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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm
Autoren: Hans Kneifel
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zog den Pelzumhang dichter um seine Schultern und stützte sich auf das Ruder. Ständig gingen seine Blicke zwischen den zwei Schiffen und der wechselnden Kulisse des Ufers und den vorgelagerten Hindernissen hin und her.
    Die Position der Caer-Schiffe verschob sich unendlich langsam. Bis vor kurzem hatten sie sich backbords voraus befunden. Jetzt lagen sie mehr geradeaus. Das konnte bedeuten, dass sie das kleine Segel nicht gesehen oder ihm keine Bedeutung zugemessen hatten. Vielleicht hielten sie ihren Nordostkurs bei und verschwanden schon zur Mittagsstunde hinter den Wellenkämmen am Horizont.
    Nach einer Weile kam Königin Elivara an Deck. Sie blieb neben Mythor stehen. Er legte einen Arm um ihre Schultern, blickte in ihre bernsteinfarbenen Augen und sagte: »Du siehst wieder so aus, wie ich dich in Erinnerung habe. Der Schrecken ist vorbei. Wie fühlst du dich?«
    Sie schien jeden Atemzug der frischen, feuchten Seeluft zu genießen. Ihr dunkelbraunes Haar war hochgesteckt worden. Tatsächlich bemerkte Mythor keinerlei Spuren des Bestienhelms mehr.
    »Mein Held«, sagte sie. »Kalathee und Sadagar haben mir alles berichtet. Du hast mich ein zweites Mal gerettet.«
    »Ich hatte keine andere Wahl«, versetzte er. »Nicht, dass ich mir nichts Schöneres vorstellen könnte als diesen Zwischenfall mit Aerinnen, der jetzt tot ist.«
    »Ich habe daran eine Erinnerung wie an einen wüsten Alptraum«, gestand Elivara. »Und ich beginne zu zweifeln, ob Sklutur etwas ausrichten kann.«
    Der große Ring in ihrem rechten Ohr schaukelte heftig, als sie sich herumdrehte und ihre Arme um Mythors Nacken legte. »Ich danke dir, Mythor!« flüsterte Elivara an seinem Ohr.
    »Ich musste es einfach versuchen. Ich bin froh, dass sich das Risiko gelohnt hat. Alles hätte ganz anders ausgehen können. Aber ein wenig Glück hatten wir.«
    »Das ist sicher.«
    »Wenigstens haben wir jemanden, der uns den Kurs zeigen kann«, schwächte Mythor ab. »Du kennst hoffentlich den Weg zum Mammutfriedhof?«
    »Leidlich. So wie hier ist es fast überall. Aber der Kurs, den du steuerst, ist gefährlich.«
    Er runzelte die Stirn. »Wegen der Felsen und der vorgelagerten Inseln?«
    »Das Fahrwasser ist heimtückisch. Viele Schiffe sind gescheitert und zerbrochen.«
    »Also können uns die Caer-Schiffe nicht hierher folgen, selbst wenn sie unser kleines Segel sehen«, sagte er mit Bestimmtheit.
    »Das ist allerdings richtig.«
    Wieder begannen sich im Westen und Südwesten dunkle Wolken zusammenzuballen. Die strahlende Sonne, die immer wieder ihre Augen blendete, kletterte höher. Eine schwache Illusion von Wärme, mehr konnte sie nicht hervorbringen. Aber die Sicht war hervorragend. Mythor, der rechts und links und unterhalb des Segels nach vorn spähte, konnte deutlich unterscheiden zwischen gischtenden Wellenkämmen und solchen Erscheinungen, die auf verborgene oder schwach sichtbare Felsen hindeuteten. Noch immer schwang das Boot hin und her und wich den Hindernissen aus.
    »Sie haben sich hervorragend gehalten«, sagte Mythor nach einer Weile und deutete nach unten. »Die Schrecken des Meeres haben sie nicht stumm und reglos gemacht. Schlafen Steinmann Sadagar und Nottr?«
    Elivara nickte. »Die beiden haben gegessen. Kalathee hat sich rührend um mich gekümmert. Von ihr weiß ich auch, was in den letzten Stunden vorgefallen ist. Aber wie können wir Nyrngor helfen?«
    Er hob die Schultern. »Das weiß ich auch nicht. Wir müssen jedes Gespräch darüber verschieben, bis wir den Mammutfriedhof erreicht haben.«
    Ab und zu sprang ein Fisch aus dem Wasser. Vögel jagten zwischen Ufer und den Inseln nach Essbarem; kleine weiße Sturmsegler, die im Wasser schwammen und sich daraus wieder erhoben. Sie waren ungefährlich, und darüber hinaus schien ihre Anwesenheit zu sagen, dass sich keine gespenstischen Wesen im Wasser verbargen. Die zwei Caer-Schiffe blieben auf Kurs und wurden kleiner.
    Die Ufer waren leblos. Es gab weder Feuer noch Rauchsäulen und auch keine Spuren von irgendwelchen Uferbewohnern Dandamars. Sicher und mit guter Fahrt zog die Kurnis auf ihrem Kurs dahin. Noch immer stampfte und schaukelte das Boot, aber die Momente der Furcht waren vergessen. Das kleine Schiff hielt sich tapfer vor dem Wind.
    »Habe ich recht, wenn ich glaube, dass Nottr in Kalathee verliebt ist?« erkundigte sich Elivara später.
    »So ist es. Aber sie nimmt wenig Notiz von dieser Leidenschaft. Nottr ist verzweifelt. Nur Kampf kann ihn von seinen trüben
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