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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
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Talib für Schüler abgeleitet war - nach Macht und bildeten eine militante Organisation, die von orthodoxen Geistlichen, den Mullahs, geführt wurde. Jugend und Hingabe für die fundamentalistische Sache verliehen den Taliban bemerkenswerte Stärke, ganz im Gegensatz zu den kriegsmüden Soldaten, die gegen die Sowjets gekämpft hatten, bis eine Pattsituation entstanden war. Nach der Machtübernahme begannen sie ihre religiös fundierte Reform zu verbreiten.
    In Hazaristan schlössen sich die fundamentalistisch orientierten Moslems der Sache der Taliban an. Sie schufen nach afghanischem Vorbild ihre eigene Taliban-Miliz und griffen im Guerillastil Regierungskräfte und -einrichtungen an. Chloe war fast sicher, dass Ahmad tief darin verstrickt war, doch niemand sprach das jemals offen aus. Mit der Zeit wurden die sporadischen kriegerischen Auseinandersetzungen alltäglich, und sie nahm von ihnen nicht mehr Kenntnis als von einem fernen Donnergrollen.
    Dann kehrte sie eines Tages mit ihrer Mutter vom Basar zurück und entdeckte vor dem flachen Steinhaus, in dem sie lebten, einen Scheiterhaufen. Jede Jeans und jede Shorts sowie jede Bluse und jedes T-Shirt, das ihre Arme unbedeckt ließ, lag darauf. Ihre Poster von Rockbands fingen gerade Feuer, ihre Stereoanlage, ihre Kassetten und CDs schmolzen in den Flammen. Ihre Bücher, ihr Make-up sowie alles andere, was sie auf irgendeine Weise von den Frauen in diesem Land unterschied, wurde vor ihren Augen vernichtet. Sie hatte sich Ahmad zugewandt und ihn angeschrien, woraufhin er sie zu Boden gestoßen und sich vor ihr aufgebaut hatte, um ihr zu erklären, was geschehen war und wie sich die Dinge von diesem Tag an gestalten würden.
    Die Taliban-Miliz, in der er nun einen hohen Offiziersposten innehatte, war in Kashi einmarschiert und hatte Präsident Zagros aus dem Amt vertrieben. Es war bestimmt worden, dass jeder sich strikt an die alten islamischen Gesetze, wie sie im Koran geschrieben standen, und an all die starren kulturellen Erlasse ihrer afghanischen Brüder im Geiste zu halten habe. Männer mussten sich ab sofort einen Bart wachsen lassen. Die Fensterscheiben wurden schwarz angestrichen, damit niemand im Vorübergehen einen Blick auf eine Frau werfen konnte. Eine Frau, die öffentlich ohne ihre Burqa und ohne einen männlichen Verwandten als Begleiter angetroffen wurde, der sie beschützte und kontrollierte, durfte von einem Polizisten oder jedem anderen Mann geschlagen werden, der an ihrem Erscheinungsbild Anstoß nahm. Frauen konnten bestraft werden, wenn sie sich zu laut unterhielten, in der Öffentlichkeit lachten, nicht bis zu den Hand-und Fußgelenken mit Stoff bedeckt waren, sich schminkten - und so weiter und so fort. Die Männer, die einem Haushalt vorstanden, wurden sogar dazu angehalten, die ihnen untergeordneten Frauen körperlich zu züchtigen, damit sie sich anständig verhielten. Nachgewiesener vorehelicher Sex und Ehebruch konnten seit dem Vormarsch der Taliban durch öffentliche Hinrichtung eines oder beider Beteiligten geahndet werden. Mädchenschulen wurden geschlossen, tausende von Frauen mussten ihre Beschäftigung aufgeben - gleich, ob sie als Lehrerin, Anwältin, Ärztin, Krankenschwester oder anderweitig tätig waren -, und Männer rückten stattdessen auf ihre Arbeitsplätze nach.
    Chloe hatte geglaubt, es könnte nicht noch schlimmer kommen, doch das war ein großer Irrtum gewesen. Ihr Stiefvater wurde in die Taliban-Armee eingezogen und zur Bewachung der Grenzen im Norden des Landes abgestellt. Ahmad war damit zum Familienoberhaupt aufgerückt, zu dem Mann, der als Einziger dafür verantwortlich war, das Verhalten von Chloe und ihrer Mutter zu überwachen und notfalls zu korrigieren.
    Die Verhältnisse im Land verschlechterten sich drastisch. Nahrungsmittel wurden knapp, Importwaren gab es so gut wie gar nicht mehr. Frauen, die keinen männlichen Verwandten hatten und auch über keine andere Möglichkeit verfügten, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, landeten als Bettlerinnen auf der Straße. Prostitution war zwar verboten, blühte aber dennoch auf. Die Infrastruktur des Landes begann zusammenzubrechen. Verbrechen jeder Art erlebten eine Hochkonjunktur. Tollwütige Hunde streunten in den Straßen umher. Als die Stromleitungen gekappt und Kraftwerke zerstört wurden, verfügten nur noch die Regierungsgebäude und einige Hotels über Strom. Ampeln und Straßenlampen wurden nutzlos. Das Leben begann dem im finstersten Mittelalter zu
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