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Der Befehl aus dem Dunkel

Der Befehl aus dem Dunkel

Titel: Der Befehl aus dem Dunkel
Autoren: Hans Dominik
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zwei Kolonnen, von denen die eine auf der neuen Straße vorging, die andere weiter östlich der Bahnlinie nach Canberra folgte. —
    Im Morgengrauen machte Georg, der mit Trenchham die Nacht im Wagen verbracht hatte, sein Gerät betriebsfertig. Während sie einen kurzen Imbiß nahmen, kam ein Adjutant Scotts und brachte die Meldung, daß das britische Einsatzregiment seine Stellungen bezogen hätte.
    »Achten Sie vor allem auf die Flieger, die nach Westen aufklären wollen«, sagte Trenchham zu Georg. »Alles, was Sie da in Ihren Bereich bekommen, muß runter. Was dann mit ihnen geschieht, kann uns zunächst einmal gleichgültig sein. Die Hauptsache ist, daß sie nichts von unseren Truppen sehen und melden. Flieger, die in südlicher Richtung nach Canberra steuern, lassen wir ungeschoren. Es wäre denkbar ungünstig, wenn wir gezwungen wären, viel von dem Fliegervolk herunterzuholen. Das würde die chinesische Führung vorzeitig mißtrauisch machen. Auch die fahrenden Truppen interessieren uns erst in zweiter Linie. Das Vorteilhafteste wäre, wenn die beiden letzten chinesischen Regimenter sich dicht aufeinander folgten.«
    Georg und Clennan sahen sich lachend an.
    »Viele Wünsche auf einmal, Herr Oberst! Ich wäre durchaus damit einverstanden, wenn alles so käme, wie Sie’s haben möchten. Im allerschlimmsten Falle müßten wir hier so schnell wie möglich verschwinden und uns zu General Scott mit dem Einsatzregiment zurückziehen.«
    »Das wäre ein sehr fatales Manöver. Auf drei Kilometer durch offenes Gelände fahren und gleichzeitig von allen möglichen Waffengattungen beschossen werden …«
    Dale hielt lauschend die Hand ans Ohr. »Ich höre Flieger. Bei der schlechten Sicht in dieser frühen Stunde werden sie uns wohl nicht gefährlich werden.« Er deutete bei diesen Worten nach Norden, wo in geringer Höhe drei Flugzeuge sichtbar wurden.
    Mit gespannten Blicken beobachteten sie die Flieger und atmeten auf, als diese, dem Band der großen Straße folgend, nach Süden zogen.
    Neues Motorengeräusch lenkte ihre Aufmerksamkeit nach Norden zurück. Eine lange Reihe von Kraftfahrzeugen kam auf der Straße daher. Wie sie mit den Ferngläsern feststellen konnten, war es die motorisierte Vorhut der chinesischen Infanterie. Und dann tauchten nach einer Weile die marschierenden Truppen auf. In gemischten Verbänden zog der Heerwurm nach Süden. Weit im Osten waren mit den Gläsern Luftverbände zu erkennen, welche die Verbindung nach rückwärts und der beiden Kolonnen untereinander aufrechterhielten. —
    Die Stunden verstrichen. Immer noch dauerte der endlose Vorbeizug. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, da hielt Trenchham den Augenblick für gekommen.
    »Die zweite Brigade bildet die Nachhut. Ich erkenne mit dem Glas genau die Abzeichen. Fangen Sie an! Lassen Sie die Spitze auf unsere Straße abbiegen. Die Waffen sollen sie wegwerfen, wenn sie die Senke passieren.« —
    Und nun vollzog sich ein einzigartiges Schauspiel, unbegreiflich und grotesk. Fünftausend wohldisziplinierte Soldaten folgten widerstandslos einem Befehl aus dem Dunkel aus feindlichem Munde, legten die Waffen ab und begaben sich geradeswegs in die Gefangenschaft. Auch Georg und die drei anderen erschauerten bis in ihr tiefstes Inneres, als sie das sahen.
    Obwohl sie alle die Wirkung des Apparates kannten, sie hundertfach erprobt hatten, machte doch das übergrandiose Schauspiel dieser über jedes menschliche Verstehen gehenden geistigen Knechtung so vieler Tausende den tiefsten Eindruck auf sie. —
    Als der Abend kam, befand sich der größte Teil der Gefangenen schon weit landeinwärts in wohl vorbereiteten Lagern. Australische Flieger berichteten, daß die andere, mehr östlich marschierende Kolonne in eiligem Rückzug auf Sydney begriffen sei.
    »Mögen sie laufen, wohin sie wollen«, sagte General Scott. »Es wäre kleinlicher Ehrgeiz, auch die andere Kolonne gefangenzunehmen. Wenn einmal Friede ist, müssen wir sie doch wieder nach Hause schicken.
    Daß wir zu guter Letzt noch den Marschall Takamori fingen, ist sehr wichtig. Sie, Herr Astenryk, werden ihm morgen Proben von Ihrer Kunst geben. Dann werden wir ihn nach Sydney zurückschicken. Die Verhandlungen mit der chinesischen Regierung werden dann schneller und leichter vor sich gehen.«
    *
    Die Welt stand noch unter dem ersten Eindruck dieser so unglaublichen Ereignisse, da kam eine Erklärung durch die australische Regierung.
    In kurzen Worten wurde dargelegt, daß der
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