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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch
Autoren: M.j. Rose
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seine Tochter dazu bewogen, sich den ihr nahestehenden Menschen anzuvertrauen, etwa ihm oder Malachai Samuels, und sich von ihnen helfen zu lassen, den rechten Weg zu ihrem Karma zu finden. Leider war sie in ihrem Unglauben ebenso hartnäckig wie er in seinem Glauben.
    Er nahm die Schachtel, die ihr Geheimnis wie ein trotziges Kind für sich behalten hatte, und legte sie mit der Unterseite nach oben auf eine Filzmatte. Intarsien aus unterschiedlich großen Kreisen, alle aus seltenen Tropenhölzern geschnitzt, formten sich zu einem zufälligen Muster.
    Der Gutachter, mit dem er tags zuvor in Prag zusammengetroffen war, hatte ihm eine ähnliche Schachtel präsentiert, vom selben Hersteller im Jahre 1802 angefertigt. Auch sie wirkte anfangs wie ein Rätsel ohne Lösung. Dann aber wies ihn der Experte auf das in die Deckelrosette eingebettete Sternbild hin: Taurus, der Stier. Ordnete man die Kreise auf der Unterseite dergestalt, dass sie dem Sternzeichen des Stiers entsprachen, öffnete sich wie von Geisterhand eine Geheimschublade.
    Bedächtig bewegte Jeremy nun die Kreise an der “Brentano-Schatulle”, wie sie im Auktionskatalog bezeichnet wurde. Der erste ließ sich problemlos einpassen. Obwohl von Natur aus ungeduldig, ging Jeremy bei den nächsten bewusst langsam vor. Seit vierundzwanzig Jahren studierte er nun die Kabbala, und eine der wichtigsten Erkenntnisse dieses Studiums war, dass seine Ungeduld von seiner Unfähigkeit herrührte, sich mit dem zu begnügen, was der Moment ihm bescherte. In der Kabbala hat jeder Buchstabe des hebräischen Alphabets mehrere Bedeutungen. Im Leben, so hatte Jeremy Logan erfahren, galt das genauso für jeden Augenblick. Und in jedem vergangenen Leben auch.
    Tief durchatmend schob er den letzten Kreis an Ort und Stelle und hörte sofort ein leises, mechanisches Klicken. Der doppelte Boden der Kassette glitt heraus. Was vorher unzugänglich gewesen war, bot sich ihm nun widerstandslos dar. Als Jeremy den Blick auf ein zusammengefaltetes Blatt Papier senkte, das vermutlich gut zweihundert Jahre lang dort versteckt gelegen hatte, da verspürte er sowohl Euphorie als auch eine jähe Angst.

4. KAPITEL
    N ew York City
    Donnerstag, 24. April – 11:34 Uhr
    Die Gegensprechanlage schnarrte. Verärgert über die Unterbrechung, äugte Special Agent Lucian Glass stirnrunzelnd hinüber zum Monitor. Um ins Gebäude zu gelangen, drückten zuweilen manche einfach aufs Geratewohl auf irgendeinen Klingelknopf. Entweder waren sie zu faul, um nach ihrem Haustürschlüssel zu kramen, oder der Pizzabringdienst musste eine Bestellung loswerden. Oder böse Buben legten es darauf an, die Gänge nach unverschlossenen Korridortüren auszuspähen. Erstaunlich, wie oft es selbst in einer Stadt wie New York zu Einbrüchen kam, weil Mieter oder Eigentümer bodenlos leichtsinnig waren. Diesmal aber kannte Lucian den stämmigen Mann, der unten im Windfang stand und in die Kamera guckte.
    Das im dritten Stock gelegene Apartment war mit einem ramponierter Kartentisch und vier Stühlen zwar spärlich möbliert, dafür aber mit Überwachungs-und Lauschtechnik vollgestopft. Während Lucian sich durch den Gerätewirrwarr zur Gegensprechanlage schlängelte, drückte Douglas Comley unten schon wieder auf die Klingel. Er war Lucians Vorgesetzter und Leiter des “Art Crime Teams”, kurz ACT.
    Mit Betätigen des Türöffners hörte das Schnarren schlagartig auf, und Lucian konnte mit dem fortfahren, was er zuvor gemacht hatte, nämlich dem gepflegten Englisch von Malachai Samuels zu lauschen. Der residierte direkt gegenüber im Gebäude der Phoenix Foundation und wurde mittels eines ultramodernen Hochleistungsrichtmikrofons abgehört. Seit dem vergangenen Sommer ermittelten das FBI, Interpol und die italienische Kriminalpolizei gegen den vorgeblichen Reinkarnationswissenschaftler. Man wollte ihm nachweisen, dass er als Drahtzieher hinter einem grenzüberschreitenden Kunstraub steckte, in dessen Verlauf drei Menschen ums Leben kamen und ein Kind entführt worden war. Bei den entwendeten Gegenständen, einem Edelsteinsatz von unschätzbarem Wert, handelte es sich angeblich um den sagenumwobenen “Schatz der verlorenen Erinnerung” – magische Kleinode aus der antiken Harappa-Kultur, die sich um 2800 vor Christus im Tal des Indus entwickelt hatte. Es bestand kein Zweifel, dass Samuels auf geradezu fanatische Weise besessen war, einen absoluten Beweis für die Wiedergeburt erbringen zu müssen. Möglicherweise hatte er
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