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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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Bildern vom Mars in den Abendnachrichten des Fernsehens sendeten.
    „Auf hundertzwanzig Grad Länge und dreißig Grad südlicher Breite braut sich ein leichtes Unwetter zusammen, aber das dürfte sich für euch kaum bemerkbar machen.“
    „Unwahrscheinlich – auf der anderen Seite des Planeten.“
    „Eben.“ Du Bastard, ich versuche nur, hier oben meinen Job zu tun! – die Marsoberfläche nach Staubstürmen abzusuchen. Bislang – noch mehr Hohn – hatte der Mars sich geradezu untypisch friedfertig gezeigt. Der alljährliche Große Staubsturm würde erst geraume Zeit nach ihrer Abreise losbrechen, eine sorgfältig vorher abgesicherte Tatsache: Der Sturm ging von der Noachis-Region am Rande von Hellas aus. Allerdings gab es dort gewöhnlich geringfügige Aktivitäten.
    „Wir haben ein paar Proben der Atmosphäre genommen, und ich möchte die vorläufigen Resultate übermitteln“, sagte Kastor.
    „Klar, nur zu.“
    Während Kastor redete (und zweifellos genau das wiederholte, was Morgan ihm vorher gesagt hatte), hörte Smith nur mit halbem Ohr zu. Er blieb vage interessiert, aber nicht besessen. Sporen. Organische Verbindungen. Mikrobiotisches Leben. Das hatte er alles schon einmal gehört. Wieso nicht mal, fragte er sich träge, eine Silikongiraffe? Oder wie wär’s mit einem zweihundert Fuß langen, grünhäutigen, zackenbewehrten Marswurm mit einer ulkigen Nase?
    Und Lorna fehlte ihm. Geil auf seine eigene Frau. Wie wenig der Durchschnittsbürger doch von den Qualen des Astronauten wußte! Wo die Morgan zu der Besatzung gehörte, hatten sie vielleicht überhaupt die falschen Vorstellungen. Ausgedehnte nächtliche Orgien. Pornographie des Weltalls. Sie kannten Loretta Morgan nicht. Bei dem Gedanken an die alte Schachtel, wie sie von irrer Lust gepeinigt wurde, mußte er grinsen.
    Kastor schrie: „O mein Gott, aufhören! Jesus, wir zittern wie …“
    Stille.
    Paul Smith spürte, wie die eisigen Finger der Angst über seine Wirbelsäule strichen. „Jack!“ Er sprach leise. „Nixon Basis!“
    Und in diesem Augenblick der aufkeimenden Krise verschwand es wie ein Film von seinen Augen, die schützenden Illusionen des Verstandes fielen ab, und Paul Smith sah plötzlich, daß diese Welt sich auf eine unvorstellbare Weise gegen sie gewendet hatte. Und daß sie darauf nicht vorbereitet gewesen waren. So viele Monate voller Streß, voller Langeweile … Jetzt waren sie gekippt, und jeder stand in einem anderen Winkel zur Realität; jeder hatte seinen eigenen, privaten Pakt mit der Welt geschlossen … und war von ihm verrenkt worden. Er, Smith, war jetzt in den Klauen seiner Mars-Haß-Neurose. Unten war keines der Mitglieder des Landungstrupps mehr der wohlausgeglichene Astronaut, der er auf der Erde gewesen war. Nein, der einzige Aspekt, den sie niemals hatten erforschen können – die Auswirkungen ausgedehnter Isolation und Arbeit im Weltraum –, hatte allmählich in jedem von ihnen eine neue Veränderung bewirkt und nach und nach ihre persönlichen Schutzwälle zerfressen.
    Smith verzerrte das Gesicht. Er brauchte die andern, um das Rückkehrmodul zur Erde zu navigieren. Allein würde er sterben. Verhungern oder ersticken oder das Vakuum über dem aufgedunsenen, verkrusteten Kadaver der rotfleckigen Marslandschaft in sich einsaugen, dieses höhnisch grinsenden Landes, das ihn zermalmen wollte … „Nixon Basis, hier ist Fresno . Nixon Basis, hier ist Fresno .“
    Smith mußte den Kopf auf die Seite legen, um den Zehn-Zoll-Videoschirm zu sehen, der links neben ihm schräg in die Wand eingelassen war. Das flache, rosafarbene Becken von Hellas kroch hinter zerklüfteten, hochaufragenden Berggipfeln in Sicht. Es gab Leben dort unten auf dem Mars.
     

 
2
     
    Colonel Samuel J. Kastor rutschte in dem Aluminiumrahmen seines Sitzes im Kriechfahrzeug hin und her und versuchte krampfhaft, sich mit dem Schneckentempo abzufinden, in dem Loretta Morgan das Becken durchquerte. Schließlich, so sagte er sich immer wieder, gab es keinen Grund zur Eile. Smith würde nicht davonfliegen, das Landemodul war gut gesichert, und die Orbits von Mars und Erde blieben stetig.
    Zum Teufel, dachte er, wir haben in ein paar Wochen hier unten schon mehr sichere Daten gesammelt als fünfzehn Roboter in einem Zeitraum von zwanzig Jahren. Diese Kostensumme von zwanzig Milliarden Dollar für die gesamte Expedition irritierte ihn. Kastor wollte sie nicht von seinem Fünfundsechzigtausend-Dollar-Gehalt zurückzahlen müssen. Wir geben
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