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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter
Autoren: Minette Walters
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sie so mochte, wie sie war – man könnte sagen, Colley hat dafür den besten Beweis geliefert, indem er Louise vollkommen vergaß.«
    »Hat sie jemals über den Mord an Grace oder über Howards Verurteilung gesprochen?«, fragte Wyatt.
    »Erst nachdem George auf der Bildfläche erschienen war und anfing, Fragen zu stellen.«
    719

    »Was sagte sie da?«
    »Dass George auf die Geschichte mit Cill stoßen würde, wenn sie zu viel herumschnüffelte.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Sie hatte Angst wegen der DNA-Proben.«
    »In welchem Zusammenhang?«, fragte George.
    »Mit Cills Ermordung oder der von Grace?«
    Roy sah sie nachdenklich an. »Mit der von Grace«, sagte er langsam. »Sie hat in Dr. Hughes’
    Buch gelesen, dass Howards Unschuld nachgewiesen werden könnte, wenn noch etwas von dem Beweismaterial existierte, das damals sichergestellt wurde. Sie hatte Angst, wenn das geschähe, würde die Polizei den Fall wieder aufrollen, und dann würde man beinahe mit Sicherheit auch Cills Verschwinden noch einmal unter die Lupe nehmen.« Er hielt kurz inne. »Sie hatte Angst, dass dann sie, Colley und ich in die Schusslinie geraten würden, weil wir alle damals von der Polizei verhört worden sind.«
    »Und was haben Sie darauf gesagt?«
    Er antwortete nicht gleich. George sah förmlich, wie es in seinem Gehirn arbeitete. »Ich sagte, Sie hätten mir bereits erzählt, dass das gesamte Beweismaterial vernichtet worden war und kaum eine Chance bestand, dass jemand anderes ins Bild rücken würde.«
    George sah ihn mit zusammengezogenen Brauen
    an. »Das habe ich nie gesagt, Roy. Nicht einmal 720

    die Polizei weiß, ob das Material noch existiert oder nicht. Fred Lovatt hat gesucht und nichts gefunden – aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Im Black Museum in London gibt es noch heute Reste des Beweismaterials, mit dem Jack the Ripper des mehrfachen Mordes überführt wurde.«
    Roys Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln. »Sie benahm sich völlig paranoid. Ich wollte sie nur aus dem Pub raushaben, bevor sie eine Riesenszene hinlegte. Schöner Witz, hm?
    Hätte ich den Mund gehalten, säße ich jetzt nicht hier.«
    Wyatt sah George fragend an.
    »Zwei Stunden später hat sie Dr. Hughes die Brieftasche und den Pass gestohlen«, erklärte George. »Nur aus dem Grund begannen wir, uns für Cill Trevelyan zu interessieren.« Sie lächelte bedauernd über die zunehmende Ernüchterung Roy Trents. »Ich sagte ja schon, sie kennt im Gegensatz zu Ihnen keine Loyalität, Roy, und vielleicht sollten wir schließlich doch ihrem Vater die Schuld geben. Hätte er nicht seine Frustrationen an ihr ausgelassen und sie zu lügen gelehrt, dann hätte sie nie gelernt, wie einfach – und angenehm – es ist, einen anderen für ihre eigenen Fehltritte büßen zu lassen.«
    721

    Von:
    [email protected]
    Abgesandt: Di, 29. 07. 03, 15 : 23
    An:
    [email protected]
    Betreff:
    Louise
    Lieber Robert, liebe Eileen,
    ich schreibe euch ohne Bil ys Wissen. Er hat den Mädchen und mir verboten, mit euch zu sprechen, aber irgendjemand muss reden, bevor diese schreckliche Situation sich weiter verschlimmert. Ihr könnt doch nicht so dumm sein, weiterhin für Louise zu lügen, wenn sie es darauf anlegt, Eileen als Grace’ Mörderin hinzustel en, fal s Roy Trent sich herauswinden kann. Viel eicht glaubt ihr, ihr wegen des Missbrauchs etwas schuldig zu sein.
    Viel eicht glaubt ihr, ihr zu helfen, wenn ihr ihr ein Alibi gebt.
    Aber das stimmt nicht. Ihr sprecht euch nur selbst schuldig. Ich vermute, ihr haltet an einer Geschichte fest, die ihr vor Jahren erfunden habt, aber damit erreicht ihr nichts weiter, als dass die Grube, die ihr euch grabt, immer tiefer wird. Denn ihr wisst ja nicht, was Louise sonst noch al es bei der Polizei erzählt hat.
    Bil y weiß, dass Eileen an dem betreffenden Montag und Dienstag nachmittags wie immer zur Arbeit gegangen ist, und das heißt, dass sie gar nicht nach Hause gekommen sein kann, bevor Robert bei Brackham & Wright seine Schicht angefangen hat. Erst am Mittwoch, als Louise die ersten Anfäl e bekam, ist sie nicht zur Arbeit gegangen. Robert, du weißt das doch auch, 722

    warum lügst du? Die von der Polizei stel en Bil y immer wieder dieselben Fragen. Wann seine Mutter am Dienstag nach Hause gekommen sei. Ob Louise da gewesen sei. Ob seine Mutter später noch einmal weggegangen sei.
    Eileen steht unter Verdacht, weil sie ausgesagt hat, dass sie Louise an dem besagten
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