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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag
Autoren: Stephen King
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gelb und rot und grün. Sadie stolpert über irgendjemandes Stuhl, aber ich bin darauf gefasst und stütze sie mühelos am Arm.
    »Sorry, tollpatschig«, sagt sie.
    »Das warst du immer, Sadie. Es ist eine deiner liebenswertesten Eigenschaften.«
    Bevor sie danach fragen kann, schlinge ich den rechten Arm um ihre Taille. Sie umschlingt meine Taille mit dem linken Arm, blickt weiter zu mir auf. Die bunten Lichter gleiten über ihre Wangen und glänzen in ihren Augen. Wir fassen uns an den Händen, die Finger verschränken sich von selbst, und für mich fallen die Jahre ab wie ein Gewand, das zu schwer und zu eng war. In diesem Augenblick hoffe ich mehr als alles andere, dass sie nicht zu beschäftigt gewesen ist, um wenigstens einen guten Mann zu fin den, der John Claytons gottverdammten Besenstiel ein für alle Mal beseitigt hat.
    Sie spricht so leise, dass ihre Stimme wegen der Musik kaum zu hören ist, aber ich höre sie, wie ich es immer getan habe. »Wer bist du, George?«
    »Jemand, den du in einem anderen Leben gekannt hast, Schatz.«
    Dann trägt die Musik uns fort, die Musik lässt die Jahre dahinschwinden, und wir tanzen.
    2. Januar 2009 bis 18. Dezember 2010
Sarasota, Florida
Lovell, Maine

Nachwort
    NACHWORT
    Fast ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit John Kennedy in Dallas ermordet wurde, aber zwei Fragen bleiben unbeantwortet: War Lee Oswald wirklich der Todesschütze – und hat er allein gehandelt, falls er es war? Nichts, was ich in Der Anschlag geschrieben habe, wird Antworten auf diese Fragen liefern, weil Zeitreisen nur eine interessante Fiktion sind. Aber wenn es Sie wie mich neugierig macht, weshalb diese Fragen weiter offen sind, glaube ich, Ihnen eine aus zwei Wörtern bestehende befriedigende Antwort geben zu können: Karen Carlin. Nicht bloß eine Fußnote der Geschichte, sondern eine Fußnote zu einer Fußnote. Und trotzdem …
    Jack Ruby gehörte in Dallas ein Stripclub namens The Carousel. Miss Carlin, deren Künstlername Little Lynn war, tanzte dort. In der Nacht nach dem Attentat erhielt Ruby einen Anruf von Carlin, der fünfundzwanzig Dollar zur Miete für Dezember fehlten und die unbedingt ein Darlehen brauchte, um nicht auf die Straße gesetzt zu werden. Würde er ihr helfen?
    Jack Ruby, der andere Dinge im Kopf hatte, fertigte sie grob ab (überhaupt scheint Sparky Jack aus Dallas ein ziemlich unge hobelter Kerl gewesen zu sein). Er war entsetzt, dass der Präsident, den er verehrte, in seiner Heimatstadt ermordet worden war, und sprach mit Freunden und Verwandten wiederholt darüber, wie schrecklich das für Mrs. Kennedy und ihre Kinder sei. Auch betrübte ihn die Vorstellung, dass Jackie für den Prozess gegen Oswald nach Dallas zurückkehren musste. Die Witwe werde ein nationales Schauspiel abgeben, sagte er. Ihr Schmerz werde dazu missbraucht werden, die Auflagen der Boulevardpresse zu steigern.
    Es sei denn, versteht sich, Lee Oswald erlitte eine tödliche Bleivergiftung.
    Im Dallas Police Department kannte jedermann Ruby zumindest flüchtig. Er und seine »Ehefrau« – so nannte er seinen kleinen Dackel Sheba – waren häufige Besucher im DPD . Er verteilte kostenlose Eintrittskarten für seine Clubs, und wenn Cops dort aufkreuzten, lud er sie zu Drinks ein. Deshalb beachtete ihn niemand sonderlich, als er am Samstag, dem 23. November 1963, im Polizeigebäude auftauchte. Als Oswald, der seine Unschuld beteuerte und ein blaues Auge hatte, der Presse vorgeführt wurde, war Ruby dabei. Er hatte einen Revolver (ja, einen weiteren .38er, diesmal einen Colt Cobra) und war entschlossen, Oswald mit dieser Waffe zu erschießen. Aber das Gedränge war zu groß; Ruby wurde in den Hintergrund abgedrängt, und dann war Oswald fort.
    Also gab Jack Ruby auf.
    Am späten Sonntagvormittag betrat er die ungefähr einen Straßenblock vom DPD entfernte Filiale der Western Union und überwies »Little Lynn« fünfundzwanzig Dollar. Dann schlenderte er zum Polizeirevier hinüber. Er glaubte, dass man Oswald bereits ins Dallas County Jail verlegt hatte, und war überrascht, als er die vor dem Polizeigebäude versammelte Menge sah. Dort warteten Reporter, Übertragungswagen und gewöhnliche Gaffer. Die Verlegung hatte nicht wie geplant stattgefunden.
    Ruby hatte seinen Revolver dabei, und Ruby schlängelte sich in die Tiefgarage. Dabei gab es keine Probleme. Einige der Cops grüß ten ihn, und Ruby grüßte prompt zurück. Oswald war noch oben. Er hatte seine Bewacher im letzten Augenblick
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