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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter
Autoren: Minette Walters
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einlassen.«
    »Dann suchen Sie uns einen Verlag, der dazu 697

    bereit ist«, drängte George ihn. »Ebensogut hätte sie Roy überreden können, auch Howard umzubringen. Das Resultat war das gleiche.« Sie beugte sich vor. »Wissen Sie, was ich am abstoßendsten finde? Wie sie den Missbrauch, den sie durch ihren Vater erlitten hat, dazu benutzt, alle ihre Taten zu entschuldigen. Er war ein Scheusal, ja – niemals würde ich entschuldigen, was er ihr angetan hat.
    Ich empfinde sogar Mitleid mit ihr, wenn ich sie objektiv betrachte« – sie seufzte –, »aber Hunderte von Kindern werden jedes Jahr von ihren Eltern missbraucht, ohne dass sie zu Mördern werden.
    Sehen Sie sich Roy an. Ihm ist es mindestens so schlimm ergangen wie ihr, aber er behauptet nicht, dass sein Vater schuld an dem Verbrechen sei, das er an Cill begangen hat.«
    »Tut er Ihnen Leid, George?«
    Sie verzog wie üblich das Gesicht. »Nun, meinetwegen kann Louise behaupten, was sie will, ich glaube nicht, dass Roy und seine Freunde Grace Jefferies getötet haben. Nur eine Person hat an dem Tag in Grace’ Wanne gebadet. Nur ein Paar Handschuhe wurde gefunden. Es wird bei diesem zweiten Prozess zu einem genauso schweren Justizirrtum kommen wie beim ersten gegen Howard. Roy hat sich wenigstens bemüht, aus seinen Fehlern zu lernen. Er hat seinen Sohn nicht im Stich gelassen. Er hat Robyns Wunsch respektiert, das Pub zu führen und an den Jungen weiterzuge-698

    ben. Er hat seine Garage als Lagerraum für Peters Möbel zur Verfügung gestellt. Er hat Louise ein Zuhause gegeben – ebenso Colley Hurst. Kurz, er hat auf diese oder jene Weise für alle gesorgt. Auch für mich, als ich Krebs bekam. Aber nie wieder hat er das Leben anderer zerstört.«
    »Und Louise tut das immer noch?«
    »Ja.«
    Andrew tauschte einen Blick mit Jonathan, der so gut wie er wusste, dass kein Verlag einen Vertrag abschließen würde, der einen möglichen Verleum-dungsprozess einschloss.
    »Was meinst du?«, fragte er den Freund.
    »Sie ist schuldig«, sagte Jonathan. »Sie ist pathologisch eifersüchtig und hinterhältig. Sie gerät beim geringsten Anlass in blinde Wut und zettelt Streit an, wann immer es ihr in den Kram passt. Sie war die Einzige, die etwas zu fürchten hatte, wenn Grace mit der Polizei über Cills Verschwinden gesprochen hätte. Sie hat selbst das Messer geführt und sich an Grace’ Sterben ergötzt. Hinterher hat sie ein Bad genommen und den Kitzel genossen, dass sich Cill hier nach der Vergewaltigung gewaschen hat.« Er zuckte die Schultern. »Das Einzige, was wir vielleicht beweisen können, ist, dass etwas fehlt: Wenn sie wirklich nichts weiter getan hat, als Roy und seine Freunde ins Haus zu lassen, wie kommt es dann, dass die Polizei keinerlei Spuren von ihnen gefunden hat?«
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    »Worauf wartest du?«
    »Auf guten Rat«, antwortete Jonathan. »Wir haben beide keine Ahnung, wie man etwas nicht Vorhandenes nachweisen soll.«
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    28
    Gefängnis Winchester
    Dienstag, 29. Juli 2003, 15 Uhr
    Zusammen mit Sergeant Wyatt musste George in einem Raum gleich beim Eingang der Haftanstalt zehn Minuten warten, bevor Roy aus dem Unter-suchungsgefängnis zu ihnen gebracht wurde. Der Sergeant hatte sich diesem Plan gegenüber offener gezeigt als sie erwartet hatte, und sie hatte den Verdacht, dass Fred Lovatt da die Hand im Spiel gehabt hatte. Oder vielleicht verlor Louises Charme auch langsam seinen Glanz. Als sie schließlich ihrer Neugier nachgab und den Sergeant direkt fragte, was ihn veranlasst habe, dem Unternehmen zu-zustimmen, antwortete er ihr, dass er beginne, ihre und Dr. Hughes’ Argumente überzeugend zu finden. Aber die These von Howard Stamps Unschuld werde durch sie wieder entkräftet, warnte er sie.
    »Niemals werden Sie eine Bank voll Geschworene davon überzeugen, dass eine spillerige kleine Dreizehnjährige fähig war, ohne Hilfe eine erwachsene Frau niederzustechen und zu töten.«
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    »Mit Roy Trent und Sasha Spencer ist sie pro-blemlos fertig geworden«, erinnerte ihn George.
    »Und sie ist heute nicht wesentlich größer und kräftiger.«
    Als Roy schließlich hereingeführt wurde, reagierte er sofort feindselig auf George. »Was hat die hier zu suchen?«, fragte er Wyatt aggressiv, als er sich auf der anderen Seite an den Tisch setzte. »Zu mir haben Sie gesagt, es wär eine polizeiliche Vernehmung.«
    Der Sergeant bot ihm eine Zigarette an. »Ich habe mit Miss Gardener vereinbart, dass sie die Fragen stellt.«
    »Und wenn ich
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