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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter
Autoren: Minette Walters
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sie nicht beantworte?«
    »Werde ich für sie fragen. Das wird weit länger dauern, Roy. Aber Sie haben ja nichts vor.«
    Brummig nahm er das angebotene Feuer an. »Wo
    ist der Bimbo?«, fragte er mit einem höhnischen Grinsen zu George. »Wieso ist der nicht mit von der Partie?«
    »Dr. Hughes wartet draußen«, sagte sie. Es wunderte sie nicht, dass Roy wütend war, aber sie fragte sich, ob er sich ihr ähnlich verbunden fühlte wie sie ihm. Ihre Freundschaft hatte durchaus ihre heiteren Momente gehabt, und in seinen Augen lag etwas wie ein Erkennen, als erinnerte er sich. Kein Mensch, dachte sie, ist so böse, dass er nicht auch versöhnende Eigenschaften besitzt, und Roy war immer freundlich zu ihr gewesen.
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    »Er meinte, in seinem Beisein würden Sie nichts sagen.«
    Roy betrachtete sie einen Moment. »Da hat er verdammt Recht«, versetzte er schroff, »aber ich werde in Ihrem Beisein auch nichts sagen, Verehrteste.
    Sie hätten gar nicht erst kommen brauchen. Ich hätte Sie gleich beim ersten Mal, als Sie ins Pub kamen, wegschicken sollen.«
    »Und warum haben Sie es nicht getan?«
    »Weil Jim Longhurst, dieser blöde Kerl, Ihnen erzählt hat, dass ich Howard gekannt habe, und ich dachte, Sie würden misstrauisch werden, wenn ich nicht ein bisschen Interesse zeige.« Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und blickte finster von einem zum anderen.
    »Miss Gardener ist auf Ihrer Seite, Roy«, bemerkte Sergeant Wyatt mit sanfter Stimme. »Sie glaubt nicht, dass Sie Grace getötet haben.«
    »Umso dümmer. Wenn’s ich und Colley nicht waren, kann’s nur Howard gewesen sein, und sie macht doch schon seit Jahren die tollsten Verren-kungen, um zu beweisen, dass der Wichser unschuldig war.«
    Wyatt lächelte schwach. »Das habe ich auch zu ihr gesagt, trotzdem würde ich gern hören, wie Sie auf ihre Fragen antworten. Das ist hier keine offizielle Vernehmung, Sie brauchen also nicht mit ihr zu sprechen – aber ich würde vorschlagen, Sie tun es. Sie haben nichts zu verlieren.«
    703

    »Ich hab alles zu verlieren, wenn sie mir die Worte im Mund umdreht, damit sie und ihr Waschlappen von einem Schreiberling behaupten können, Howard wär unschuldig gewesen.«
    »Genau darum bin ich hier. Damit so was nicht passiert.« Wyatt klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Sie sind in Untersuchungshaft, weil der Richter der Meinung ist, dass Sie eine Gefahr für eine Zeugin sind – für Mrs. Fletcher. Aber das bezieht sich lediglich auf den Mord an Grace Jefferies.«
    »Die lügt doch wie gedruckt«, knirschte Roy Trent. »Nach dem Samstagabend waren wir nie wieder auch nur in der Nähe von Grace’ Haus.«
    »Dann überzeugen Sie uns davon, und die Untersuchungshaft wird möglicherweise aufgehoben.
    Im Fall Trevelyan, wo Ihnen Körperverletzung mit Todesfolge zur Last gelegt wird, hätten wir gegen eine Freilassung auf Kaution nichts ein-zuwenden gehabt. Sie haben bereits gesagt, dass Sie die Vorwürfe nicht bestreiten werden, und die Tatsache, dass Sie seit 1974 nicht mehr straf-fällig geworden sind und zur Zeit der von Ihnen begangenen Straftat noch ein Jugendlicher waren, wirken sich zu Ihren Gunsten aus.« Er machte eine Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Aber es ist schon etwas Überzeugenderes nötig als beharrliches Leugnen und Behauptungen wie ›sie lügt wie gedruckt‹, wenn der 704

    Mordfall Jefferies noch einmal überprüft werden soll.«
    Roy Trent sah ihn unverwandt an. »Glauben Sie vielleicht, ich hätte es Ihnen nicht gesagt, wenn ich was Überzeugenderes auf Lager hätte? Wie soll ich beweisen, dass das Miststück lügt? Micky ist tot, und Colley erinnert sich an nichts. Sie kann das Blaue vom Himmel erzählen – und Sie werden ihr glauben.«
    George beugte sich vor. »Es ist sehr schwierig, solch einen Beweis zu führen, Roy, ich weiß. Für Sie spricht, dass die Polizei keinerlei Hinweise darauf fand, dass sich zum Zeitpunkt von Grace’
    Tod mehr als eine Person in ihrem Haus aufhielt.
    Gegen Sie spricht Louises Behauptung, dass sie Ihnen Zugang verschafft hat; ferner die Tatsache, dass Sie ein Motiv, und dass Sie bereits einen Mord auf dem Gewissen hatten.«
    Er wich ihrem Blick aus; nicht weil er wütend oder verärgert war, sagte sie sich, sondern weil er sich schämte. »Es war ein Unglücksfall«, sagte er. »Mr. Wyatt glaubt mir, dass wir sie nicht töten wollten.«
    »Das Endergebnis war das gleiche«, entgegnete George.
    »Das leugne ich ja gar nicht«, sagte er
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