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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Zu­schla­gens über­tö­nen. Sie konn­te un­ge­hört hin­aus­ge­gan­gen sein.
    In sei­nem An­zug konn­te er den furcht­ba­ren Wind nicht hö­ren. Staub und Sand weh­ten über die Ober­flä­che sei­nes Helms. Er muß­te sei­ne Hän­de ab­schir­mend vor das Ge­sicht hal­ten, um se­hen zu kön­nen. Ihr Kör­per lag halb be­gra­ben kaum einen Me­ter weit vor der Luft­schleu­se. Er nahm die to­te Last oh­ne Schwie­rig­kei­ten auf den Arm und trat ei­lig ins Zelt zu­rück.
    Reynolds hoff­te, daß der kur­ze Kon­takt ih­res Leich­nams mit der of­fe­nen Mar­sat­mo­sphä­re nicht ge­nügt hat­te, um das Land zu kon­ta­mi­nie­ren.
    Be­vor er die Ge­gend ver­ließ, wür­de er ei­ne sorg­fäl­ti­ge Über­prü­fung durch­füh­ren müs­sen, um si­cher­zu­ge­hen.

5

    Der letz­te Mensch auf dem Mars, Br­ad­ley Reynolds, lenk­te das ver­beul­te Kriech­fahr­zeug vor­sich­tig durch die Dü­nen des nord­öst­li­chen Hel­las. Die Aus­rüs­tung, die er mit­führ­te, war ge­ra­de aus­rei­chend für einen Mann: das Ra­dio, ei­ne Schau­fel, zwei Ha­cken, kon­zen­trier­te Le­bens­mit­tel, haupt­säch­lich Ge­trei­de­flo­cken, fünf Was­ser­ka­nis­ter, Not­sau­er­stoff, einen trag­ba­ren Schutz­sack und, was das wich­tigs­te war, die At­mo­sphä­re- und Bo­den­de­tek­to­ren. Al­les an­de­re – ein­schließ­lich sei­ner Pro­ben und Auf­zeich­nun­gen – war im großen Zelt zu­rück­ge­blie­ben. Auf dem Rück­weg wür­de er dort an­hal­ten und mit­neh­men, was er brauch­te.
    Der Staub­sturm hat­te Ge­stalt und Ge­prä­ge der Land­schaft stark ver­än­dert. Lo­ser Staub und Sand la­gen zu stei­len Ber­gen, Wel­len und Wir­beln auf­ge­häuft. An ei­ni­gen Stel­len stan­den nack­te Blö­cke von har­tem Fels­ge­stein. Die Far­be der Son­ne di­rekt über ihm wech­sel­te ganz all­mäh­lich von staub­grau zu ei­nem schwärz­li­chen Blau. Der Ho­ri­zont rag­te so dicht vor ihm auf, daß er glaub­te, ihn be­rüh­ren zu kön­nen. Der Ur­sprung – der Brenn­punkt, der Gar­ten – lag ganz in der Nä­he. Je­de Stun­de hielt Reynolds das Fahr­zeug an und sam­mel­te neue Pro­ben ein. Er ent­deck­te ei­ne große An­zahl von neu­en und kom­ple­xen mi­kro­bio­ti­schen Le­bens­for­men. Wenn er sei­ne Fahrt fort­setz­te, ließ er die Pro­ben zu­rück. Es wa­ren jetzt zu vie­le, als daß er sie hät­te tra­gen kön­nen, und es war der Aus­gangs­punkt des Le­bens, nicht das Le­ben selbst, was ihn in­ter­es­sier­te.
    Als Mor­gan tot war, hat­te Reynolds nicht mehr ge­zö­gert, der Er­de sei­ne Theo­ri­en mit­zu­tei­len. Die be­mann­ten Raum­fahrt­pro­gram­me hat­te man fast drei Jahr­zehn­te da­hin­sie­chen las­sen. Erst die Exis­tenz von Le­ben auf dem Mars hat­te sie zu neu­er Blü­te ge­bracht. Des­we­gen, und weil Reynolds die An­we­sen­heit des Men­schen im All für not­wen­dig hielt, wuß­te er, daß er nun et­was fin­den muß­te. Ein Fehl­schlag – und die drei To­des­fäl­le wür­de man kaum an­ders se­hen wol­len –, und das Pro­gramm wür­de wo­mög­lich wie­der zu­sam­men­schrump­fen oder so­gar für im­mer ver­schwin­den. Und da­bei hat­ten sie kaum erst an­ge­fan­gen. Der Mars, das war sei­ne fes­te und glü­hen­de Über­zeu­gung, war nichts als ei­ne War­ze auf dem Rüs­sel ei­nes rie­si­gen Ele­fan­ten. Das phy­si­ka­li­sche Uni­ver­sum exis­tier­te – in die­ser Hin­sicht ak­zep­tier­te er das, was sei­ne Sin­ne ihm sag­ten –, und die Mensch­heit hat­te das Recht und die Pflicht, es in sei­ner Ge­samt­heit zu er­fah­ren und zu er­le­ben.
    Die­ser Glau­be war es ge­we­sen, der ihm einen Platz in der Ex­pe­di­ti­on ver­schafft hat­te, aber er hat­te ihn auch ge­zwun­gen, zu­min­dest bis jetzt ru­hig im Hin­ter­grund zu blei­ben. Er hat­te dem ar­men Kas­tor die Füh­rung über­las­sen – Kas­tor mit sei­nem klein­ka­rier­ten Ver­lan­gen nach Macht und Ruhm – und spä­ter dann, wäh­rend der kur­z­en Zeit, die sie noch zu le­ben ge­habt hat­te, Lo­ret­ta Mor­gan. Aber jetzt war Br­ad­ley Reynolds al­lein auf dem Mars. Der Pla­net war in sei­ner Hand. Al­les, was die Er­de er­fuhr, wür­de zu­nächst durch den Fil­ter sei­ner Sin­ne und sei­nes
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