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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter
Autoren: Minette Walters
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eine halbe Stunde lang eine Verrückte bei sich bewirtete – und alles, was sie ihm auftischte, anstandslos schluckte, ganz zu schweigen davon, dass er völlig hingerissen war von ihrem Charme.«
    Andrew lachte. »Einiges, was sie erzählt hat, war wahr.«
    »Zum Beispiel?«
    »Dass an dem Dienstagabend Blut an Grace’ Fenstern war.«
    »Das behauptet nur sie. Roy Trent bestreitet es.«
    »Aber die Polizei glaubt ihr. Sonst wäre er nicht unter Anklage gestellt worden.«
    »Ich würde lieber Roy glauben«, entgegnete Jona-694

    than. »Im Augenblick sieht es aus, als gelänge es Louise, sich die Hände in Unschuld zu waschen. In Bezug auf beide Morde.«
    Andrew sah George fragend an.
    »Ja, sie scheint eine blütenweiße Weste zu haben«, bestätigte George seufzend. »Sie hat lediglich zugegeben, dass sie am Montagabend Grace beschwatzt hat, ihre Tür aufzusperren. Sobald die Jungen drinnen waren, sagt sie, sei sie weggelaufen. Roy durchleuchten sie von oben bis unten, seit sie Cills Skelett mit den Überresten des Knebels im Mund gefunden haben … Sie lassen sich nicht darüber aus, ob eine Chance besteht, noch DNA-Spuren daran zu sichern – wahrscheinlich haben die sich längst in Luft aufgelöst –, aber der Fund bestätigt Louises Version der Ereignisse.«
    »Dann ist sie vielleicht wirklich unschuldig«, meinte Andrew. »Es ist doch ganz plausibel, dass sie am Dienstag zu Grace’ Haus ging, um nachzusehen, ob alles in Ordnung sei – und die Panikattacken erst bekam, als ihr klar wurde, dass das nicht der Fall war.«
    »Es ist völlig unglaubwürdig«, widersprach Jonathan gereizt. »Weshalb hätten Roy und seine Freunde Grace umbringen sollen? Sogar Louise hat ausgesagt, dass sie sich hinter dem Geräteschuppen versteckten – es spricht also nichts dafür, dass Grace sie überhaupt bemerkt hat. Louise hat ein Problem. Sie holte Cill aus dem Haus.«
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    »Ich spiele nur den Advocatus Diaboli«, erklärte Andrew milde. »Auch wenn Louise dir noch so unsympathisch ist, musst du wenigstens die Möglichkeit ihrer Unschuld in Betracht ziehen. Du bist doch derjenige, der sich hinterher beschwert, wenn Jeremy Crossley dir ›schlampige analytische Arbeit‹ vorwirft.« Er legte seine Fingerspitzen aneinander. »Was hat denn Louise für eine Erklärung zu bieten?«
    »Ach, die reist mit der Masche vom missbrauchten Kind. Sie war eine körperlich verletzte und verstör-te Dreizehnjährige … verwirrt darüber, dass Cill nicht nach Hause gekommen war … und wandte sich an ihre einzigen Freunde, die Jungen, die ihr weismachten, die Polizei würde sie noch einmal in die Mangel nehmen, wenn sie Grace nicht dazu bringen konnten, ebenfalls den Mund zu halten.
    Natürlich bekam sie Angst, dass sie sie getötet hatten, als sie das Blut am Fenster sah … aber dann wurde Howard festgenommen, und für sie war damit klar, dass sie es nicht getan haben konnten .«Er zog mit grimmigem Spott die Augenbrauen hoch.
    »Der ermittelnde Sergeant findet sie sehr überzeugend.«
    »Und Fred Lovatt?«, wandte sich Andrew an George.
    »Ist äußerst skeptisch. Aber er ist voreingenommen. Zu unseren Gunsten. Die Polizei in Poole versucht natürlich, das Letzte aus ihr herauszu-696

    quetschen, weil ihre Aussage das Fundament für Roy Trents Verurteilung wäre. Sie ist sehr schlau«, schloss George mit widerwilliger Bewunderung.
    »Mit jeder neuen Aussage gibt sie der Polizei ein zusätzliches kleines Detail, das diese braucht, während Roys Aussagen so voller Löcher sind, dass man sie mit einem Griff in Fetzen reißen kann.«
    »Hm.« Andrew blickte von einem zum anderen.
    »Und wo liegt nun das Problem? Warum seid ihr beide hier?«
    »Für uns gilt sie als Anstifterin zu dem Mord an Cill Trevelyan und als alleinige Mörderin von Grace Jefferies. Und in dem Buch möchten wir das auch so schreiben«, sagte Jonathan.
    »Könnt ihr beweisen, dass sie Grace ermordet hat?«
    »Eben nicht. Die Polizei hat das Beweismaterial aus Grace’ Haus entweder verloren oder vernichtet.«
    »Dann wird sie klagen«, sagte Andrew.
    »Genau das soll sie ja«, murmelte George. »So wie es jetzt aussieht, wird sie Colley Hursts Geld bekommen, eine Entschädigung vom Staat für das, was sie in der Kindheit erlitten hat, und ein kleines Vermögen von den Zeitungen, denen sie ihre Geschichte verkauft. Es ist so ungerecht!«
    Andrew schüttelte den Kopf. »Und ein weiteres kleines Vermögen von mir, wenn sie gewinnt.
    Niemals wird sich der Verlag darauf
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