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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller
Autoren: Robert Carter
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kleiner Flirt?«
    »Ich spare mich für dich auf, mein Lieb.«
    »Höre ich da vielleicht einen Hauch von Ironie, Nicky?«
    »Es gibt in New York nur eine, nach der ich mich sehne, und das bist du. Wirklich wahr.«
    Sie schwieg einen Augenblick. »Du darfst dich nicht zu sehr von mir abhängig machen, mein Lieber. Ich bin nicht dafür geschaffen, ein männliches Ego zu stützen.«
    »Aber du bist eine gute Freundin«, sagte ich. »Eine Freundin und mehr als das.«
    »Und auch weniger als das«, sagte sie leise.
    Bevor wir auflegten, verabredeten wir uns zum Abendessen, sobald ich aus Washington zurück sein würde. Es ist nie leicht, in einer Welt voller emanzipierter Frauen zu leben, aber es ist immer spannend.

    Nachmittags erschien Parker Foxcroft am Stand, wo zu diesem Zeitpunkt nur Mary Sunday, Harry Bunter und ich waren. Parker ging zu Harry, der Kataloge stapelte, auf die leere Zigarettenspitze biß und, wie ich annahm, an Nikotinmangel litt. Jedenfalls schien er nicht in Stimmung für ein kleines Gespräch, als Parker ihn mit Stentorstimme ansprach: »Ich hab gestern im Verlag angerufen, Bunter .«
    Harry sah auf, nahm die Zigarettenspitze aus dem Mund und sagte nicht unfreundlich: »Und?«
    »Ich habe mit Ihrer Sekretärin gesprochen.«
    Das machte Harry sichtlich wütend. »Wozu, verdammt noch mal?« wollte er wissen.
    »Ich wollte mich erkundigen, ob Sie den Buchclubs schon die Druckfahnen von Regenbogenland geschickt haben.« Regenbogenland war Parkers stärkster Kandidat für — tja, für was schon? — den National Book Award. »Sie sagte mir, Sie hätten sie noch nicht rausgeschickt, obwohl Sie es mir vor einer Woche versprochen haben.«
    »Passen Sie mal auf, Foxcroft«, sagte Harry. »Machen Sie Ihre Arbeit, und lassen Sie mich meine machen, wie ich es für richtig halte.«
    »Jedenfalls war ich so frei, ihr zu sagen, sie soll die Druckfahnen verschicken.«
    Harry wurde fuchsteufelswild, und ich konnte es ihm nicht verdenken. »Sie verdammter Schleimscheißer«, sagte er. »Ich bestimme, wann die Fahnen rausgehen und wann nicht.«
    Parker wich einen Schritt zurück. »Kein Grund, ausfallend zu werden«, sagte er.
    »Versuchen Sie das nicht noch mal, oder ich...«
    »Oder was?« fragte Parker, als wäre er Mr. Cool persönlich.
    »Ach, scheiß drauf!« sagte Harry. Ich trat dazwischen, denn es schien mir an der Zeit, daß jemand die beiden Kampfhähne trennte, doch Harry wollte von einer Versöhnung nichts wissen. Er stopfte die Kataloge, die er noch immer in der Hand hatte, in den Pappkarton und marschierte davon — zurück nach New York, wie sich später herausstellte, wahrscheinlich, um das Schloß an seiner Bürotür auswechseln zu lassen. Nach dieser kleinen Szene dachte ich, daß die Gerüchte, Harrys Frau habe eine Affäre mit Parker Foxcroft gehabt, wahrscheinlich stimmten. Nicht einmal Parkers Einmischung in Harrys Angelegenheiten konnte diese Wut und Bitterkeit erklären.

5

    S onntagmorgen. »Selbstgefälligkeiten des Negligés, und später Kaffee und Orangen in einem sonnigen Stuhl«, schreibt Wallace Stevens in seinem großartigen Gedicht Sonntagmorgen. Doch diese Freuden waren mir nicht vergönnt. Auf der ABA unterscheidet sich der Sonntag kein bißchen von den anderen Tagen. Die Verlagsleute sind an ihren Ständen, die Buchhändler durchstreifen die Halle und suchen Erleuchtung oder wenigstens Geschenke, deren Vorrat jedoch am zweiten Tag der Messe erschöpft ist. Mit anderen Worten: Alles ist wie immer. Ich bezweifle, daß irgend jemand in dieser Halle an Gottesdienst oder gar an eine Runde Golf denkt... Also gut, jedenfalls nicht an Gottesdienst. Auf der Christian Booksellers Association Convention, die gewöhnlich irgendwo im frommen Süden stattfindet, ist das sicher anders, aber auf dieser Veranstaltung bin ich noch nie gewesen. Barlow & Company führt Gott sei Dank keine religiösen Titel. Ich bin ein entschiedener Verfechter der Trennung von Kirche und Staat — und Literatur. Ich respektiere zwar Verlage, die religiöse Bücher verlegen, doch ich bin auch davon überzeugt, daß Nationalismus und religiöser Eifer für die meisten und schlimmsten Katastrophen der Weltgeschichte und einen Großteil des menschlichen Elends verantwortlich sind.
    Ich verbrachte einige Zeit am Stand, hörte mir Beschwerden von Buchhändlern an, die Bücher mit beschädigten Umschlägen erhalten hatten oder deren Kredit aus irgendwelchen Gründen gekündigt worden war, und pries anderen Besuchern
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