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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman
Autoren: Andrea Schacht
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Abstand gewinnen willst.«
 »Ich bin mir ja selbst noch nicht ganz schlüssig.«
 »Also, dann geh hin, Süße.«
    »Meinetwegen. Wie bist du auf die Sache gestoßen?« »Ich habe nachgedacht. Und dann etwas herumtelefoniert.«
    »Prima. Worüber nachgedacht?«
    »Über Antiquitäten, Herzchen. Vor allem schöne, alte Möbel.«
    »Marc???«
    »Ich hab einen der besseren Innenarchitekten gefragt, wen er denn empfehlen würde, wenn ich eine Fotoreportage über echte Stilmöbel machen wollte. Der hat mir ohne Zögern R&C empfohlen.«
    »Marc???«
    »Und ich habe dann dort angerufen und mit Cosy Schmitz einen Termin ausgemacht. Um mich beraten zu lassen.«
    »Marc!«
    »Der Chef von Roman und Corvin hat am Dienstag Zeit dafür.«
    »Wer – ist – der – Chef – von – R&C?«
    »Valerius Corvin natürlich, Schätzchen!«
    Mein Herz pochte bis zum Hals.
    »Anita, du siehst nicht gut aus. Gar nicht gut. Du, hol mal wieder ein wenig Luft, sonst fällst du um!«
    »Marc, das ist nicht wahr. Du beschummelst mich!«
    »Würde ich nie wagen. Es ist schon richtig. Hier ist die Telefonnummer seines Büros. Willst du gleich anrufen?«
    »Ich... das kann ich einfach nicht.«
    »Na gut, dann gehst du eben morgen hin. An meinerstatt. Kannst ja vorschieben, du seiest meine Assistentin. Und dann siehst du schließlich, was passiert.«
    »Ich bin vollkommen durch den Wind.«
    »Das sehe ich.«
    »Ich habe die ganze Zeit davon geträumt, ihn wieder zu finden.«
    »Und jetzt hast du Angst. Am meisten vor dir selbst, nicht?«
    »Ja.«
    »Gut. Dann geh nicht hin. Ich bin ja noch da!« »Nein. Nein, ich muss das jetzt hinter mich bringen. Aber, Marc – danke.«
    »Red nicht, küss mich!«
    Ich tat es, und er nutzte es weidlich aus. Wirklich unangenehm war es nicht. Aber seinen vorwitzigen Händen musste ich dann doch Einhalt gebieten.
    »Schade!«, sagte er. »Aber wenn’s morgen nicht klappt, komm ich darauf noch mal zurück!«
    »Einverstanden. Dann werde ich wohl professionellen Trost brauchen.«
    »Hoffentlich klappt es nicht.«
    »Ich finde dich widerlich!«
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich habe heute noch einen vielversprechenderen Termin, darum lass ich dich jetzt alleine. Morgen um halb vier hole ich dich ab und fahre dich nach Köln.«
    »Warum das?«
    »Weil du vermutlich total kopflos durch die Straßen irren und den Termin verpatzen würdest. Frauen sind so!« »Sprach der Kenner.«
    »Eben!«
    Die Nacht verbrachte ich überwiegend schlaflos. Jede Se
 kunde, die ich vor drei Monaten mit Valerius verbrachthatte, drehte ich im Geiste noch einmal um und um. Er war mir als faszinierender Mann erschienen. Aber die Figur des Römers Titus Valerius Corvus hatte mich dazu verleiten lassen, anzunehmen, ich würde ihn kennen. Doch ich kannte diesen Mann nicht. Und das Bild, das Marc von ihm gezeichnet hatte, war nicht ausschließlich positiv. Ein harter Geschäftsmann. Risikobereit, skrupellos, schnell entschlossen. Ja, das war er damals auch mir gegenüber. Seine Freundin Belinda oder Linda hatte er wohl genauso schnell und skrupellos abserviert.
    In dem Zusammenhang fiel mir noch etwas anderes ein. Der Mann, der mit jener Linda gesprochen hatte. Rose sagte, es sei Falko gewesen. Sie hatte ihn auf der Karnevalsfeier wieder erkannt. Falko Roman. Und Fabian hatte mir erzählt, Falko sei von seinem Onkel namens Val aufgezogen worden. Du liebe Zeit, vor fünfundzwanzig Jahren das Geschäft vor dem Zusammenbruch gerettet und vermutlich auch noch den Jungen seiner Schwester oder seines Bruders aufgenommen. Er muss noch sehr jung gewesen sein, als er sich diese Last aufgebürdet hatte.
    Und was war ich für ihn? Ein Quicky? Eine leicht Verrückte, die sich ihm an den Hals geworfen und etwas von einer Begegnung in einem vergangenen Leben erzählt hatte? Wenn er so ein nüchterner Macher war, dann musste ich ihm sicher in diesem Licht erscheinen. Nicht dass es ihm unangenehm war, mit einer allzu willigen Frau ins Bett zu steigen. Ein Mann von schnellen Entscheidungen eben. Und genauso schnell war er ja auch nach Rom entschwunden. Nach meinem Namen hatte er gar nicht erst gefragt. Wird sich schon melden, wenn sie noch was von mir will, wird er gedacht haben.
    Im Morgengrauen war ich dann so weit, dass ihn nicht mehr treffen wollte.
    Dann schlief ich ein. Und träumte von ihm. Ich träumte von ihm mit einer Intensität, die erschreckend war. Ich stand am Strand, einem wunderbaren, weißen Strand und sah auf die Insel hinaus.
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