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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller
Autoren: Robert Carter
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im Herbst erscheinen junge Männer und Frauen, die soeben ihren Universitätsabschluß gemacht haben, im Verlag und bewerben sich um eine Stelle, irgendeine Stelle — und jedesmal unterwerfen wir sie denselben Initiationsritualen. Sie müssen bereit sein, unterbezahlte und untergeordnete Arbeiten zu übernehmen und Monate oder sogar ein, zwei Jahre auf eine Beförderung zu warten. Warum? Weil jeder, der in dieser Branche tätig ist, dieselben Mühen auf sich nehmen mußte. Das ist natürlich kein Grund. Dennoch sind Erben wie ich die einzigen, die diese harte Schule schwänzen dürfen.
    »Anscheinend haben die bei Little, Brown in Ihnen etwas gesehen, das mir entgangen ist«, sagte ich. »Asche auf mein Haupt. Wie ich sehe, haben Sie das Sekretärinnenstadium hinter sich gelassen.«
    »Trotzdem war ich enttäuscht, als Sie meine Bewerbung abgelehnt haben«, sagte sie. »Ich hätte praktisch alles getan, um einen Job bei Barlow & Company zu kriegen.«
    Ich lächelte, denn ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich hüte mich vor den Fallstricken übertriebener Bescheidenheit.
    »Sollen wir mal einen Blick auf das Büfett werfen?« sagte Parker zu Susan Markham und zog sie, ohne eine Antwort abzuwarten, mit sich. Dabei hatte die Unterhaltung gerade angefangen, mir Spaß zu machen! Es war zum Weinen. Der einzige Trost war essen. Ich folgte Parker und seiner Begleiterin zum Heck des Schiffes, wo das Büfett aufgebaut war. Es gab Austern in der Schale mit einer pikanten Sauce, saftige Shrimps, eine annehmbare pâté de campagne, Königinpasteten und sehr heiße Pizzas, die in kleinen Backformen vor sich hin dampften. Ich sah auch Rohkost, die mit einer würzigen Sauce gereicht wurde, verzichtete aber zugunsten einiger gelber und weißer Käsewürfel, die auf Zahnstocher gespießt waren. Der Trost wirkte schnell und höchst nachhaltig. Mit meinem beladenen Teller und einem Glas Weißwein sah ich mich nach einem freundlichen Tischgenossen um. Parker und Susan Markham hatten ein Plätzchen auf der Backbordseite gefunden; ich entdeckte Harry auf der Steuerbordseite und setzte mich zu ihm.
    »Ah, wie ich sehe, hast du dir eine kleine Stärkung geholt«, sagte er. In seiner Stimme war ein säuerlicher Ton, als wollte er mich tadeln wie einen kleinen Jungen, der sich unmäßig mit Eiscreme und Kuchen vollgestopft hat.
    »Was hast du, Harry?«
    »Ach, Scheiße !« sagte er leise. »Dieser verdammte Schweinehund!«
    »Welcher?«
    »Parker Foxcroft«, sagte er und legte Verachtung in jede Silbe des Namens dieses berühmten Lektors.
    »Was ist mit ihm?«
    »Das arme Mädchen«, sagte Harry. »Mit diesem Schwein. Sie tut mir leid.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Sie sieht so aus, als könnte sie ganz gut allein auf sich aufpassen. Und volljährig ist sie auch. Wo liegt das Problem?«
    »Jede Frau, die er anfaßt, macht er unglücklich«, sagte Harry. Ich bin in letzter Zeit nicht oft geschockt — Verleger sind, wie Filmproduzenten, allen Arten von Verrücktheiten ausgesetzt, wenn auch nur indirekt — , aber Harrys Heftigkeit erschreckte mich. Dann fiel mir ein, daß im Verlag das Gerücht herumgegangen war, Parker habe eine Affäre mit Harrys Frau Claire. Gewöhnlich ignoriere ich dieses Geschwätz, aber wenn es stimmte...
    »Ich verstehe nicht, wie er damit durchkommt«, sagte Harry. »Eines Tages... eines Tages wird einer hingehen und dieses Arschloch fertigmachen.«
    Es war Zeit, das Thema zu wechseln. Ich fragte Harry, wie es an der Nebenrechtefront aussah. Seine Miene hellte sich auf. »Eine prima Saison«, sagte er. »Du hast uns ein paar erstklassige Titel gebracht.«
    Und dann begann er aufzuzählen, welche großen und kleinen Geschäfte er mit diesem Buchclub und jener Zeitschrift gemacht hatte. Ich hörte mir diese beruhigende Litanei zufrieden an und betrachtete die flimmernden Lichter von Georgetown, die jenseits der Reling vorbeizogen, denn wir hatten gewendet und fuhren flußabwärts. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und genoß die Nachtluft und das Mondlicht und die Freigebigkeit des New Yorker. Kein schlechter Anfang für eine ABA .

4

    S amstag war der erste Tag, an dem die ABA für das Publikum geöffnet war. Ich frühstückte auf meinem Zimmer: Eier ä la Benedict, die jedoch leider keineswegs so gut zubereitet waren wie die meiner geschätzten Köchin Pepita, Kaffee, der kochend heiß war und sich somit wohltuend vom normalen Zimmerservice-Kaffee unterschied, sowie die New York Times und die
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