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Der Barbar

Der Barbar

Titel: Der Barbar
Autoren: Jason Dark
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Wassertropfen aufgebaut. Die nasse Gischt war überall und wurde auch nicht vom Fahrtwind weggefegt.
    Andere Fahrzeuge glitten an ihr vorbei. Sie waren nur mehr schnelle Schatten in all der Nässe. Wer hier nicht sicher seinen Wagen lenkte, der konnte es schon mit der Angst zu tun bekommen.
    Purdy Prentiss war voll konzentriert. Sie durfte sich nicht den geringsten Fehler erlauben. Innerhalb von Sekunden konnte auf solchen Fahrbahnen etwas Schreckliches passieren. Das hatte sie oft genug gehört. Darüber hatte sie auch immer wieder gelesen. Auf keinen Fall wollte sie in diese Klemme hineinkommen.
    Noch immer schaute sie auf das Heck des Anhängers. Sie wollte auch nicht überholen. Die Rücklichter glühten wie große Blutflecken, über die jemand hinweggewischt hatte. Weiterhin bildete die Gischt einen Vorhang, der einfach nicht abreißen wollte.
    Purdy geriet ins Schwitzen. Sie konnte den Grund nicht nennen. Sie glaubte nicht, dass es allein an ihrem konzentrierten Fahren lag. Das musste etwas anderes sein. Es war auch so plötzlich über sie gekommen und hatte sie erwischt wie ein Stich.
    Etwas würde passieren...
    Purdy hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest. Sie fuhr geradeaus. Sie behielt die Geschwindigkeit bei. Sie bewegte sich nicht auf ihrem Sitz. Sie schaute nach vorn. Sie sah das Heck, sah die Gischt, aber es gab noch ein Bild, das sich vor ihren Augen aufbaute, obwohl es real nicht vorhanden war.
    Eine düstere Landschaft mit einem rötlichen Himmel. Sie sah im Hintergrund Stangen von einem kargen Boden her in die Höhe ragen. Auf den Stangen steckten Menschen, die man einfach aufgespießt hatte.
    Purdy kannte die Bilder aus alten Zeichnungen und Holzschnitten. So hatten früher die grausamen Potentaten ihre Feinde getötet. Auf Pfähle geschlagen, und besonders bekannt dafür war Vlad Dracula, der Pfähler, gewesen.
    Die Staatsanwältin schüttelte den Kopf. »Verdammt nochmal, was ist das?«
    Die Antwort musste sie sich schuldig bleiben. Sie schüttelte den Kopf, um das Bild so zu vertreiben, doch das gelang ihr nicht. Etwas störte sie. Etwas hatte sich festgesetzt, und nach einigem Überlegen sah sie es als eine Erinnerung an andere Zeiten an.
    Und an alte...
    An sehr alte sogar. Sie wusste um ihr Geheimnis. Sie lebte damit. Sie war schon einmal auf dieser Welt gewesen und dann wiedergeboren worden. Ihr erstes Leben hatte sich in Atlantis abgespielt, einem Kontinent, der längst versunken war, gewissermaßen als Mittelpunkt einer gewaltigen Katastrophe.
    Purdy zwinkerte. Das Bild war da. Verdammt, warum? Sie sah das Heck des Anhängers und trotzdem auch das Bild. Es war sogar klarer, weil es von keinen Wasserschlieren auseinander gezogen wurde, wie es bei dem Wagen vor ihr der Fall war. Sie sah ihn längst nicht mehr so klar. Im über die Scheibe fließenden Wasser schien er sich aufzulösen, und jetzt fing der Anhänger sogar an zu schwanken.
    Purdy wischte über ihre Augen. Es war warm in ihrem Wagen geworden.
    Sie fühlte sich wie aufgepumpt. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken. Trotzdem war es ihr nicht möglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Das fremde Bild lenkte sie einfach zu sehr ab.
    Sie rollte weiter. Nur besaß sie nicht mehr die Kontrolle über ihren Wagen. Zumindest kam ihr das so vor. Weiterhin wischten die Schlieren an den Scheiben entlang. Sie fuhr nicht mehr im Freien, sondern durch einen nie abreißenden Tunnel aus Wasser.
    Vor ihr begannen die Blutflecken plötzlich zu tanzen. Sekundenlang reagierte Purdy Prentiss nicht, bis ihr klar wurde, dass sich der Anhänger des Trucks leicht von einer Seite zur anderen hin bewegte. Er war ins Schlingern gekommen.
    So etwas wie der Ton einer Alarmsirene schrillte durch den Kopf der Staatsanwältin. Die Gefahr bestand. Sie bildete sie sich nicht ein wie das seltsame Bild. Das Aquaplaning auf der Straße hatte dem Truck und dem Anhänger zu schaffen gemacht.
    Er wedelte jetzt von einer Seite zur anderen. Rechts neben ihr überholte sie jemand.
    »Der ist irre!«, flüsterte sie und drehte den Kopf.
    Sie sah den Schatten des flachen Fahrzeugs. Sie hörte auch das grelle Hupsignal, das nicht ihr, sondern dem Fahrer des Lastwagens galt. Der kümmerte sich darum nicht.
    Der Wagen überholte Purdy.
    In diesem Augenblick bremste der Truckfahrer. Er stieg voll in die Eisen, es konnte ein Fehler gewesen sein, aber wahrscheinlich war ihm nichts anderes übrig geblieben.
    Der Anhänger schwankte nach links und rechts. Er wurde zu einem
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