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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Ver­stan­des ge­hen. Er konn­te sich leicht vor­stel­len, daß sei­ne Kol­le­gen auf der Er­de bei dem Ge­dan­ken dar­an durch­dreh­ten. Aber sie konn­ten nichts tun. Er war auf dem Mars, sie wa­ren auf der Er­de, und er be­ab­sich­tig­te nicht, die­se Tat­sa­che auch nur für einen Au­gen­blick zu ver­ges­sen.
    Er war Astro­nom. Ein bril­li­an­ter Astro­nom war die am häu­figs­ten be­nutz­te For­mu­lie­rung, aber sie traf nicht zu. Erst vor fünf Jah­ren hat­te sich ein ju­gend­li­ches In­ter­es­se an der Mög­lich­keit von Le­ben auf an­de­ren Pla­ne­ten in Be­ses­sen­heit ver­wan­delt. Reynolds war jung, gut­aus­se­hend, re­de­ge­wandt und in­tel­li­gent. Er war zu ei­ner Art von Ein-Mann-Be­keh­rungs­be­we­gung für die lan­ge ver­nach­läs­sig­te Re­li­gi­on „Der Mensch im All“ ge­wor­den. Er trat im Fern­se­hen auf. Er schrieb Bü­cher. Er hielt häu­fig öf­fent­li­che Vor­trä­ge, zu­meist in Hoch­schu­len, wo das Pu­bli­kum jung, in­tel­li­gent und be­ein­druck­bar war. Er war mit dem Prä­si­den­ten zu­sam­men­ge­trof­fen und hat­te vor ver­schie­de­nen Kon­greß­aus­schüs­sen aus­ge­sagt. Sei­ne Bot­schaft war im­mer die­sel­be: Es gab Le­ben dort drau­ßen. Es war die na­tür­li­che Pflicht der Mensch­heit, die­ses Le­ben zu fin­den und ken­nen­zu­ler­nen. Der Mars war ein per­fek­ter Aus­gangs­punkt da­für, aber da­nach wür­den un­aus­weich­lich Ju­pi­ter, Sa­turn und die Ster­ne selbst fol­gen. Er hat­te gut ge­spro­chen. Er hat­te in­tel­li­gent agi­tiert. Das End­er­geb­nis war die­se Ex­pe­di­ti­on ge­we­sen. Das End­er­geb­nis die­ser Ex­pe­di­ti­on je­doch, das war sei­ne glü­hen­de Über­zeu­gung, muß­te der Er­folg sein. Ein Fehl­schlag wür­de al­les zer­stö­ren, und er wuß­te, daß er zu fast al­lem be­reit war, um den Er­folg si­cher­zu­stel­len. Die Zu­kunft der Mensch­heit hing in der Schwe­be. Was jetzt auf dem Mars ge­sch­ah, war ent­schei­dend für das, was spä­ter, wenn über­haupt, auf den an­de­ren Pla­ne­ten und Ster­nen ge­sche­hen wür­de.
    Kas­tor, McIn­ty­re und Mor­gan wa­ren tot. Er ver­miß­te kei­nen von ih­nen. Ei­ne hat­te er ge­mocht. Al­le drei be­trau­er­te er glei­cher­ma­ßen. Es war bes­ser so – bes­ser al­lein. Kei­ner von ih­nen – nicht ein­mal Mor­gan – hat­te die gan­ze Wahr­heit auch nur ge­ahnt. Aber er kann­te sie. Er kann­te sie ganz.
    Und des­halb war es jetzt an ihm, den war­ten­den Au­gen und Oh­ren der Welt die­se Wahr­heit zu ent­hül­len.
    Smith über­mit­tel­te die Da­ten über den Le­bens­quell zur Er­de und kam knapp einen Tag spä­ter mit der Ant­wort. „Die Ein­satz­lei­tung läßt Ih­nen sa­gen, die­se Idee von ei­nem Quell des mar­sia­ni­schen Le­bens sei Un­sinn.“
    Reynolds be­herrsch­te sich. Der Sturm drau­ßen stöhn­te wü­tend. „Aber sie kön­nen doch mei­ne Un­ter­su­chungs­be­fun­de nicht be­strei­ten.“
    „Sie sa­gen, das sei wahr­schein­lich ein Zu­fall.“
    „Aber das ist ab­surd. Ein Zu­fall kann nicht …“
    So­gar über das Ra­dio konn­te man hö­ren, daß Smit­hs Stim­me schril­ler wur­de. „Ich er­zäh­le Ih­nen nur das, was sie ge­sagt ha­ben, Brad.“
    Reynolds blieb ru­hig. Es war wie­der das glei­che: mensch­li­che Un­zu­läng­lich­keit stell­te sich der Wahr­heit des Uni­ver­sums ent­ge­gen. Aber er hat­te sie schon öf­ter ge­schla­gen. „Was wol­len sie denn dann von mir?“
    „Sie mei­nen, Sie soll­ten zu­rück­kom­men. Drei To­des­fäl­le bei vier Leu­ten ist ein furcht­ba­rer Preis. Ich kann die Fres­no nicht al­lein zur Er­de zu­rück­flie­gen. Sie sol­len am bes­ten so­fort zum Mo­dul zu­rück­fah­ren.“
    „Das wür­de ich gern tun“, sag­te Reynolds, „aber wir sind hier­her­ge­kom­men, um das Le­ben zu stu­die­ren. Dar­an kön­nen auch drei To­des­fäl­le nichts än­dern, Paul.“
    „Es war ein Be­fehl, Reynolds.“
    Reynolds be­schloß, sei­nen Ver­dacht nicht län­ger zu ver­ber­gen. „Von wem?“
    „Was?“ frag­te Smith.
    „Ich fra­ge mich, ob Sie es ih­nen über­haupt er­zählt ha­ben. Das mit dem Ur­sprungs­ort. Ha­ben Sie es nicht viel­leicht ver­schwie­gen, um mich auf die­se Wei­se
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