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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman
Autoren: Andrea Schacht
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zu dir kam?«
    Rose hatte sich wieder beruhigt und antwortete bereitwillig.
    »Nein, völlig normal. Nur etwas müde. Aber er hatte halt schon einen langen Tag hinter sich. Er kam abends und wollte noch nach Koblenz, zu seinem Agenten. Wir haben über Australien gesprochen und meine Arbeit. Nichts Besonderes. Ich war auch schon viel zu sehr mit unserer Reise beschäftigt. Er ist nicht lange geblieben.«
    »Hat er irgendwelche Tabletten genommen?«
    »Nein, nur seine Pfefferminzbonbons. Wie üblich. Er war auch nicht beduselt oder so. Er hat einen Kaffee getrunken.« Sie lächelte plötzlich wieder. »Und ich habe mich auch nicht zu ihm gelegt, um Nachkommen zu haben!«
    »Solltest du damit nicht doch noch mal zur Polizei gehen, Rose? Du hast dir doch nichts vorzuwerfen.«
    »Ach Anita, ich dachte, der Fall sei jetzt abgeschlossen. Dieser Notar hat mir so etwas geschrieben. Wenn ich mich jetzt damit melde – wie wird das aussehen.«
    »Schlecht, da hast du Recht. Lassen wir das.«
    »Und hoffen wir, dein Valerius stellt sich nicht urplötzlich als dein Vater heraus!«
    »O Gott, ich werde Uschi zur Rede stellen müssen!«
    »Wär doch denkbar, wenngleich er dann ein recht frühreifes Früchtchen gewesen sein muss.«
    »Und sich die Frage erhebt, warum Julian Uschi dann überhaupt geheiratet hat.«
    »Wenn sie’s ihm doch nicht gesagt hat? Ein erfolgreicher Sänger ist eine fettere Beute als ein Schuljunge von Siebzehn.«
    »Was für ein Szenario!«
    »Fast wie eine Geschichte unseres Vaters, ja, ja. Ich kann es mir ebenfalls nicht vorstellen, Anita. Du siehst Julian manchmal verdammt ähnlich. Das ist mir immer dann aufgefallen, wenn du deinen Teil der Geschichte erzählt hast. Aber sag, gibt es was Neues in der Fahndung nach Valerius C.?«
    »Die Innen- und sonstigen Architekten in Köln und um Köln herum habe ich durchgeforstet. Darunter war nichts, was auch nur im Entferntesten gepasst hätte. Marc hat vorgeschlagen, dazu Möbelhersteller und Designer abzuklappern, aber ehrlich, ich habe den Punkt erreicht, an dem ich resigniere. Jetzt warte ich einfach darauf, ob Fabian doch noch etwas über das Autokennzeichen herausfindet, wenn er aus dem Urlaub zurück ist. Oder ob Marcs Fotos etwas bewirken.«
    Marc war erstaunlich pünktlich am Freitag erschienen, als Rose ihre Ausstellung eröffnete. Es war eine gelungene Veranstaltung, diese Vernissage. Das Foyer des Kreditinstituts war wunderbar geeignet, die gläsernen Kunstwerke zur Geltung kommen zu lassen, und das Personal hatte sich hilfreich und sehr entgegenkommend verhalten, als wir sie aufbauten. Sogar besondere Beleuchtungselemente hatten wir installieren können, und Marc hatte über hundert Bilder gemacht. Mit steigender Begeisterung und wortgewaltigem Enthusiasmus. Das Publikum, das sich dann am spätenNachmittag einfand, war erfreulich zahlreich, der Direktor des Unternehmens selbst hatte eine Ansprache gehalten, und die Presse hatte Rose interviewt. Marc aber war es, der ihnen seine Bilder anbot. Vor allem solche, auf denen auch ich zu sehen war. Samstags war schon eines davon in unseren lokalen Zeitungen zu sehen, sogar in Verbindung mit einem Interview mit der Künstlerin.
    Nun warteten wir auf weitere Ergebnisse dieser Veranstaltung. Rose auf die daraus resultierenden Verkäufe, vor allem aber auf weitere Aufträge. Ich auf eine mögliche Reaktion von Valerius. Aber meine Hoffnungen schraubte ich nicht besonders hoch.
    Das Gemeindeblättchen, das ich am Montag aus dem Kasten zog und eilig durchblätterte, zeigte ein hübsches Bild von einer gläsernen Skulptur, der Artikel war voll des Lobes für die Künstlerin. Marcs Plan war – zumindest in dieser Zeitung, nicht aufgegangen. Ich fuhr zu Rose in die Werkstatt und fand sie mit glühenden Ohren am Telefon.
    »Schon zwei Anrufer, die solche Spiegel haben wollen, Anita«, sagte sie strahlend, als sie aufgelegt hatte. »Ich habe den Preis mal ein bisschen höher gesetzt. Ob das wohl richtig war?«
    »Wenn sie nicht gemault haben, war es richtig!«
    Ich stellte ihr ein kleines Nestchen mit Ostereiern aus der Konditorei vor die Nase.
    »Fastenzeit ist vorbei, du brauchst einen Energieschub!«
    »Fastenzeit ist noch nicht vorbei. Aber trotzdem danke. Obwohl du natürlich meine Willenskraft auf eine strenge Probe stellst!«
    Sie stellte resolut das Nestchen auf eine der Vitrinen. »Da plündern es dir deine Kunden.«
    »Dann haben die die Schokolade halt auf den Hüften.«
    Ich lachte und machte mich daran,
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