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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm
Autoren: Hans Kneifel
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Fuß schnellte hoch und beförderte das sterbende Tier mit einem wuchtigen Tritt ins Wasser.
    Sofort stürzten sich die zwei anderen Flugdrachen, die unablässig die Kurnis umkreist hatten, auf ihren Artgenossen. Mythor ließ Schild und Schwert sinken, sprang zum Ruder und riss es herum.
    Das Boot wurde von einer Welle hochgehoben und trieb auf den schäumenden Halbkreis zu, der sich um eine ausgezackte Felsnadel bildete. Auf dem Kamm der Welle kippte es nach Backbord. Der Mast mit dem winzigen Ausguck neigte sich so stark, dass die Rah eintauchte. Haarscharf glitt die Bordwand am Felsen vorbei. Mythor wartete auf das scharrende Geräusch, auf das Krachen der Planken, auf das Reißen des Segels. Nichts von alledem geschah. Der Mast kippte zurück nach Steuerbord, die Rah tauchte auf. Mythor beugte sich weit über die Reling, änderte den Kurs des Bootes wieder nach Norden und sah überall rechts von sich kleinere und größere Felsen.
    »Hoffentlich übersehe ich keinen Felsen, der unter Wasser liegt.«
    »Sie zerfetzen ihren Artgenossen!« schrie Sadagar aufgeregt. »Vor diesen Bestien haben wir Ruhe.«
    Zuerst musste Mythor die Kurnis aus dem gefährlichen Bereich bringen. Er schrie den Freunden Befehle zu. Sie hangelten sich hinunter zu den Leinen und änderten abermals die Stellung des Segels. Das Boot wurde in leichtem Zickzack zwischen den einzelnen Wirbeln und schäumenden Stellen hindurchgetrieben und schien wieder freies Wasser zu gewinnen. Dann erst kümmerte sich Mythor um die Flugbestie, die beinahe einen von ihnen getötet hätte. Die beiden anderen Untiere flogen hoch, kippten abwärts und schossen auf den weißen Kadaver zu, der im Wasser schwamm. Mit den Zähnen und Klauen rissen sie blitzartig große Brocken aus dem Körper, ohne tief ins Wasser einzutauchen. Im Flug verschlangen sie die Beute und tauchten wieder abwärts. Das Meer um den Kadaver färbte sich blutigrot.
    »Es scheint, als seien sie abgelenkt«, gab Mythor zu, als (die Kurnis wieder auf Kurs lag. »Die Caer-Schiffe aber sind nicht abgelenkt.«
    Zuerst hängte er den Schild an einen Haken, schob Alton in den Gürtel, dann löste er den Knoten des Seils. Zwei Bogenschüsse weit entfernt lag das Ufer an Steuerbord. Immer wieder tauchten kleine, vom Wasser umspülte Felszacken auf. Mythor steuerte das Boot noch etwas mehr vom Ufer weg und blickte nach Backbord voraus. Dort zeichneten sich gegen den hellen Hintergrund der Wolken die schlanken schwarzen Rümpfe ab und die Segel der gleichen Farbe. Die Caer-
    Dreimaster steuerten einen Punkt an, der weit nördlich des jetzigen Standorts der Kurnis lag.
    Keuchend kamen Nottr und Sadagar wieder aufs Heck zurück.
    »Jetzt könnten wir eigentlich schlafen«, sagte Sadagar. »Aber der Kleine Nadomir, den ich unablässig angerufen habe, sagt, dass die Caer Böses im Schilde führen.«
    »Pah! Nadomir«, sagte Nottr. »Das weiß ich auch ohne Geist. Die Caer führen immer Böses im Schild.«
    Mythor lachte heiser. »Aber ihr könnt zu Kalathee gehen und zu Elivara. Es gibt sicher etwas zu essen und einen Schluck Wasser. Und ein trockenes Tuch für eure Gesichter.«
    »Und du?«
    Mythor blickte in die Richtung der beiden Schiffe, die in geringem Abstand hintereinander segelten. »Ich versuche, das Schiff unter Land zu halten. Vielleicht denken sie, wir sind arme Fischer, die es nicht zu überfallen lohnt. Und wenn sie es dennoch wagen, steuere ich wieder zwischen die Felsen hinein.«
    Sadagar rammte seine Axt in einen Spalt und trat sie mit der Ferse fest. Dann nickte er Mythor zu und winkte Nottr. Einträchtig tappten und schwankten sie vom Achterdeck hinunter und verschwanden in der Kabine.
    Der Wind war in der Nähe des Landes etwas weniger heftig. Das Boot wurde langsamer, die stampfenden und schaukelnden Bewegungen ließen nach. An Backbord tauchte eine kleine Insel auf, nicht mehr als eine runde, von einigen zerzausten Pflanzen bewachsene Kuppe. Mythor steuerte zwischen ihr und dem Festland hindurch.
    »Das Meer der Spinnen«, sagte er zu sich selbst, »eine seiner gefährlichen Überraschungen hat es bereits ausgespien. Ich ahne, dass es nicht die letzte auf dieser Fahrt sein wird.«
    Das Inselchen und andere, kleinere Hindernisse an Steuerbord brachen den Wind. Das Boot, als es sich in der kleinen Passage befand, wurde zum zweiten Mal langsamer. Mythor lächelte stumm; ein zusätzlicher Vorteil gegenüber den Caer-Dreimastern. Er hielt das Schiff auf demselben Kurs und entspannte sich. Er
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