Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
mochte er Arngrim für Georg gehalten haben. Der unerwartete Widerstand – Arngrim von Lydias Körper geschirmt, von ihrem Geist beherrscht – hatte ihn zu letzter, verzweifelter Anstrengung getrieben, an der er zerbrach.
    »Der Tod würde für ihn eine Erlösung sein«, schloß Musterton, »denn sein Geist ist für immer zerstört.« —
    Zwei Tage noch wehrte sich der Starke, dann starb er. Der Kraftwagenzug, der General Scott und seinen Stab, darunter auch Georg Astenryk, nach Norden trug, hielt auf einer Anhöhe nordöstlich von Brantville. Auf einer der großen Weideflächen unter ihnen erstreckte sich das Lager für die gefangene chinesische Brigade. Scott hatte das Lager einer genauen Besichtigung unterzogen und dabei die Beschwerden des Kommandanten O’Rourke mit anhören müssen, der sich über Mangel an Wachmannschaften und zunehmende Unbotmäßigkeit der Gefangenen beklagte.
    Oberst Trenchham stieg mit mehreren Offizieren aus, untersuchte die Beschaffenheit der Höhe, die von dem Gefangenenlager ungefähr dreihundert Meter entfernt war, und sagte dann: »Hauptmann O’Rourke hat recht. Dieser Punkt beherrscht das Lager vollkommen. Hier ein paar Wachtürme mit Maschinengewehren werden die Gesellschaft in Schach halten.«
    Scott sprach mit Georg, der an seinen Wagen getreten war.
    »Die Schwierigkeiten, die O’Rourke mit den Gefangenen hat, sind begreiflich. Wären die Gegner in offenem Kampf gefangengenommen, wäre ihre Stimmung natürlich ganz anders.«
    »Das ist ohne weiteres verständlich«, sagte Dale. »Selbst der dümmste Teufel da unten wird sich doch allerhand Gedanken machen, wie er dazu gekommen ist, die Waffen hinzuwerfen und sich gefangennehmen zu lassen. Hätten wir die Offiziere nicht sofort von den Leuten getrennt und nach Georgetown weitertransportiert, wäre sicherlich schon ein gewaltsamer Ausbruch versucht worden.«
    »Am rabiatesten sind aber doch die gefangenen Flieger!« warf Georg ein, »sie können sich anscheinend am wenigsten mit dem abfinden, was ihnen passierte.«
    »Sie meinten doch damals, Herr Astenryk, es wäre nicht sicher, ob Sie mit Ihren Verstärkerwellen die Piloten überhaupt so beeinflussen könnten, daß sie landen müßten«, sagte Scott lachend und drohte dabei mit dem Finger.
    Georg machte ein etwas verlegenes Gesicht. »Wenn ich gewußt hätte, daß die Zellonscheiben der chinesischen Flugzeuge nicht die metallischen Einlagen haben, wie sie doch bei den australischen Maschinen zur Versteifung des Zellons gebräuchlich sind, wäre ich meiner Sache sicherer gewesen. Da aber schon ein teilweiser Mißerfolg verhängnisvoll werden konnte, sprach ich mich damals gegen den Plan von Oberst Trenchham aus.«
    »Stimmt’s, Clennan?«
    »Gewiß, Herr Oberst! Herrn Astenryks Bedenken waren durchaus gerechtfertigt.«
    »Es muß doch für die Gefangenen ein sonderbares Gefühl gewesen sein«, sagte Dale, »so plötzlich, ohne einen Feind zu sehen, den Willen in sich zu fühlen: Du mußt die Waffen fortwerfen und dich gefangennehmen lassen. Daß ein intelligenter Soldat später alles daransetzen wird, sein unbegreifliches Versagen irgendwie wiedergutzumachen, ist selbstverständlich.«
    »Verständlich ist auch«, meinte Scott, »daß manche der gefangenen Offiziere Selbstmord begangen haben.«
    Am nächsten Abend kamen sie in ein Städtchen am Ufer des Murrombidgee. Der General hatte die westlich von Canberra zusammengezogenen australischen Truppen besucht.
    Nach kurzer Rast fuhren die Wagen Trenchhams und Georgs weiter. Auf der Kingsomhöhe bogen sie von der Straße ab und drangen, soweit es das dichte Unterholz erlaubte, mit ihren Fahrzeugen noch ein Stück nach Süden vor.
    Jenseits der Senke östlich der Kingsomhöhe zog sich am Berghang die neue Landstraße hin, die erst vor kurzem unter großen Schwierigkeiten zur Verbindung Sydneys mit Canberra gebaut worden waren. Die Straße war im allgemeinen durch ihre vielen starken Kurven sehr unübersichtlich. Das Stück gegenüber der Kingsomhöhe verlief jedoch über die Länge einer halben Meile ziemlich gerade. An dieser Stelle zweigte ein Seitenweg ab, der über die Kingsomhöhe führte und nach Sackville am Darling River weiterging.
    Durch die Meldungen aus der Zivilbevölkerung wurde die australische Führung ständig genau informiert, wie der Marsch der chinesischen Kolonnen vor sich ging. Die chinesischen Truppen, welche von Sydney auf Canberra vorstießen, waren etwa dreißigtausend Mann stark. Sie marschierten in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher