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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter
Autoren: Minette Walters
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Messer-angriff auf Colley?«, fragte sie. »Sie war so leicht zu widerlegen, und sie macht alles, was Sie sagen, suspekt.«
    »Weil ich die Nase voll hatte von Ihrem und Hughes’ ewigen Geblöke über Howards Unschuld.
    Ich wusste, dass er schuldig war – alle wussten es. Er war pervers, das ist so ziemlich das Einzige, was an Lous Aussage wahr ist. Ständig ist er um die Kinder am Colliton Way rumgeschlichen.«
    »Damit sagen Sie praktisch, dass alle Perversen Mörder sind, Roy. Dann könnte auch Louises Vater Grace ermordet haben.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Dafür wäre sie sofort zu haben, wenn es nur den kleinsten Beweis gäbe. Er hat sich ja auch nichts dabei gedacht, sie ka-puttzumachen. Sie hasst ihn aus tiefstem Herzen.«
    George nickte. »Daraus hat sie kein Hehl gemacht, als sie mit Andrew Spicer sprach.«
    Roy Trent zeigte grollendes Interesse. »Wann hat sie denn mit dem geredet?«
    »Das war vor fast drei Monaten.«
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    Er war überrascht. »Davon hat sie mir nie was gesagt.«
    »Bei dieser Gelegenheit hat sie auch zum ersten Mal erwähnt, dass sie an dem Dienstag Blut an Grace’ Fensterscheibe sah«, bemerkte George.
    »Uns passte das natürlich ins Konzept, weil es auf Howards Unschuld hinzuweisen schien. Aber Ihnen und Ihren Freunden passte es nicht. Dr. Hughes ist der Meinung, dass sie von dem Moment an, als er auf der Bildfläche erschien, begann, gegen Sie zu intrigieren, um Sie zum Sündenbock zu machen.«
    Roy Trent runzelte die Stirn. »Aber zu Sasha Spencer hat sie gesagt, dass Howard es getan hat.
    Das habe ich selbst gehört. Sie hat sogar genau erklärt, wie er es angestellt hat – dass er sich heimlich von zu Hause weggeschlichen hat, als seine Mutter betrunken war. Das ist die Wahrheit. Dieser ganze Quatsch, dass sie uns geholfen hat, ins Haus rein-zukommen, ist alles Lüge.«
    »Sie hat Howard nur beschuldigt, um den Eindruck zu erwecken, sie hätte Angst vor Ihnen.«
    George sah, wie sein Stirnrunzeln sich vertiefte.
    »Sie wollte das Eingreifen der Polizei provozieren.
    Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie Dr. Hughes’ Brieftasche und Reisepass stahl. Sie ist eine Frau, die etwas erleben will, und es langweilt sie bodenlos, das Kindermädchen für einen geistigen Krüppel zu spielen.« Sie schnitt ein Gesicht.
    »Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es sie inte-710

    ressiert, wer in den Schlamassel hineingezogen wird – Hauptsache, sie kann das alles hinter sich lassen und neu anfangen. Im Gegensatz zu Ihnen kennt sie keine Treue und hat kein Gewissen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Hat sie jemals Bedauern darüber geäußert, Cill an Sie ausgeliefert zu haben?«
    Er drückte mit den Fingern die Glut aus seiner Zigarette und ließ sie in den Aschenbecher fallen.
    »Darüber reden wir nicht.«
    »Was haben Sie damals gesagt? Wie haben Sie die Tatsache erklärt, dass Cill verschwunden blieb?«
    Er dachte zurück. »Ich sagte, sie wäre uns weggelaufen, als wir aus der Gasse herauskamen.«
    »Und Louise glaubte Ihnen?«
    »Danach habe ich sie nicht gefragt.«
    Der Sergeant beugte sich vor. »Wann haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Das war am Montagnachmittag. Sie hat mich auf dem Heimweg von der Schule von einer Telefonzelle aus angerufen, weil sie wissen wollte, ob die Polizei uns wegen der Vergewaltigung vernommen hatte. Ich sagte, ja, und sie hätten uns wieder gehen lassen.«
    »Und weiter?«
    »Ich habe gesagt, sie soll ja nichts vom Samstagabend sagen, weil die Polizei sonst sofort merken würde, dass wir wegen der Vergewaltigung gelogen hatten.«
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    »Haben Sie ihr gedroht?«
    Roy Trent nickte.
    »In welcher Form?«
    »Ich habe gesagt, wir würden den Bullen erzählen, dass der Einfall von ihr stammte.«
    »Zu der Vergewaltigung oder zu Cills Entführung aus Grace’ Haus?«
    »Zu beidem. Beide Male hat Louise uns das arme Ding in die Hände geliefert.« Er starrte niedergeschlagen an die Wand hinter Wyatts Kopf. »Ich kann jetzt überhaupt nicht mehr verstehen, warum wir mitgemacht haben – vielleicht weil wir wussten, dass Howard sie mochte. In Wirklichkeit hatten wir es ja auf ihn abgesehen.« Er schüttelte sich plötzlich, als müsste er sich von etwas befreien. »Das Problem war immer Lous großes Mund-
    werk. Ich habe zu ihr gesagt, sie würde ihr blaues Wunder erleben, wenn sie alles noch schlimmer machte.«
    »Sprechen wir jetzt von dem Gespräch am Sams-
    tagmittag oder dem am Montagnachmittag?«
    »Samstag. Da hatte sie uns schon
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