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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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sol­che Ter­mi­no­lo­gie zu be­nut­zen, aber die Mar­sia­ner (Spo­ren, Mi­kro­ben, Bak­te­ri­en) wa­ren le­ben­dig.
    Reynolds spür­te, daß sei­ne re­la­ti­ve Ju­gend den Un­ter­schied be­wirk­te. Als ihm be­wußt wur­de, daß sich jen­seits der Schran­ken sei­ner ei­ge­nen Hei­mat ein phy­si­ka­li­sches Uni­ver­sum er­streck­te, war die Tat­sa­che der Exis­tenz von Le­ben auf dem Mars be­reits be­kannt ge­we­sen. Au­ßer­ir­di­sches Le­ben war so­mit ein in­te­gra­ler Be­stand­teil sei­nes Be­wußt­seins – ei­ne vor­ge­ge­be­ne Quan­ti­tät. Selbst Mor­gan ließ ge­le­gent­lich ei­ne un­be­grün­de­te Furcht er­ken­nen, einen bit­te­ren Zorn dar­über, daß das Le­ben, das ei­ne der we­ni­gen ver­blei­ben­den Ei­gen­schaf­ten zu sein schi­en, die den Men­schen vom Uni­ver­sum ab­ho­ben, nicht mehr der Er­de al­lein ge­hör­te. Mor­gan be­stritt dies al­ler­dings. Sie sag­te im­mer, daß die meis­ten in­tel­li­gen­ten Men­schen (und vie­le dum­me ge­nau­so) sich schon seit Jahr­zehn­ten mit der Ein­sicht ab­ge­fun­den hät­ten, daß sich das Le­ben nicht auf ei­ne ein­zi­ge Welt wür­de be­schrän­ken las­sen. Aber Reynolds wuß­te, daß Theo­ri­en und Fak­ten nie ganz das glei­che wa­ren. Die Mehr­heit der Erd­be­völ­ke­rung glaub­te, daß ein Gott exis­tier­te, aber wenn mor­gen ei­ner leib­haf­tig er­schie­ne, wür­de die­ser Glau­be in kei­ner Wei­se den Schock der phy­si­schen Tat­sa­che mil­dern. Ge­nau­so war es mit au­ßer­ir­di­schem, mit mar­sia­ni­schem Le­ben.
    Aber Reynolds, ge­bo­ren zu ei­ner Zeit, da man Gott kann­te, ak­zep­tier­te au­ßer­ir­di­sches Le­ben nicht nur, er er­war­te­te es so­gar. Die­se merk­wür­di­gen mar­sia­ni­schen Spo­ren, die dort exis­tier­ten und ge­die­hen, wo sie es ei­gent­lich nicht dürf­ten, wa­ren viel­leicht nur der An­fang. Es gab noch mehr Wel­ten – Ju­pi­ter, Sa­turn, Ti­tan –, und dann ka­men die Ster­ne. Wenn er so re­de­te, be­zich­tig­te Mor­gan ihn des Idea­lis­mus, aber das Le­ben war kein Ide­al mehr. Das Le­ben war re­al.
    Er warf die De­cken bei­sei­te, die ihn ein­hüll­ten, und stand auf. Er rief: „Lo­ret­ta?“ – laut, da­mit sie ihn durch den Mars­wind hin­durch hö­ren konn­te. Sie ant­wor­te­te nicht. Ihm wur­de kalt. Selbst in der äu­ßers­ten In­ti­mi­tät des Schutz­zel­tes war ihm sei­ne Nackt­heit un­be­hag­lich. Er tapp­te vor­wärts und stieß mit dem Knie ge­gen einen Was­ser­ka­nis­ter.
    „Autsch!“
    Er such­te auf dem Bo­den nach ei­ner Ta­schen­lam­pe. „Lo­ret­ta? He, wo bist du?“
    Ei­ne plötz­li­che, kal­te Un­ru­he er­faß­te sein Herz. Wahr­schein­lich war sie et­was es­sen ge­gan­gen. Sei­ne Fin­ger schlos­sen sich um den glat­ten Griff der Lam­pe. Mit ei­ner kur­z­en Be­we­gung ließ er den Strahl auf­leuch­ten und schwenk­te das Licht her­um.
    An der hin­te­ren Wand sah er nichts.
    Sie konn­te nicht hin­aus­ge­gan­gen sein.
    Reynolds ließ den Licht­strahl durch das Zelt glei­ten. Er dach­te dar­an, wie Mor­gan vor dem Sturm je­de Nacht al­lein nach drau­ßen ge­gan­gen war, um wie in ei­nem Ri­tu­al auf das grü­ne Leucht­feu­er der Er­de zu star­ren, aber bei­de An­zü­ge und ih­re Hel­me la­gen säu­ber­lich ver­packt in der Kis­te auf dem Bo­den.
    Reynolds voll­führ­te ei­ne Dre­hung um drei­hun­dert­sech­zig Grad. „Lo­ret­ta!“ schrie er, sich im­mer wei­ter dre­hend.
    Sie war nir­gend­wo im Zelt.
    Als er has­tig in den An­zug stieg – zu spät be­merk­te er, daß es ih­rer war; er ent­hielt noch schwa­che Über­res­te ih­res Ge­ru­ches –, muß­te er dar­an den­ken, wie sie ge­we­sen war: vier­zig Jah­re alt, aber im­mer noch an­zie­hend. Ihr Kör­per … breit und zu kräf­tig, mit win­zi­gen Stum­mel­fin­gern und klei­nen, zier­li­chen Fü­ßen, aus­la­den­de Hüf­ten, die Li­ni­en von drei Kin­dern auf ih­rem Bauch, schlaf­fe Brüs­te.
    Sorg­fäl­tig stülp­te er sich den Bla­sen­helm über den Kopf.
    Er ver­sie­gel­te die in­ne­re Tür der Luft­schleu­se und war­te­te un­ge­dul­dig dar­auf, daß die Au­ßen­tür auf­schwang. Der pfei­fen­de Wind wür­de das Ge­räusch ih­res
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