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Der Barbar

Der Barbar

Titel: Der Barbar
Autoren: Jason Dark
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gesehen. Auch die Zeugen wussten nicht, wohin er plötzlich verschwand. Aber sie werden ihn nicht vergessen.«
    »Gut«, sagte die Staatsanwältin. »Aber er stand auf der Straße und hat niemanden mit seiner Kettensäge attackiert?«
    »Genau.«
    »Sehr seltsam«, murmelte Purdy.
    »Da sagen Sie was. Ich wollte es auch nicht glauben und kann es mir auch jetzt nicht vorstellen, aber einige haben ihn gesehen. Die können doch nicht alle meschugge sein.«
    »Nein, das nicht.«
    »Eben. Aber Sie sind Polizistin, Mrs. Prentiss. Es ist vielleicht Ihr Job, es herauszufinden. Ein Irrer, der mit einer Kettensäge herumläuft, und das auch noch mitten auf einer stark befahrenen Straße. Das hat uns noch gefehlt. Als hätten wir nicht schon genügend Ärger in dieser Welt. Die Angst vor einem Krieg. Der Verrückte im Irak und der andere Verrückte in den Staaten, verdammt, das reicht. Da brauchen wir nicht noch so etwas.«
    »Stimmt«, erklärte Purdy, die mit ihren Gedanken ganz woanders war. Sie dachte wieder an dieses schaurige Bild, das sie gesehen hatte. Sie wusste genau, dass es nicht in dieser Gegend vorhanden war, aber sie nahm es als ein Zeichen hin, und sie versuchte jetzt auch, es mit dem Erscheinen des Kettensägen marines in einen Zusammenhang zu bringen, was ihr allerdings nicht gelang.
    Inzwischen hatten die Streifen- und Unfallwagen die Stelle erreicht. Die rotierenden Lichter aus Blau und Rot schufen eine gespenstische Atmosphäre. Regentropfen glühten darin wie kleine Farbtupfer, und auch der nasse Asphalt hatte einen bunten Anstrich bekommen.
    »Gut«, sagte Purdy, »dann werde ich Sie jetzt wieder allein lassen. Ich nehme an, dass die Kollegen noch zu Ihnen kommen. Außerdem muss sich jemand um den verletzten Jaguarfahrer kümmern.«
    »Soll ich das auch Ihren Kollegen alles erzählen?«
    »Das wird nicht nötig sein, Mr. Cambox. Ich denke, dass die anderen Zeugenaussagen reichen werden.«
    »Ja, ja, das hoffe ich auch.«
    Purdy Prentiss verließ das Fahrerhaus. Sie hatte Glück, denn der Regenschauer war vorbei. Letzte dünne Tröpfchen fielen aus den Wolken. Über der nass glänzenden Straße schwebten Dunstschleier, und bis zu den Kollegen, die sich um den Unfall kümmerten, war es nicht weit. Purdy hätte sich normalerweise auch zu ihnen gesellt, an diesem Abend jedoch dachte sie anders darüber. Für sie war diese Karambolage kein normaler Unfall. Der war herbeigeführt worden. Es steckte etwas anderes dahinter. Es konnte durchaus der Beginn von etwas Schrecklichem sein, das mit dem menschlichen Verstand nur schlecht zu erfassen war.
    Da musste man anders denken. Aber davon gab es nur wenige Menschen. Zu ihnen gehörten John Sinclair und seine Freunde, zu denen sich Purdy Prentiss auch zählte.
    Sie hätte nicht so gedacht, wenn ihr nicht dieses schreckliche Bild in den Sinn gekommen wäre. Pfähle mit aufgespießten Menschen. Was hatte das zu bedeuten? Und jetzt noch dieser Typ mit der Kettensäge. Ebenfalls ein Rätsel.
    Purdy Prentiss hatte ihre Probleme, in beidem einen Sinn zu sehen. Möglicherweise machte sie sich zu viele Gedanken. Da hatte das eine mit dem anderen dann nichts zu tun, aber sicher sein konnte sie auch nicht.
    Wer stellte sich schon mit einer Kettensäge auf die Straße und provozierte einen Unfall? Warum? Was steckte dahinter? Purdy Prentiss konnte keine Antwort finden. Sie stand noch immer neben dem Lastwagen, schaute ins Leere und hörte die Stimmen der Polizisten bis zu ihr herüberschallen. Sie vernahm auch die leisen Geräusche der Funkgeräte, und manches Knistern erschien ihr wie eine Botschaft aus einem Geisterreich.
    Zwei Beamte kamen mit schnellen Schritten auf sie zu. Sie waren unterwegs, um festzustellen, ob sich der Unfall noch weiter ausgebreitet hatte.
    Purdy klärte sie über den verletzten Jaguarfahrer auf.
    »Und wer sind Sie?«, wurde sie gefragt.
    Sie zeigte ihren Ausweis.
    Die Männer nahmen Haltung an. Dann öffnete sie die Tür des Jaguars an der Beifahrerseite. Der Mann hatte seine schräge Position verlassen. Er saß jetzt hinter dem Lenkrad und schaute auf ihm drei fremde Augenpaare.
    Purdy wusste ihn in guten Händen. Sie drehte sich weg, denn sie wollte allein sein. Ein paar Schritte brauchte sie bis an den Straßenrand. Da es nicht mehr regnete, hatten auch andere Fahrer ihre Fahrzeuge verlassen. Ihnen und ihren Autos war nichts passiert. Einige telefonierten mit ihren Handys. Andere wiederum standen zusammen und unterhielten sich leise.
    Purdy
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