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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
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Kontakt aufgenommen hatte, gefährdeten nur ihre eigene Sicherheit. Ihn wiederzusehen konnte alles aufs Spiel setzen, was sie erreicht hatte. Es würde vielleicht sogar Argwohn wecken und dazu führen, dass ihre Verbindung zur RAWA entdeckt wurde. Die Frauen, die sie inzwischen so lieb gewonnen hatte wie Schwestern, würden in großer Gefahr sein, da ihre Aktivitäten als abscheuliche Verbrechen angesehen wurden. Ihnen konnten öffentliche Auspeitschungen oder noch Schlimmeres drohen. Seit mehr Taliban nach ihrer Niederlage aus Afghanistan ins Land gekommen waren, hatten die Bestrafungen ein immer barbarischeres Ausmaß angenommen.
    Sie durfte sich nicht mit diesem Mann treffen. Allein der Versuch wäre Wahnsinn. Der Basar war ein öffentlicher Ort, den sie unter keinen Umständen allein besuchen durfte. Auch wenn sie Ismael würde überreden können, sie zu begleiten, war es ein törichtes Unterfangen. Es würde unmöglich sein, ungestört mit dem Amerikaner zu reden, da er auf dem Markt so aus der Menge hervorstechen würde wie eine schwarze Katze vor einer weißen Tür. Vermutlich wusste er nur wenig darüber, unter welchen Umständen sie hier lebte, und noch weniger konnte er verstehen, was für sie auf dem Spiel stand - und damit hatte sie allen Grund anzuzweifeln, dass er diskret auftreten würde.
    Nein, sie würde sich nicht mit ihm treffen. Auf gar keinen Fall.
    Später am Abend, nachdem sie nach Ajzukabad zurückgekehrt waren und sie und Treena die Kinder fürs Bett fertig machten, kam ihre Stiefschwester wieder auf die Begegnung im Stadion zu sprechen. Während sie ihre mittlere Tochter, die noch keine drei Jahre alt war, in einer großen Schüssel badete, sagte sie: „Ich weiß, dass dieser hübsche fremde Teufel dir irgendetwas gesagt hat. Wirst du mir verraten, was, oder muss ich raten?"
    „Treena, wirklich, er hat sich nur entschuldigt."
    „Und deswegen bist du zur Statue erstarrt? Nun komm schon. Solche Männer waren immer sehr direkt in den Filmen, die ich früher gesehen habe. War es vielleicht etwas Unanständiges?"
    „Keineswegs."
    „Dann möglicherweise ein Kompliment? Diese Männer können auch sehr zärtlich sein." In den Augen ihrer Stiefschwester blitzte ein Lachen auf.
    „Natürlich nicht!" Um zu überspielen, dass sie bei dem Gedanken daran errötete, nahm Chloe Uma hoch, die Fünfjährige, das älteste der drei Mädchen, und begann, ihr weiches braunes Haar zu bürsten.
    „Wollte er sich mit dir treffen?"
    Chloe sah ihr in die Augen. „Dann hast du ihn verstanden."
    „Ein wenig", gab Treena zu. „Dann kannst du mir den Rest doch auch sagen, oder?"
    „Es war dumm."
    „Aber interessant genug, um dich für den gesamten Heimweg verstummen zu lassen. Bitte, Chloe. Es ist so aufregend, dass er wirklich mit dir gesprochen hat!"
    Chloe wusste, Treena würde erst Ruhe geben, wenn sie jedes Detail kannte. Warum sollte sie es auch vor ihr verheimlichen, wenn sich doch ohnehin nichts daraus entwickelte? Während sie ihre Konzentration darauf richtete, Umas Zopf richtig zu flechten, antwortete sie: „Er hat mir nur gesagt, dass mein Vater ihn geschickt hat."
    „Aus welchem Grund?"
    „Um ... um mich mit in die Vereinigten Staaten zu nehmen."
    „Oh, Chloe." Betrübnis und Mitgefühl standen Treena ins Gesicht geschrieben.
    „Ich glaube kein Wort", gab Chloe ernst zurück. „Warum soll mein Vater jemanden schicken, wenn er nie auf meine Briefe geantwortet hat?"
    „Für alle Dinge gibt es mehrere Gründe."
    Das war wieder eine von diesen merkwürdigen Antworten, denen man in diesem Teil der Welt so häufig begegnete. Eine Zeit lang hatten sie Chloe regelrecht verrückt gemacht, doch irgendwann war ihr dann bewusst geworden, dass eine derartige Antwort sowohl ausweichenden Charakter haben als auch eine Aufforderung sein konnte, sich ausgiebiger mit einem Thema zu beschäftigen.
    „Vielleicht haben deine Briefe so lange gebraucht, um zu deinem Vater zu gelangen."
    „Mein Land ist zwar weit weg, trotzdem befindet es sich nicht auf einem anderen Planeten."
    Treena lächelte sie über die Schulter schwach an, dann gab sie ihrer Tochter einen Kuss und streifte ihr ein sauberes Nachthemd über. „Es gab eine Zeit, da hast du das anders gesehen."
    „Erfahrung ist eine nützliche Sache", erwiderte sie. Hazaristaner waren nicht die Einzigen, die in Rätseln sprechen konnten. „Ich wünschte, ich wüsste, ob dieser Mann wirklich eine Nachricht von meinem Vater hat. Es wäre wundervoll, von ihm
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