Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
Vom Netzwerk:
bli­cken konn­te. Die Fres­no, von Co­lo­nel Kas­tor zu Eh­ren des Ge­burts­or­tes des US-Prä­si­den­ten so ge­tauft, um­kreis­te den Mars in ei­ner mitt­le­ren Ent­fer­nung von et­wa zwei­hun­dert Ki­lo­me­tern. Ei­ne Um­krei­sung nahm et­was mehr als ei­ne Stun­de in An­spruch. Wenn kei­ne ge­fähr­li­che Not­si­tua­ti­on ein­trat, sen­de­te der Lan­dungs­trupp un­ten (Ni­xon Ba­sis hat­te Kas­tor ihn ge­nannt, an­geb­lich zu Eh­ren des Po­li­ti­kers, der wäh­rend der ers­ten be­mann­ten Mon­d­ex­pe­di­tio­nen Prä­si­dent ge­we­sen war, in Wirk­lich­keit aber wahr­schein­lich als wei­te­re Strei­chel­ein­heit für die der­zei­ti­ge Re­gie­rung) bei je­dem vier­ten Vor­beiflug. Dies nun war, wie Smith sehr gut wuß­te, Num­mer vier.
    Die Sen­dun­gen, so lang­wei­lig und un­per­sön­lich Kas­tor sie auch mach­te, dienten da­zu, die Mo­no­to­nie zu un­ter­bre­chen, aber sie zwan­gen Smith auch da­zu, sich zu be­we­gen. Gott, wie er den Mars haß­te! Ei­ne un­glaub­li­che Wahr­heit und doch nicht ba­nal. Paul Smith hat­te fünf Jah­re sei­nes Le­bens ge­op­fert und rund sech­zig Mil­lio­nen Ki­lo­me­ter durch den Welt­raum zu­rück­ge­legt, nur um her­aus­zu­fin­den, daß er das Ziel all die­ser An­stren­gun­gen lei­den­schaft­lich ver­ab­scheu­te.
    Es schi­en ihm, als ver­höh­ne der Mars sei­ne ei­ge­ne Welt. Die Ber­ge reich­ten hö­her; mit je­der Um­krei­sung pas­sier­te er die Kup­pe des Olym­pus Mons, und in­zwi­schen wei­ger­te er sich, auch nur noch hin­zu­se­hen. Die Ca­n­ons schnit­ten sich tiefer in den Bo­den, die Ebe­nen er­streck­ten sich wei­ter. Und das Le­ben – Le­ben auf dem Mars! – war ei­ne Ver­höh­nung des Le­bens. Ein Le­ben, das viel­leicht einst­mals in re­la­ti­ver Schön­heit er­blüht war (zu­min­dest war das die Theo­rie ei­ni­ger Wis­sen­schaft­ler), aber das jetzt in ei­ner Um­ge­bung von in­fer­na­li­scher Häß­lich­keit exis­tier­te. Des­we­gen haß­te er die­sen ver­damm­ten Pla­ne­ten: Er war häß­lich – und nicht et­wa, weil ihm die Phan­ta­sie fehl­te, um die Schön­hei­ten zu er­ken­nen. Häß­lich, häß­lich, häß­lich!
    Smith er­in­ner­te sich dar­an, wie die Er­de vom Welt­raum aus aus­ge­se­hen hat­te; es war ein ver­trau­ter An­blick ge­we­sen, aber nie­mals ein­tö­nig, nicht ein­mal nach ei­nem Jahr der vor­be­rei­ten­den Ex­pe­ri­men­te und Ma­nö­ver im Or­bi­talla­bor. Die Er­de nahm ei­nem wirk­lich den Atem! Grün und azur­blau, braun und flau­mig­weiß … Nicht die­ses – nicht rot!
    Er stu­dier­te das kra­ter­zer­narb­te Ter­rain. Es ge­hör­te zur süd­li­chen He­mi­sphä­re; die Nord­halb­ku­gel, wo ei­ne stär­ke­re vul­ka­ni­sche Ak­ti­vi­tät herrsch­te, war we­ni­ger fad. Trotz­dem, manch­mal ver­mu­te­te er, daß Kas­tor sei­ne wirk­li­chen Ge­füh­le ver­stand – das er­klär­te viel­leicht, warum Kas­tor in ei­ner un­er­war­te­ten und nicht nä­her er­läu­ter­ten Ab­än­de­rung sei­ner Plä­ne ent­schie­den hat­te, den jun­gen Reynolds mit hin­un­ter­zu­neh­men und nicht den er­fah­re­ne­ren Smith, der die­ser Ent­schei­dung auch nicht wi­der­spro­chen hat­te. Kas­tor hat­te be­haup­tet, der Grund sei, daß sie einen er­fah­re­nen Mann im Or­bit brauch­ten, wäh­rend sie un­ten mit Mor­gan und McIn­ty­re ge­nug da­von hät­ten. Smith hat­te gar nichts ge­sagt. Kas­tor hat­te dar­auf hin­ge­wie­sen, daß Reynolds, ein Astro­nom, schon mehr über mar­sia­ni­sche Le­bens­for­men wuß­te als Smith, der Of­fi­zier war. Smith hat­te kei­ne Ein­wän­de er­ho­ben. Viel spä­ter, als die an­de­ren schlie­fen, hat­te er den jun­gen Reynolds ge­fragt, ob er je Die Prin­zes­sin vom Mars von Ed­gar Ri­ce Bur­roughs ge­le­sen ha­be. Als Reynolds ihn ver­ständ­nis­los an­sah, hat­te Smith ge­lacht und ge­sagt: „Dann, schät­ze ich, wis­sen Sie doch nicht so ver­dammt viel über das mar­sia­ni­sche Le­ben, wie Kas­tor glaubt.“
    Paul Smith zwang sich zu ei­ner Be­we­gung. Er öff­ne­te sei­ne Hal­te­gur­te, schweb­te sanft nach oben und stieß sich ab. Er trieb quer durch den Kom­man­doraum, prall­te leicht ge­gen ei­ne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher