeit keine Sorgen um ihre Kinder machen mussten.
    Kinder.
    Der Gedanke löste eine Erinnerung aus. Das gerahmte Foto auf Charlies Schreibtisch. Das Foto eines kleinen Jungen, der in die Kamera grinste und dabei zwei unglaublich winzige Zähne zeigte. Unbehagen stieg in ihm auf, während die Vorstandssitzung weiterging.
    Kurz fragte er sich, ob er nun Charlie misstrauen musste.
    Er hörte den auf- und absteigenden Stimmen im Raum zu, was er normalerweise nicht tun musste, um zu wissen, was gesagt wurde. Die beiden einzigen Frauen im Vorstand, Veronica Jameson und Edwina Burrows – beide große Damen der Gesellschaft und beide in den Siebzigern –, standen immer an Anns Seite.
    „Ich bin mir sicher, Sie wissen am besten, was zu tun ist, Ann“, sagte Veronica.
    „Danke. Das weiß ich zu schätzen.“
    „Da bin ich mir sicher“, mischte Simon West sich hörbar verärgert ein.
    „Mir ist klar, wie schwierig diese Situation für uns alle ist.“ Anns Stimme übertönte die aller anderen. „Aber wenn wir zusammenhalten, bin ich mir sicher, dass wir …“
    „Zusammenhalten? Wogegen? Eine vorübergehende Gefahr? Oder gegen Sie?“ Simon, ein runzeliger, kleiner Mann, schlug mit seinem Gehstock auf den Tisch, um die anderen zum Zuhören zu bringen. Selbst Vance schreckte aus seinen Gedanken auf.
    Simon war länger bei Waverlys, als irgendwer zurückdenken konnte. Manche behaupteten, er wäre schon bei der Einweihung des Hauses vor 150 Jahren dabei gewesen. Ein Lächeln huschte bei diesem Gedanken über Vances Gesicht.
    Simon war wütend und wirkte, als bekäme er gleich einen Herzinfarkt. „So etwas ist hier noch nie passiert! Nicht bevor wir zugelassen haben, dass eine Frau die Geschäfte führt!“
    „Oh, um Himmels willen“, murmelte Vance. Manchmal vergaßen die Mitglieder der alten Garde, dass sie in einer modernen Welt lebten, in der Frauen nicht mehr zu Hause am Herd blieben, es sei denn, sie wollten das.
    „Das ist nicht hilfreich, Simon.“ Ann blieb ruhig, und Vance bewunderte sie für ihre Geduld. Wäre es um ihn gegangen, dann hätte er sicherlich den Gehstock an sich gerissen und ihn in die nächste Ecke gefeuert.
    Veronica und Edwina stürzten sich in Verteidigung ihres Schützlings ins Getümmel, und Vance verdrehte die Augen.
    Er warf einen Blick auf den leeren Stuhl am Tisch. Sein Onkel Rutherford Waverly hätte dort sitzen sollen. Und Vance hätte jetzt zu gern dessen Meinung zu all dem gehört. Doch Rutherford hasste alles, was mit Waverlys zu tun hatte, seit er und Vances Vater sich vor Jahrzehnten heftig gestritten hatten. Auch Vance hatte mit seinem Onkel seit Jahren nicht gesprochen.
    Trotzdem hätte er jetzt gern die Unterstützung eines kühleren Kopfes gehabt. Eine unvoreingenommene Meinung gehört.
    „Ob es uns nun gefällt oder nicht, die Situation ist, wie sie ist.“ Ann brachte die Streithähne zum Verstummen, indem sie so leise und ruhig sprach, dass sie still sein mussten, um ihre Worte zu verstehen. „Falls Dalton Rothschild eine Übernahme plant, müssen wir alle die Augen offen halten und auf Anzeichen von Betrug oder Verrat achten. So sehr es mir missfällt, das zu sagen, jemand von unseren Leuten könnte für den Feind spionieren.“
    Wieder sah Vance seine neue Assistentin vor sich. Was wusste er schon wirklich über sie?
    Zurück an ihrem Schreibtisch, arbeitete Charlie die Post von Vance auf. Anfragen für Echtheitsprüfungen aus der Gemälde-Abteilung und die gerade hereingekommenen Zertifikate für die Ming-Vasen, deren Auktion als Nächstes anstand.
    Sie überflog alle Berichte auf dem Bildschirm, bevor sie sie zum Drucker schickte. Es faszinierte sie, über
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