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Der Barbar

Der Barbar

Titel: Der Barbar
Autoren: Jason Dark
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der Tür.
    Der Mann hatte bemerkt, dass die Tür aufgezogen worden war. Er drehte den Kopf und schaute Purdy an. An der Stirn sah sie eine blutige Schramme, sie hörte auch das Stöhnen und dann die geflüsterten Worte, die sich über Kopfschmerzen beschwerten.
    »Ist das alles, was Sie haben?«, fragte sie.
    »Es reicht doch.«
    Sonst keine Verletzungen?«
    »Keine Ahnung.«
    Okay, bleiben Sie im Wagen. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann, Mister.«
    Eine Antwort bekam Purdy nicht. Sie schlug die Tür wieder zu. Aber sie setzte sich nicht wieder in ihren BMW, weil sie sehen wollte, was vor diesem Truck passiert war. Sie erinnerte sich auch an die Lichter, die sie gesehen hatte, weiter auf der Straße musste ein Unfall passiert sein, und der Fahrer des Trucks hatte ihn zu spät bemerkt. Einen anderen Grund für die Reaktion konnte sich die Staatsanwältin nicht vorstellen.
    Der Anhänger stand leicht quer. Nicht aber die Zugmaschine. Sie war das Ziel der Frau. Sie wollte auch mit dem Fahrer sprechen. Mit kleinen Schritten schob sich Purdy an der Seite des Anhängers vorbei. Der Regen hatten ihren Ledermantel zu einer großen glänzenden Speckschwarte gemacht. Die Haare klebten auf ihrem Kopf, und immer wieder rannen lange Wasserschlieren in ihren Nacken, um danach den Weg über den Rücken zu finden.
    Als ihre Sicht frei war, da sah sie, was dort vorn passiert war. Ein Unfall, in den mehrere Fahrzeuge verwickelt waren. Warnleuchten warfen ihre zuckenden Lichter über das Geschehen. Die Autos standen dort kreuz und quer. Mindestens ein halbes Dutzend Fahrzeuge war in diesen Crash verwickelt. Eine Frau rannte von der Straße weg in das Gelände hinein. Sie schrie und wollte sich auch von einem Mann nicht mehr zurückholen lassen.
    Die Polizei war noch nicht eingetroffen, aber die Straße war blockiert. Hier kam kein Auto mehr durch. Die Fahrbahn musste erst geräumt werden, und das würde dauern.
    Für Menschen gab es noch genügend Platz, und diese Chance nutzte Purdy Prentiss auch. Sie ging jedoch nur bis zum Fahrerhaus vor und stoppte dort. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, was nicht hoch genug war, und kletterte dann auf die erste Stufe an der Tür.
    Jetzt konnte sie durch die Scheibe schauen, auch wenn an ihr das Wasser herabrann.
    Das Fahrerhaus war leer. Niemand saß oder lag darin. Da ein Truck nicht von Geisterhänden gelenkt wurde, ging Purdy davon aus, dass der Fahrer seinen Wagen verlassen hatte. Möglicherweise stand er unter Schock, aber passiert war dem Truck hier vorn nichts. Er war weit genug vor dem letzten Fahrzeug angehalten worden.
    Ein Unfall, ja das stimmte schon. Er war auch nichts Besonderes, denn bei diesem Wetter passierte das öfter. Trotzdem kamen Purdy Bedenken. Rational konnte sie sich die Dinge nicht erklären, aber sie dachte wieder an die Szene, die sie kurz vor dem Unfall gesehen hatte.
    Es war ein Bild gewesen. Nicht mal existent, sondern eines aus einer tiefen Erinnerung hervorgeholt. Ein Erlebnis. Etwas aus ihrem früheren Leben.
    Warum ausgerechnet jetzt so kurz vor dem Unfall?
    Purdy wusste es nicht. Sie stand im Regen und dachte darüber nach. Eigentlich hatte sie weiter zu den anderen Fahrzeugen gehen wollen, doch etwas hielt sie zurück. So blieb sie wie eine einsame Figur stehen, beobachtete die Szene, ohne sie richtig wahrzunehmen.
    Aus den Wolken rieselte das Wasser, und weit vor sich in der Ferne sah sie die Lichter der alarmierten Streifen- und Krankenwagen. Die Lichtstreifen malten Schlieren in die Welt aus Himmel, Wasser und Dunst.
    Warum das schreckliche Bild von den Menschen, die auf Pfähle gesteckt worden waren?
    Purdy Prentiss kannte ihre Vergangenheit. Sie wusste, dass Ursache und Wirkung dicht beieinander lagen. Nichts passierte ohne einen bestimmten Grund. Auch wenn sie keinen Beweis dafür hatte, so ging sie davon aus, dass dieses Bild und der Unfall möglicherweise in einem Zusammenhang standen. Es konnte durchaus sein, dass nicht nur sie diese Szene gesehen hatte.
    Von den ineinander verkeilten Wagen vor ihr löste sich eine Männergestalt. Sie ging geduckt durch den Regen. Der Mann trug eine Mütze und eine Lederjacke. Er hielt den Kopf gesenkt und sah Purdy erst, als er dicht vor ihr war.
    »He«, sagte er.
    Purdy nickte nur.
    Der Mann wischte Wasser von seiner Stirn. »Sind Sie die Frau, die ich noch überholt habe?«
    »Das bin ich. Und es war verdammt nicht gut von Ihnen. Sie sehen ja, was Sie davon haben.«
    Er winkte mit beiden Händen ab.
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