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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel
Autoren: Hans Dominik
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dabei Lydia an, die ihm verlegen die Hand vor den Mund halten wollte.
    »Weiter, Rochus!« rief Jan. »Immer ehrlich! Sag’s doch!« »Also offen gesagt, Jan, es ist auch ein großer Teil Neugierde von Lydia … von uns«, verbesserte er sich lachend, als ihm Lydia in gespieltem Zorn drohte. »Aber du wirst das verstehen, Lydia weiß doch, wie eng Georgs Erfindung mit dem Werk ihres Vaters zusammenhängt, und ist nicht wenig stolz darauf. Sie behauptet, ein Anrecht zu haben, etwas Näheres über Georgs Taten, die doch ans Wunderbare grenzen, zu hören.«
    Lydia wollte gegen Arngrims Worte aufbegehren, da fiel ihr Jan mit seinem gewohnten herzerfrischenden Lachen ins Wort. »Sie haben ganz recht, Fräulein Lydia. Wenn einmal die Öffentlichkeit über diese Geschichte aufgeklärt wird, darf der Name Allgermissen nicht vergessen werden. Da kenne ich Georg, er wäre der letzte, der sich mit fremden Federn schmücken würde.«
    »Wie lauten denn die neusten Nachrichten, Herr Valverde?«
    »Ja, mein Fräulein, da weiß ich wahrscheinlich nicht mehr als Sie. Von Georg persönlich habe ich über eine Woche nichts gehört und gesehen, weiß auch nur das, was Rundfunk und Zeitungen gemeldet haben. Na, ich denke, der Anfang wäre recht vielversprechend. Wird da so aus dem Handgelenk eine feindliche Brigade in die Tasche gesteckt, ohne daß auf beiden Seiten ein Tropfen Blut fließt.
    Obwohl ich die Künste dieses Zauberapparates schon oft genug miterlebt habe … Als ich von der Gefangennahme der Flieger und der Brigade hörte, war ich einfach platt. Wenn das in dem Tempo weitergeht, werden wir die Gegner bald alle gefangen haben.«
    »Da kann man sich ungefähr vorstellen, Jan, wie die anderen, die von Georgs Apparat keine Ahnung haben, aus dem Häuschen sind.«
    Ein Hausmädchen rief vom Garteneingang her: »Herr Valverde! Herr Astenryk ist am Telefon. Wollen Sie …«
    »Ah, ist ja wunderbar! Gleich bin ich da.« Jan war bei den letzten Worten aufgesprungen und eilte ins Haus. Lydia benutzte seine Abwesenheit, um sich nach Verliebtenart mit ihrem Verlobten zu streiten.
    »Mich so zu verleumden, Rochus! Du warst doch ebenso neugierig wie ich. Am Ohr müßte ich dich ziehen.«
    Sie stand auf, wollte zu Arngrim treten … wandte sich erschreckt um. Ein dunkler Schatten war über den Boden geglitten, ein unbekannter Mensch stand neben ihnen, die Augen in glühendem Haß auf Arngrim gerichtet.
    Ein Schauer des Entsetzens überlief Lydia, ihre Blicke suchten angstvoll das Gesicht ihres Verlobten, der tief erblaßt, wie fasziniert auf den Fremden starrte. »Turi Chan«, flüsterten noch eben die bebenden Lippen, dann schloß er die Augen, ein Zittern ging durch seine Gestalt. Er wollte sich erheben, als müsse er dem anderen folgen.
    Lydia stieß einen lauten Schrei aus. Ihre Arme umklammerten schützend Arngrims Haupt, ihr Kopf legte sich an seine Schläfe. »Du darfst ihm nicht folgen, mußt bei mir bleiben. Er will dich wieder von mir reißen«, schrie sie in tiefstem Entsetzen. »Tue es nicht! Bleibe bei mir!«
    Sie sah nicht das haßverzerrte Gesicht Turi Chans. Sah nicht, wie dieser in rasender Wut alle Energie seines Willens aufbot, den unerwarteten Widerstand zu brechen. Aber ein anderer hatte es gesehen, Marian. Er kam von der Jagd zurück, hörte die Stimme im Garten, ging darauf zu und sah das Bild vor sich.
    Sekundenlang stand er zu Stein erstarrt, unfähig, ein Glied zu rühren. Dann griff er mit zitternden Händen zum Gewehr, machte es fertig … Da, mit einem wilden Schrei der Verzweiflung, stürzte Turi Chan zusammen. Sein Geist war im Kampf mit der größeren Kraft der Liebe Lydias, die den Geliebten schirmend umgab, gebrochen. – Einen Wahnsinnigen, der in schwersten Fieberfantasien tobte, trug man ins Haus.
    Dr. Musterton, der sofort geholt wurde, stellte eine schwere Affektion des Zentralnervensystems fest und erklärte den Zustand des Kranken für sehr bedenklich.
    Nach einer langen Unterredung mit Arngrim stand Mustertons Meinung fest. Die Mittel, mit denen Turi Chan seinen Geist zu solchen übernatürlichen Leistungen reizte, mußten naturgemäß Gifte sein. Der häufige Gebrauch derartiger Toxine halte allmählich krankhafte Veränderungen des Gehirns hervorgerufen. Sicherlich hatte Turi Chan besonders große Dosen dieser Gifte genommen, ehe er nach Paulinenaue gekommen war, um, wie er in seinen Fieberfantasien verriet, seinen schlimmsten Feind Georg Astenryk zu vernichten. In seinem überreizten Zustand
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