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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat
Autoren: Brian W. Aldiss
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Empfehlung mitschwang, daß ich, was ich auch tun würde, dies doch still und unauffällig in einer verlassenen Gasse tun sollte.
    »Nun, ich rechne damit, schon ein wenig mitzukämpfen«, erwiderte ich. Eher benommen als verärgert, sagte ich zu Henrietta: »Es wird hier drin ziemlich stickig bei all diesem Zigarettenrauch, und es fängt an, nach Bier zu stinken, je wärmer es wird. Hast du nicht Lust, mit mir nach hinten zu gehen und dir unseren Luftschutzraum anzusehen?«
    »Das Rätsel« schenkte mir einen wachsfigurenhaften Blick, ehe ihre Augen vollständig abschalteten. »Wir haben auch einen Luftschutzraum, weißt du«, sagte sie in einem Ton, der andeutete, daß sie glaubte, eine besonders schlagfertige Bemerkung gemacht zu haben. »Ich bewahre dort meine Sammlung kleiner Vasen auf, nicht wahr, Mutter?«
    »Das stimmt, Liebes.« Mrs. Crane verfolgte lächelnd meine Aufklärung. »Sie hat ihre Vasensammlung in unserem Luftschutzraum untergebracht.«
    »Hm, ich denke, daß sie dort nicht beschädigt werden können, falls es einen Luftangriff gibt.«
    »Das war die Absicht hinter diesem Arrangement«, sagte Henrietta. Sie stieß ein kurzes, knappes Lachen aus, als wäre es ein vorher vereinbarter Code, der »Heute kein Sex« bedeutete.
    »Darf ich dir nachschenken?« fragte ich. Hundeurin oder Pferdepisse?
    Ann betätigte noch immer das Grammophon und legte eine Platte nach der anderen auf. Sie süffelte zusammen mit Sylvia von dem Sherry und kicherte. Jeremy Church strich um sie herum, als ob sie ihm beide ausnehmend gut gefielen, während Mrs. Church gequält dem Bericht der Tante der Moles von ihrer Ausbombung lauschte. Die meisten Schallplatten waren sentimentale, schnulzige Titel, die Ann bevorzugte.
    Ich mied den alten Church, der ganz begierig darauf war, über die Leiden des Weltkrieges zu reden (»Du erinnerst dich nicht mehr daran, aber damals war die Lage weitaus schlimmer«), und begann erneut mit Sylvia zu flirten.
    »Du hattest wohl nicht allzu viel Glück bei Henrietta!« sagte sie, und sie, Ann und ich brachen in schallendes Gelächter aus.
    Ihre Arme waren ziemlich pickelig, aber wir verstanden uns recht gut, als ich bemerkte, wie Nelson Anstalten traf, sich mit Valerie zurückzuziehen. Er zwinkerte mir derart vielsagend und zweideutig zu, daß ihm die Augen getränt haben müssen. Dieser verdammte Bastard! Die Eifersucht fraß mich auf. Valerie war nicht übel, ein wenig zu stämmig gebaut, was ihrer Zugehörigkeit zur weiblichen Heimattruppe zuzuschreiben war, aber sehr fröhlich – und jeder war sich darüber im klaren, daß die Mädels dieser Truppe es regelmäßig brauchten. Sie gingen vermutlich auf ein Glas in den Pub, und anschließend würde Nelson sie wahrscheinlich zu einer Runde Stehgymnastik an die Rückwand unseres Hauses lehnen. Ich wußte darüber Bescheid, weil er mir davon in sehr bescheidener Weise, zugleich aber auch voller Stolz erzählt hatte. Er erklärte, daß Stehgymnastik die anstrengendste Methode sei, Sex zu machen. Ich sehnte mich danach, es auch einmal auszuprobieren, wünschte mir, mich mal richtig auszubumsen.
    »Möchtest du dir nicht mal unseren Luftschutzraum ansehen, Sylvia?«
    »Was ist denn so Besonderes an eurem Schutzraum? Wir haben doch selbst einen.«
    »Na ja, aber hat eurer fließend kaltes und warmes Wasser?«
    »Nein, und ich möchte wetten, eurer hat das auch nicht!«
    »In einer Ecke ist er nur etwas feucht, wo Wasser hereinrinnt! Aber mal ernsthaft, ich bewahre dort meine Vasensammlung auf. Das wird dich sicherlich interessieren.«
    »Was hast du dort?«
    In diesem Augenblick, als der Kampf, unsere gute alte Syl in eine bequeme Stehgymnastikposition zu bringen, sozusagen auf der Kippe stand, kam mein Vater herein! Er hatte seinen Luftschutzrundgang beendet, auf dem er nach Lücken in der Verdunkelung der Leute in unserem Viertel Ausschau hielt. Er hatte seine Gasmaske und seine Taschenlampe in der Hand und dachte daran, seinen Stahlhelm nicht eher abzunehmen, als bis er vollends im Raum war, so daß jeder der Anwesenden an seine Pflichten erinnert wurde. Der Helm ließ ihn noch untersetzter erscheinen als sonst. Ich bemerkte dabei, daß der Rand seines Helms gerade bis zu der am meisten vorspringenden Körperpartie von Henrietta Crane hinaufreichte.
    Sein Eintreten verursachte einige Verwirrung. Die alte Mole-Tante verstand den Auftritt als ein Signal, schnellstens in Deckung zu gehen, und mußte von den Moles und Mrs. Church davon abgehalten
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