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Der Beethoven-Fluch

Der Beethoven-Fluch

Titel: Der Beethoven-Fluch
Autoren: M.j. Rose
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Möglichkeiten. Was wir daraus machen, liegt an jedem Einzelnen von uns” , antwortete Samuels.
    “Ja, ich kenne Ihre Meinung. Ich habe aber im Augenblick zu viel im Museum zu tun; da kann ich unmöglich nach Wien fliegen.”
    Lucian war, als schwinge in der Frauenstimme ein trotziger Unterton mit. Mit einer widerwilligen Handbewegung drehte er die Lautstärke leise, sodass man die jenseits der Straße stattfindende Unterhaltung nicht mehr verfolgen konnte.
    “Ich kann das hier nicht länger verantworten”, erklärte sein Chef. “Sie wissen ja, wie klein das Dezernat ist.”
    “Dann lassen Sie mich doch allein ermitteln.” Eigentlich war es eine Bitte, aber bei Lucian klang es wie ein Befehl.
    “Sie ermitteln nicht, mein Freund – Sie verbeißen sich geradezu in den Fall! Und das nützt uns beiden nichts. Nein, bedaure. Ich ziehe Sie von dem Fall ab.”
    Lucian trat ans Fenster und blickte hinüber zur Phoenix Foundation. Er war jetzt seit zehn Jahren beim FBI, anfangs im Dezernat für Kunstraub. Zum ACT war er versetzt worden, nachdem die Abteilung nach dem Sturz von Saddam Hussein als Folge der Plünderungen im Irak eingerichtet worden war. Seitdem hatte er mit seinem Team mehr als ein Dutzend Kunstschätze im Wert von über dreißig Millionen Dollar sichergestellt, unter anderem eine Zeichnung von Michelangelo und einen Satz seltener Münzen aus dem antiken Griechenland. Bei seinen vielen Erfolgen war zwar damit zu rechnen, dass früher oder später ein Fehlschlag kommen konnte. Doch dass es ausgerechnet diesen Fall treffen sollte, passte ihm ganz und gar nicht.
    Während er noch durchs Fenster guckte, öffnete sich das Portal der Stiftung und Meer Logan trat aus dem Gebäude. Mit hochgeklapptem Jackenkragen stand sie da, kerzengerade, das Gesicht dem vom Central Park heranfegenden Wind zugewandt, als wolle sie aus den heftigen Böen neue Kraft schöpfen. Dann ging sie langsam die Treppe hinunter und verschwand aus Lucians Blickfeld.
    “Wie lange noch?”
    “Ab heute zwei Wochen”, erwiderte Comley.
    “Zwei Wochen”, wiederholte Lucian entschlossen. Es klang wie eine Abmachung und ein Versprechen zugleich.

5. KAPITEL
    I st Ihnen aufgefallen, dass die Seelenwanderung gleichzeitig Erklärung und Rechtfertigung des Bösen auf der Welt bedeutet? Wenn die Übel, unter denen wir leiden, das Ergebnis von Sünden sind, die wir in vergangenen Leben begangen haben, dann können wir sie mit Ergebung tragen und hoffen, dass unsere künftigen Leben, wenn wir in diesem nach der Tugend streben, weniger kummervoll sein werden.
    – William Somerset Maugham, Auf Messers Schneide –
    Wien, Österreich
    Donnerstag, 24. April – 18:20 Uhr
    Hätte ein Passant in einer der engen, kopfsteingepflasterten Gassen des Wiener Bezirks Leopoldstadt zufällig mitbekommen, wie Jeremy Logan die Treppe zum Haus Engerthstraße 122 hinaufeilte, hätte er vermutlich weder ihn noch das unscheinbare Gebäude der “Toller Archäologiegesellschaft” eines weiteren Blickes gewürdigt. Nicht einmal das Portal mit seinem dekorativen, pfauenförmigen Schloss hätte sein Aufsehen erregt. Wenn in einer Stadt wie Wien überhaupt etwas aus dem Rahmen fiel, war es eher ein Mangel an Schmuckwerk. Direkt nach dem Drücken des Klingelknopfes verschwand Jeremy im Inneren und ging durch eine zweite, von draußen nicht sichtbare Tür. Erst die eingemeißelten Lettern, die das Fries über dem Eingang zierten, gaben den wahren Namen der Bruderschaft preis. Und Jeremy fiel einmal mehr der Gegensatz zwischen dem schmucklosen Äußeren und dem extravaganten Interieur ins Auge.
    Die “Gesellschaft für Erinnerungsforschung”, zu deren Verwaltungsrat Jeremy Logan gehörte, war eine Art Geheimbund. Gegründet im Jahre 1809, hatte der Verein es sich zur Aufgabe gemacht, das Werk des österreichischen Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall zu erforschen, eines Diplomaten und Wissenschaftlers. Der Freiherr war im Europa des 19. Jahrhunderts maßgeblich an der Verbreitung morgenländischer Weisheiten beteiligt gewesen. Von besonderem Interesse war für die Gründungsväter der Gesellschaft die Wiedergeburt. Eine Theorie, die vielen Glaubensrichtungen gemeinsam war: den eben erst entdeckten hinduistischen Shruti-Schriften, der jüdischen Kabbala, den Mysterienschulen des alten Ägyptens, den griechischen Philosophen und der christlichen Lehre aus der Epoche vor 500 nach Christus.
    Zum Sitz der Gesellschaft erkor man ein seinerzeit wertloses Grundstück
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