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Der Barbar

Der Barbar

Titel: Der Barbar
Autoren: Jason Dark
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Sie war froh, den Regentropfen entwischen zu können, stieg schnell ein und zog die Tür zu. Die Gesichter der Kinder verschwammen, weil das Regenwasser über die Scheiben rann.
    Purdy startete den Motor. Wenig später putzten die Wischer die Frontscheibe frei, und die Kinder traten zurück. Bei Purdy blieb der Eindruck ihrer traurigen Gesichter. Wer hier nicht rauskam, blieb immer unten, und das erzeugte leider auch Hass.
    Sie fuhr recht langsam über die schlechte Wegstrecke hinweg, die erst an ihrem Ende in eine normale Straße mündete. Sie wiederum durchschnitt eine kleine Ansiedlung. Wenig später würde sie die A 503 erreichen, die in Richtung Süden führte, in die City of London und damit ihrem Zuhause entgegen.
    Seit einiger Zeit lebte Purdy wieder allein, denn Eric La Salle, ihr Partner, war getötet worden. Die Zeit nach seinem Tod war für sie schwer gewesen, aber Purdy wusste auch, dass das Leben weiterging und dass sie ihren Job machen musste, denn er lenkte sie von den privaten Problemen ab.
    Für sie stand fest, dass sie an diesem Abend keine Ruhe finden würde. Der Fall hing ihr einfach nach. Den Anblick der toten Kinder würde sie nicht so leicht vergessen können. Obwohl sie es nicht wollte, tauchten immer wieder die Bilder vor ihren Augen auf. Die kleinen Gesichter, die so schrecklich leer waren. Die offenen Augen...
    Erstickt worden waren sie. Mit einem Kissen. Das zu tun, dazu gehörte schon etwas. Sie hatte die junge Mörderin danach gefragt und so gut wie keine Antworten bekommen. Hier und da ein Halbsatz oder ein Schulterzucken, das war alles gewesen. Und die Mörderin hatte noch immer nicht begriffen, dass ihr Leben verpfuscht war. Schlimmer hatte es für sie nicht kommen können.
    Es regnete stärker. Die Tropfen trommelten jetzt auf das Autodach. Da die Straßen lange trocken gewesen waren, konnte die erste Feuchtigkeit schon zu einer Gefahr werden. Da wurde der Asphalt glatt. Es gab genügend unvernünftige Fahrer, die einfach in Unfälle hineinrasten. Das hatte die Erfahrung gelehrt.
    Purdy Prentiss wunderte sich darüber, dass sie eben jetzt daran dachte. An eine Vorahnung, dass etwas passieren könnte, wollte sie nicht denken, aber sie würde schon vorsichtiger fahren, das nahm sie sich vor.
    Der Regen war ein Schleier, der sich über das Gelände gelegt hatte. Purdy fuhr in einem fast rechten Winkel auf die A 503 zu und sah auch über ihr den nassen Schleier liegen.
    Es herrschte recht viel Verkehr. Die Lichter der Fahrzeuge wirkten wie aufgepumpte Geister, die für einen Moment auftauchten und dann wieder in der dunklen Masse verschwanden.
    Sie musste an der Einmündung stoppen. Die Lücke hatte sie bald erspäht und ordnete sich problemlos in den fließenden Verkehr ein.
    Lastwagen rauschten mit ihren dicken Reifen über die schmierige Nässe. Purdy Prentiss fuhr gern schnell, aber nicht an einem Abend wie diesem. Sie passte sehr scharf auf, im Gegensatz zu vielen anderen, denn sie wurde oft genug überholt, und das auch von zahlreichen Lastwagen, deren Fahrer es mehr als eilig hatten, ans Ziel zu gelangen und manchmal auf dem Friedhof endeten.
    Auch jetzt wurde sie überholt. Es war ein großer Wagen mit Anhänger. Ein Fahrzeug, vor dem man Angst bekommen konnte, wenn es neben einem kleineren Auto herfuhr. Der BMW der Staatsanwältin war nicht eben groß, und so hatte sie das Gefühl, in einer Nussschale zu hocken.
    Wasserwolken hüllten sie ein. Die Wischer leisteten harte Arbeit, um die Scheiben zu befreien, aber immer wieder blieben Schlieren zurück oder irgendein Schmier von der Straße her, der Purdy einen Teil der Sicht nahm.
    Auch sie sehnte sich danach, in ihre Wohnung zu kommen. Dort wollte sie ein heißes Bad nehmen und danach eine Flasche Rotwein trinken. Aber sie wusste auch, dass sie es nicht schaffen würde, sich zu entspannen, denn der Fall war nicht so leicht zu vergessen.
    Sie ging noch weiter vom Gas, um den Truck vorbeizulassen. Der Ehrgeiz, an ihm vorbeizuhuschen, hielt sich in starken Grenzen. Lieber langsam fahren als tot zu sein.
    Der Regen hatte sich in den letzten Sekunden in einen starken Schauer verwandelt. In Sturzbächen fiel er aus den Wolken. Die Straße mit all ihren Fahrzeugen wurde plötzlich zu einer gefährlichen Piste, auf der das Aquaplaning an erster Stelle stand. Nichts sah sie mehr klar. Die Autos wurden zu verschwommenen Riesen. Sie fuhr hinter dem Truck, der sie überholt hatte. Zwischen dem BMW und ihm hatte sich eine Wand aus
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